Kaufkraft-Ranking
Wo sich die Menschen am meisten leisten können
Die höchste Kaufkraft in Deutschland findet sich in zwei Landkreisen mit «Millionärsseen». Doch Einkommen ist nicht alles, wie der fünfte Platz belegt.
Von dpa
Köln - Nirgends in Deutschland haben die Menschen so viel Kaufkraft wie in den beiden bayerischen Landkreisen Starnberg und Miesbach. Auch wenn das Leben in der Nähe von Starnberger See und Tegernsee überdurchschnittlich teuer ist: Die Einkommen dort sind so hoch, dass sie das mehr als ausgleichen, wie eine Datenauswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zeigt, die der Deutschen Presse-Agentur vorab vorlag. So bleibt in Starnberg von einem nominalen verfügbaren Durchschnittseinkommen von 40.205 Euro angesichts der hohen Preise noch ein reales Einkommen von 35.392 Euro, in Miesbach sind es nominal 38.621 und real 35.335 Euro. Genug für die bundesweiten Plätze eins und zwei. Deutscher Durchschnitt sind 25.790 Euro. Die Zahlen beruhen auf Daten aus den Jahren 2022 und 2023.
Auch dahinter folgen zwei Kreise mit schöner Landschaft, wie Studienautor Christoph Schröder anmerkt: Der Hochtaunuskreis bei Frankfurt und Nordfriesland mit Sylt mit Kaufkraftwerten von 33.011 und 31.378 Euro. Sie liegen ebenfalls bereits beim nominalen Einkommen weit vorne. Doch weil nominal einkommensstärkere Regionen wie der Landkreis München durch besonders hohe Preise nach hinten rutschen, geht es für sie bis ganz in die Spitze.
Versteckte Kaufkraftriesen
Überraschend wird es auf Platz fünf mit dem vergleichsweise unscheinbaren bayerischen Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge. Seinen Spitzenplatz verdankt der Landkreis der Tatsache, dass Einkommen bei der Kaufkraft nicht alles ist: Die Mischung aus Platz 55 beim Einkommen und den viertniedrigsten Lebenshaltungskosten jedenfalls reicht für eine starke Kaufkraft von 31.011 Euro. Auch der Großteil der folgenden Plätze gehen an solche "Hidden Champions", mit soliden Einkommen und durchschnittlichen oder unterdurchschnittlichen Kosten, wie Schröder sagt.
Am unteren Ende der Realeinkommensskala finden sich Duisburg, Gelsenkirchen und auf dem letzten Platz Offenbach mit real 19.022 Euro pro Einwohner. In Offenbach kommt ein niedriges Nominaleinkommen mit dennoch überdurchschnittlich hohen Lebenshaltungskosten zusammen.
Entscheidender Faktor für die Unterschiede im Preisniveau sind laut IW die Wohnkosten. Über sie hinaus gibt es selbst zwischen den teuersten und billigsten Regionen nur geringe Unterschiede. Teuerste Stadt ist München, das 24,4 Prozent über dem Durchschnitt liegt, am billigsten der Vogtlandkreis 9,6 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.
Basis der Berechnungen waren Einkommenszahlen der statistischen Ämter des Bundes und der Länder für 2022 und ein vom IW selbst erhobener regionaler Preisindex auf Basis Millionen teilweise automatisiert erhobener Daten aus dem Jahr 2023.