Waldbrände 2024
Wo brennt es derzeit in Kanada?
Feuerwehrleute kämpfen in mehreren kanadischen Provinzen verzweifelt gegen mehrere außer Kontrolle wütende Waldbrände. Die Gefahr, dass neue Feuer ausbrechen ist extrem hoch.
Von Markus Brauer
In Kanada ist die Sorge groß, dass die verheerende Waldbrandsaison 2023 sich in diesem Jahr wiederholen oder sogar übertroffen werden könnte. Das Land im Norden des amerikanischen Kontinents ist auch bei deutschen Urlaubern ein beliebtes Reiseziel.
Wie ist die Lage in Alberta?
Allein in der Provinz Alberta sind nach Angaben der kanadischen Provinz-Verwaltung 170 Waldbrände registriert worden. Mehrere Feuerherde sind außer Kontrolle.
Aktuell seien über 1800 Einsatzkräfte, 156 Hubschrauber und 21 Flugzeuge im Einsatz, um die Waldbrände in der gesamten Provinz zu bekämpfen, heißt es weiter.
Bisher ist in Alberta in diesem Jahr zu 940 Waldbränden gekommen, bei denen mehr als 535 000 Hektar verbrannt seien. 56 dieser Waldbrände gelten als außer Kontrolle, 50 sind eingedämmt, 61 sind unter Kontrolle und 770 wurden gelöscht.
Wie ist die Lage in British Columbia?
Zwischen Juni und September kommt es besonders im Westen Kanadas wie in British Columbia, Alberta, Saskatchewan, Northwest Territories und Manitoba wegen der Trockenheit immer wieder zu Busch- und Waldbränden.
- Region um Fort Nelson: In der Provinz sind aktuell einige Wildfires, vor allem im äußersten Nordosten der Provinz, rund um Fort Nelson gemeldet worden. Betroffen sind auch die Kootenay Rockies zwischen Revelstoke und Nelson. In der Nähe von Barkerville brennt es nur wenige Kilometer von dem historischen Ort entfernt.
- Gesperrte Highways: Der Trans Canada Highway zwischen Cache Creek und Spences Bridge bleiben aufgrund des nahen Shetland Creek Waldbrands gesperrt. Zudem ist der Highway 93 bei Windermere und der Highway 6 bei Silverton derzeit nicht passierbar. Zwischen Golden und Edgewater bei Radium Hot Springs ist der Highway 95 aufgrund eines Waldbrands gesperrt. Im Osten der Provinz ist mit einer verstärkten Rauchbelastung zu rechnen.
Wildfire Service: Der Tourismusverband Destination British Columbia empfiehlt Reisenden in die kanadische Provinz im Westen des Landes aufgrund der hohen Waldbrandgefahr besondere Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten. Auf Twitter posten der BC Wildfire Service aktuelle Infos und Warnungen. Auf den Campingplätzen in bestimmten Regionen gilt ein Feuerverbot. Es wird empfohlen vorsichtig und wachsam zu sein und Auffälligkeiten umgehend zu melden.
For information on alerts and orders please visit the Cariboo Regional District: https://t.co/dlCbbiHFa5pic.twitter.com/SdWtT8bBPs — BC Wildfire Service (@BCGovFireInfo) July 25, 2024
Touristenort Jasper durch Flammen zerstört
Bei einem verheerenden Waldbrand im Westen Kanadas ist ein Teil der im gleichnamigen Nationalpark gelegenen Stadt Jasper in der Provinz Albert zerstört worden. Die Feuerwehr kämpfte am Donnerstagabend (25. Juli) immer noch gegen die Flammen.
Das Feuer hatte die bei Touristen beliebte Stadt am Mittwochabend (24. Juli, Ortszeit) erreicht, nachdem sie sich zuvor schnell ausgebreitet hatten. Die 25.000 Einwohner sowie Touristen wurden in der Nacht evakuiert.
❗️ - A wildfire that ripped through the Canadian community of Jasper, Alta., on Wednesday night left large areas of the city incinerated. Video shared on social media on Thursday shows that blocks and blocks of buildings were destroyed by fire. The wildfire, turned into a… pic.twitter.com/96anih95bD — The Informant (@theinformant_x) July 25, 2024
Widerholt sich die Waldbrandsaison 2023?
Kanada erlebte 2023 die schlimmste Waldbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990. Es brannte nach Angaben des „Tagesschau“ eine Fläche von mehr als 15 Millionen Hektar nieder. 230.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden und acht Feuerwehrleute kamen ums Leben.
Was sagen Experten über die Intensität der Waldbrände?
Dem Feuerökologen Johann Georg Goldammer zufolge sagen Fachleute für Kanada schon seit Jahrzehnten vermehrte Brände voraus. „Das ist vorprogrammiert durch die Austrocknung der Böden, der Wälder und der Feuchtgebiete.“ In nördlichen Breiten gebe es in vielen Gebieten eine Grundwasserabsenkung.
„Früher gab es Feuerrückkehr-Intervalle von 300 bis etwa 900 Jahren“, so Goldammer weiter. Belege dafür seien in Jahrringen von Bäumen und den datierbaren Ablagerungen von Holzkohle zu finden. „Wir sehen jetzt schon eine erhebliche Verkürzung dieser Intervalle.“
„Wir hatten in Kanada ein Klima, das vorwiegend kalt und feucht war“, erklärt Goldammer, der das Zentrums für Globale Feuerüberwachung am Max-Planck-Institut für Chemie und an der Universität Freiburg leitet. Das verändere sich vor allem durch die Wetterextreme.
„Die Ausreißer wie längere Dürreperioden sind entscheidend. Sie versetzen den Wald in höhere Brennbereitschaft.“ Weitere Faktoren seien die Dauer der Schneeauflage, die Niederschlagsverteilung und die Temperatur. Kurzfristig spiele zudem Wind eine ganz wichtige Rolle.
Anderswo sind Experten ebenfalls nicht überrascht: „Eines ist klar: Der Klimawandel verstärkt extreme Wetterereignisse“, betont auch Ruben del Campo, Sprecher des spanischen Wetterdienstes Aemet.
Ist das Ausmaß der Brände außergewöhnlich?
Kanada kämpft in diesem Jahren schon sehr früh gegen Waldbrände in mehreren Teilen des Landes. Waldbrände sind in vielen Teilen Kanadas ein jährlich auftretendes Phänomen, bei dem auch immer wieder Menschen in Sicherheit gebracht werden müssen.
Der entscheidende Grund für die Zunahme der Feuer dürfte im Klimawandel zu suchen sein. In den Prärieprovinzen im Westen Kanadas stieg die Durchschnittstemperatur nach Angaben des Ministeriums für Umwelt und Klimawandel seit Mitte des 20. Jahrhunderts um 1,9 Grad Celsius.