Julia Nawalnja

Witwe von Kremlgegner irritiert mit Aussagen zum Krieg in der Ukraine

Kremlgegner Alexej Nawalny starb in einem russischen Straflager. Jetzt erscheint seine Autobiografie – und seine Frau äußert sich im Zuge der Werbetour auch zum Angriffskriegs Russlands.

Julia Nawalnja droht in Russland eine Haftstrafe.

© dpa/Monika Skolimowska

Julia Nawalnja droht in Russland eine Haftstrafe.

Von Michael Bosch

Die Witwe des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny, der Anfang des Jahres in einem russischen Straflager ums Leben gekommen war, hat mit Aussagen in einem aktuellen Interview mit der „Zeit“ für Aufsehen und Irritation gesorgt.

Zum Gegenangriff der Ukraine in der Grenzregion Kursk äußerte sich Julia Nawalnaja zurückhaltend. Ein Erfolg sei fraglich. „ Die Sache hat zwei Seiten. Ich verstehe die Ukrainer, ihr Land wurde überfallen. Die Ukrainer erkennen in dem Einmarsch Anzeichen für die Schwäche Putins, und das ist wichtig, einerseits“, so die 48-Jährige. „Andererseits empören sich die Menschen in Russland: „Was? Unser Land wird angegriffen?“ Das schweißt die Menschen zusammen, was wiederum der Propaganda nutzt. Ich bin mir nicht sicher, welche Seite sich am Ende durchsetzen wird.“

Nawalnaja und der Krieg in der Ukraine

Auch auf die Frage nach Waffenlieferungen gab Nawalnaja keine eindeutige Antwort: „Das ist schwer zu sagen. Der Krieg wurde von Wladimir Putin entfesselt, aber die Bomben treffen auch Russen.“ Sie forderte, dass alle russischen Truppen vom Gebiet der Ukraine abgezogen werden müssten.

Zudem wehrte sich Nawalnja dagegen, dass die russische Bevölkerung eine Mitschuld an dem Krieg trage. „Ich sage nicht, dass niemand in Russland diese „Spezialoperation“ unterstützt. Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sehr viele sie nicht unterstützen.“ Zu den russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine ergänzet Nawalnja: „Das ist furchtbar und nicht zu rechtfertigen. Doch in jedem Land gibt es Verbrecher. Daraus kann man nicht folgern, dass alle so sind.“ Den Krieg habe Wladimir Putin begonnen . „Es ist sein Krieg.“

Kiesewetter schimpft über Julia Nawalny

Roderich Kiesewetter, Verteidigunsexperte und Oberst a.D. kritisierte Julia Nawalnaja für deren Aussagen auf der Plattform X. Sie geriere sich „als Anwältin imperialer russischer Ansprüche“. „Es ist nicht nur Putins Krieg, sondern offensichtlich Russlands Krieg.“ Der „Bild“-Zeitung sagte Kiesewetter zudem: „Sie hat offensichtlich auch kein Verständnis für das legitime Selbstverteidigungsrecht der Ukraine, das auch die militärische Offensive der Ukraine auf russischem Gebiet eindeutig ermöglicht und unterstützt.“

Was prädestiniert Frau Nawalnaja, über Fragen der Selbstverteidigung zu urteilen? Es ist nicht nur Putins Krieg, sondern offensichtlich Russlands Krieg. Anstatt das legitime Selbstverteidigungsrecht der #Ukraine zu bestärken, wirkt sie mit solchen Aussagen eher als Anwältin… — Roderich Kiesewetter (@RKiesewetter) October 27, 2024

Julia Nawalny will in die Politik – wenn Putin weg ist

Nawalnaja wirbt derzeit für die Autobiografie „Patriot“ ihres Mannes. Nach seinem Tod hatte seine Frau angekündigt, seine Oppositionsarbeit aus dem Exil im Ausland fortzusetzen. Die Umstände von Nawalnys Tod sind nicht geklärt – zuletzt wurden gemutmaßt, dass er mit dem Nervengift Nowitschok umgebracht worden sei. Julia Nawalnja droth in ihrerm Heimatland eine Haftstrafe.

Nawalnaja hatte unlängst im Gespräch mit der BBC offenbart, dass sie eine politische Karrie in ihrem Heimatland erwäge – sollte Wladmiri Putin nicht mehr an der Macht sein. Ob sie sich vorstellen könne, nach Russland zurückzukehren, während Putin an der Macht sei? Nicht, während Putin an der Macht sei, sagte sie. „Aber ich hoffe, dass dieses Regime eines Tages stürzen und ich zurückkehren werde.“

Mit Material von dpa.

Zum Artikel

Erstellt:
29. Oktober 2024, 13:08 Uhr
Aktualisiert:
29. Oktober 2024, 14:30 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen