Signal-Affäre in USA
Wie sicher kommuniziert die deutsche Bundeswehr?
Geheime Kommunikation bleibt ein sensibles Thema – nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Wie sicher ist die Kommunikation der deutschen Streitkräfte?

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Während die USA mit der Signal-Affäre ringen, zeigt der Taurus-Abhörskandal, dass auch Deutschland verwundbar ist.
Von Chiara Sterk
In den USA ist der Journalist Jeffrey Goldberg versehentlich in einen Chat eingeladen worden, in dem sich hochrangige Regierungsbeamte unter dem US-Verteidigungsminister Pete Hegseth über einen Militäreinsatz ausgetauscht haben. Auch in Deutschland gerieten sensible Informationen der Streitkräfte an die Öffentlichkeit – bei der Taurus-Abhöraffäre im Februar 2024.
Damals wurde ein Bundeswehroffizier abgehört, eine russische Propagandaplattform veröffentlichte das Gespräch. Wie sicher ist die Kommunikation im deutschen Verteidigungsministerium – und wäre ein Vorfall wie in den USA auch hier denkbar? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Könnte so etwas wie die Signal-Affäre auch in Deutschland passieren?
Auch in den USA ist Signal nicht dafür gedacht, dass dort Interna der Streitkräfte besprochen werden. Doch egal, wie sicher eine Plattform ist, gehe es um den verantwortungsvollen Umgang damit, betont Joachim Wagner, stellvertretender Pressesprecher des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI): „Da kann noch so viel sichere Technik bereitgestellt werden. Wenn sie nicht korrekt eingesetzt wird, lässt sich die Sicherheit nicht gewährleisten.“
Wie kommunizieren die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium?
Der gewährleiste „maximale Datensicherheit“ – weil er die Kommunikation durchgängig verschlüsselt und die Daten ausschließlich auf Servern der Bundeswehr speichert. Nur verifizierte Mitarbeitende mit aktiver Personalnummer können den Messenger nutzen oder an Besprechungen teilnehmen – also keine Journalisten, wie es bei Messengerdiensten wie Signal möglich ist. Reservisten haben nur während der Übungen Zugang zum Messenger. Auf privaten Computern läuft der Messenger nicht, auf den eigenen Smartphones darf der Messenger nur für als „offen“ eingestufte Informationen genutzt werden, wie etwa die Öffnungszeiten des Kasernenschwimmbads, erläutert der Verteidigungssprecher.
Wie sieht das in anderen Ministerien der Bundesverwaltung aus?
Neben einer Liste zugelassener Geräte – darunter auch Smartphones, die verschlüsselte Telefonie erlauben – gebe es Vorgaben, wann welches zu nutzen sei. So können Telefonie und Videokonferenzen bis zur zweithöchsten Geheimhaltungsstufe eingesetzt werden, sofern die Räume dafür geeignet sind und entsprechende Technik bereitstellen, erklärt Wagner. Neben den Geheimhaltungsstufen geht es auch um die Umgebung, in der Gespräche stattfinden. „Wenn ich abhörsichere Geräte in der Bahn oder auf dem Marktplatz nutze, nutzt mir auch der technische Schutz nichts.“ Das gleiche gelte, wenn man in abhörsicheren Räumen unsichere Technik einsetzt.
Wie sicher ist also die Kommunikation der Bundeswehr und der Bundesverwaltung?
Der „BwMessenger“ basiert auf der Plattform Element, der eine eigene Serverstruktur ermöglicht, erklärt Jochim Selzer. Selzer ist Sprecher des Chaos-Computer-Clubs, der größten Hackervereinigung Europas. Auch das von der Bundesverwaltung genutzt Wire verwende eine eigene Serverstruktur. „Eine eigene Plattform bietet deutlich mehr Kontrolle, was den Kreis der Nutzer und den externen Nachrichtenaustausch angeht“, so Selzer. Das irrtümliche Hinzufügen einer Nicht-Betriebszugehörigen lasse sich damit ebenso ausschließen.
Aber auch IT-Experte Selzer schließt menschliches Fehlverhalten nicht aus. So könne es etwa passieren, dass Geheimhaltungsstufen falsch vergeben würden. „Technik kann die Wahrscheinlichkeit und die Auswirkungen menschlichen Fehlverhaltens verringern, ausschließen kann sie die nie. Es wird immer jemanden geben, der die Brandschutztür mit einem Feuerlöscher blockiert.“