SWR versteigert Requisiten-Fundus
Wildes Wettbieten um Tatort-Flipper
Bei der Fundus-Versteigerung des SWR haben die Bürger die Wahl zwischen mehr als 6600 sehr unterschiedlichen Objekten. Was ist besonders begehrt?
Von Kai Holoch
Manchmal können sogar Schwaben noch etwas von Hessen lernen. Denn die haben für hübsch anzuschauende, gelegentlich kunstvolle, meist jedoch sinnarme Wohnaccessoires, die früher oder später von einer dicken Staubschicht bedeckt werden, den schönen und durchaus liebevoll gemeinten Ausdruck Ribbedipsche erfunden. Das schwäbische Wörtchen Kruscht ist da viel zu negativ besetzt.
Jede Menge solcher Ribbedipsche finden sich nun bei der vom professionellen Auktionshaus Restlos.com organisierten Versteigerung, mit dessen Hilfe der SWR seit vergangenem Donnerstag seinen Fundus zu räumen versucht. Nachdem der SWR zunächst viele seiner Requisiten an Kulturinstitutionen im Land abgegeben hat, dürfen nun die Bürger ran. Mehr als 6600 Lose stehen zur Auswahl.
Ein Spanferkel ohne Kopf – aus Styropor
Das Angebot reicht von einem in der Mitte durchgesägten Trabi – das aktuelle Angebot liebt bei 330 Euro – über alte Türen, Kutschen und Konfettikanonen bis zu einen Mönchstatue aus Styropor (Stand Montag, 21. Oktober). Für die hat sich bisher zumindest ein Bieter interessiert und ist bereit, einen Euro (plus Versteigerungsgebühren und Mehrwertsteuer) in dessen Besitz zu investieren. Neben zahllosen anderen Objekten, die ohne Zweifel ebenso das Etikett Ribbedipsche verdienen, zählt hingegen das ebenfalls aus Styropor gefertigte Spanferkel ohne Kopf zu den doch recht zahlreichen Objekten, für die sich bislang noch keine Liebhaber gefunden haben.
Aber es gibt natürlich auch ganz andere Objekte, um die schon jetzt ein wildes Wettbieten begonnen hat. Ganz oben auf Liste steht aktuell ein Flipper, der im vergangenen Jahrzehnt gleich mehrfach bei verschiedenen Tatort-Produktionen, aber auch am Nikolaustag 2013 in der Sendung „Kaffee und Tee“ zum Einsatz kam. 1250 Euro muss man bereits jetzt überbieten, um sich Chancen auf das Objekt ausrechnen zu können. Mindestens genauso groß ist das Interesse an zwei gelben Telefonzellen. Auch hier liegen die Gebote bereits im vierstelligen Bereich. Für eine historische Benzin-Zapfsäule stehen aktuell 820 Euro zu Buche. Und noch kann bis zum 7. November dafür geboten werden.
Vom „Flitterabend“ bis zu den „Fallers“
Die spannenden Informationen zu den televisionären Einsätzen der zu ersteigernden Objekte liefern die Fundus-Nummer des SWR, mit deren Hilfe man sich bei vielen der angebotenen Objekte darüber informieren kann, wo und wann sie im Fernsehen zum Einsatz gekommen sind. Wer an Erinnerungsstücke aus der „Schlagerparade der Volksmusik“ oder vom „Flitterabend“ kommen will, wird ebenso fündig wie Anhänger der „Montagsmaler“ oder der „Fallers“.
Die Zuschläge werden zwischen dem 7. und 11. November elektronisch fallen. Wann genau der begehrte Artikel aufgerufen wird, kann man der Online-Ausschreibung entnehmen. Ebenso wichtig: Wer Objekte des SWR ersteigert, muss diese persönlich in der Halle in der Baden-Badener Saarstraße oder im Funkhaus in Baden-Baden abholen. Schon jetzt kann man sich online orientieren, wo die jeweiligen Objekte ausgegeben werden.
Neben der Chance, ein Stück SWR-Geschichte in die eigenen vier Wände zu holen, sei es, so erklärt eine SWR-Sprecherin auch nachhaltig, wenn möglichst viele Gegenstände ein neues Zuhause finden würden. Selbst auf die Gefahr hin, dass sie dort ein wenig einstauben.