Wiedersehen im Zeichen des Abstiegskampfs

Wenn Großaspachs Regionalliga-Fußballer morgen zum Kellerduell beim VfB Stuttgart II gastieren, dann hofft der mittlerweile am Wasen unter Vertrag stehende 19-jährige Allmersbacher Lukas Sonnenwald, dass er gegen seinen Ex-Klub aus dem Fautenhau mit im Kader steht.

Vom Täle aus über fünf Zwischenstationen zu seinem Herzensklub nach Cannstatt gestürmt: Lukas Sonnenwald aus Allmersbach. Foto: VfB

Vom Täle aus über fünf Zwischenstationen zu seinem Herzensklub nach Cannstatt gestürmt: Lukas Sonnenwald aus Allmersbach. Foto: VfB

Von Timo Babic

Im Leben schließen sich oft die Kreise. Für den 19-jährigen Lukas Sonnenwald geschieht dies, wenn er am Mittwoch ab 19 Uhr in der Fußball-Regionalliga mit dem VfB Stuttgart II die SG Sonnenhof Großaspach erwartet. Denn in dem Abstiegskracher am Cannstatter Wasen treffen der aktuelle und der ehemalige Verein des Angreifers aus Allmersbach im Tal aufeinander. Auch wenn der Weg des 1,93 Meter großen Sturmtalents erst in der Winterpause in die Landeshauptstadt geführt hat.

Den Fußball lieben lernte Sonnenwald dort, wo er wohnt und lebt: im Täle. Beim SV Allmersbach machte er die ersten Schritte und blieb dort, bis er in der C-Jugend zur TSG Backnang wechselte. Nur zwölf Monate später zog es den 15-jährigen Angreifer zum Nachbarn in den Fautenhau. „Sportlich, menschlich und persönlich war Großaspach für mich die beste Zeit“, blickt Sonnenwald zurück. Bei der SG habe er damals sehr viele Freunde gewonnen. Vor allem das Trainerteam aus Sven Zurawka und Henrique De Castro hat „mich persönlich weiterentwickelt und zu dem Spieler gemacht, der ich heute bin. Beide haben immer geschaut, dass wir Spaß am Spielen haben, aber immer mit einer Ernsthaftigkeit, die ich bis dahin noch nie gesehen habe.“ In der Saison 2018/19 kam er nicht nur auf Einsätze in der B-Jugend-Bezirksstaffel. Unter Trainer Markus Lang durfte er auch in der U-19-Verbandsstaffel ran. Die Gegner in der Spielzeit hießen überwiegend noch Rommelshausen, Urbach oder Winterbach.

Von Stuttgart über Aalen und Ulm zurück in die Landeshauptstadt

Kurz darauf spielte Sonnenwald gegen große Namen des Fußballs. Im Sommer 2019 war er vom Fautenhau zu den Stuttgarter Kickers in die U-17-Bundesliga gewechselt. Für ihn ein Schritt in die richtige Richtung, obwohl „es sportlich fürs Team wie für mich nicht wirklich gut lief“. Das Team und Trainer Mustafa Ünal waren zum Zeitpunkt des coronabedingten Saisonabbruchs Letzte. Er schloss das Kapitel Kickers nach der missglückten Erfahrung ab und fand über die U 19 des VfR Aalen den Weg zum SSV Ulm.

Bei den Spatzen brachte er es in der Vorrunde der aktuellen Saison unter Trainer Christian Gmünder in der A-Junioren-Bundesliga dann in neun Startelf-Einsätzen auf fünf Treffer. Wie Sonnenwalds einstiger Aspacher Trainer Zurawka war Gmünder ein wichtiger Wegbegleiter: „Beide haben mir stets unglaublich vertraut, wenn’s sportlich auch mal nicht so klappte.“ Wobei es in Ulm einfach richtig gut lief, stand er doch dort fünfmal auch fürs Regionalliga-Team auf dem Platz. Unter anderem gegen die Bundesliga-Reserve des VfB Stuttgart, dessen A-Jugend er sich im Winter nun anschloss.

Für ihn was ganz Besonderes. Denn: „Von klein auf bin ich großer VfB-Fan.“ Wenn es zeitlich drin ist, steht er bei Bundesliga-Spielen in der Cannstatter Kurve. Dass er nun den roten Brustring selbst trägt, „hätte keiner je gedacht, nicht einmal ich. Für mich ist es ab und zu echt surreal.“ Das ändert aber nichts daran, dass der Allmersbacher mit der Stuttgarter U 19 das Double aus deutscher Meisterschaft und DFB-Pokal-Sieg anpeilt. Im Halbfinale setzte er sich mit seinem Team gegen den FC Bayern in der Verlängerung mit 3:1 durch und trifft nun im Finale am 20. Mai auf Borussia Dortmund. „Da kommt es einfach auf die Tagesform an und ich habe ein gutes Gefühl, dass wir da am längeren Hebel sitzen.“ Auch in der Liga scheint der Titel greifbar, führt der VfB doch die Tabelle an. „Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem starken Kader eine optimale Lösung finden, um am Ende ganz oben zu stehen“. Sein eigenes Ego stellt Sonnenwald dafür gern hintan. Der Mannschaftserfolg zählt.

Stand jetzt bleibt er nach dieser Saison am Wasen. Sonnenwald hat einen langfristigen Vertrag beim VfB und versucht dort, seinen Traum von der Bundesliga zu verwirklichen. Doch zuerst steht für den 19-Jährigen neben seinem Engagement in der A-Jugend mit dem VfB II der Abstiegskampf in der Regionalliga an. Dort sammelte er für Stuttgart beim Spiel in Aalen erste Einsatzminuten und stand mit Akteuren wie Daniel Didavi auf dem Platz. Mit dem 32-jährigen Mittelfeldakteur zu spielen und zu trainieren ist für Sonnenwald ein ständiger Lernprozess: „Das ist ein Spieler mit absoluter Vorbildfunktion. Welche Bewegungsabläufe und Spielideen er hat, das ist gigantisch.“

Wenn er nun mit der Elf vom Wasen auf Großaspach trifft, geht es für ihn um mehr als drei Punkte, verfolgt er seinen Ex-Klub doch weiterhin sehr aufmerksam: „Ich denke, die SG hatte in den letzten Jahren enorm gute Ansätze. Vor allem was die Jugendarbeit angeht. Auch der damalige Aufstieg in die Dritte Liga, und es dann zu schaffen, die Klasse sechs Jahre zu halten, war eine sehr gute Leistung.“

Er geht nun aber „erst einmal weiter meinen Weg mit dem VfB“. Damit der nach dem Sommer nicht in der Oberliga verläuft, sollte morgen im Nachbarschaftsduell ein Dreier her. „Ich freue mich sehr aufs Spiel, es wird hitzig und giftig. Mittwochabend, Flutlicht, Abstiegskampf, was will man mehr? Als Spieler oder eben als Fan hoffe ich, dass der VfB gewinnt und wir einen wichtigen Schritt zum Ligaverbleib machen.“ Den Nichtabstieg wünscht er jedoch auch seinem Ex-Klub nicht. Er selbst kann ohnehin nur die Runde der Stuttgarter U 21 beeinflussen. Er verspricht: „Dafür werde ich Tag für Tag alles reinhauen, um am Ende das gemeinsame Ziel zu erreichen.“

Erreichen will der Angreifer aus dem Täle, der vergangenes Jahr in Backnang sein Fachabitur gemacht hat, allerdings auch außerhalb des Sportplatzes noch einiges. Er liebäugelt mit einem Studium mit der Richtung Sport und Wirtschaft ab dem Sommer. Dafür will er eventuell die Angebote der VfB-Akademie in Anspruch nehmen. Hört sich an, als würde der 19-Jährige genau wissen, dass es vor allem eins braucht, um seine Träume im Fußballgeschäft zu verwirklichen: harte Arbeit. So wie bisher eben auch.

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Erstellt:
5. April 2022, 06:00 Uhr

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