Wolkenwesen mit Botschaft

Von Christine Schick

Murrhardt. Gezeichnet und gemalt hat Sofia Rust schon als Kind. Die 20-jährige Murrhardterin arbeitet gerne an detailgenauen Zeichnungen beispielsweise von Tieren. „Aber auch Zeichentrick- beziehungsweise Comicfiguren mach ich sehr gern“, erzählt sie. Mittlerweile kombiniert sie das Malen und Zeichnen nicht nur, sondern hat mit ihrem ersten Kinderbilderbuch „Die Wompets und das Sternenleuchten“ auch eine ganz eigene Fantasiewelt geschaffen.

In Sternosien liegt allerdings auch einiges im Argen und in einigen Punkten ähnelt es der irdischen Welt auffällig. Die Wompets haben als kleine Wolkenmonster die Aufgabe, die Sterne für die Menschen zum Leuchten zu bringen. Je mehr Exemplare sie erstrahlen lassen können, desto besser. Die persönliche Leistungsbilanz ist für die Gemeinschaft und den Einzelnen selbst äußerst transparent: Wer fleißig und erfolgreich ist, dessen Sternohren leuchten hell und vermehren sich. Wumpi mischt da ganz vorne mit und wird von den anderen bewundert, während ältere Wompets nicht mehr so viel Kraft aufbringen und insofern bei der Gemeinschaft durchfallen.

Ein Außenseiter auf seinem Weg zurück in die Gemeinschaft

Ganz abgeschlagen ist Wutsch, bei dem die Sterne genauso dunkel bleiben wie seine Sternohren. Er ist nicht nur dem Hohn und Spott der anderen ausgesetzt, sondern von sich selbst enttäuscht. „Ich bin ein schlechter Wompet“, sagt er, wäre gerne wie der erfolgreiche Wumpi und verkriecht sich. Die Wende leitet Tonk, Schöpfer der Wompets, ein, der Außenseiter Wutsch klarmacht, dass es für ihn nicht um Leistung und Schönheit geht, sondern darum, ein gutes Herz zu haben. Sein Abschiedsgeschenk – eine Riesenportion leuchtender und vor allem bunter Sterne – hat es insofern noch mal in sich, weil es Wutsch vor eine erneute Probe in seiner Gemeinschaft stellt, die er aber im Sinne seines guten Herzens wunderbar besteht.

Die Geschichte ist mit fantasievollen Bildern und Figuren umgesetzt. Sofia Rust skizziert ihre Wolkenwelt mit ein paar Ankern und gut tragenden Farbstimmungen und bevölkert sie mit einprägsamen Charakteren, die durch die Bilderzählung führen. Die Hauptfiguren – Wutsch, Wumpi und Tonk – sind mit entscheidenden und liebevollen Details ausgestattet, ohne überfrachtet zu sein und ihren gnitzen Comiccharakter zu verlieren. Äußerst charmant ist auch der Begleiter des gebeutelten Helden als Nebenfigur – ein kleines Plüschtier, das Wutsch nie von der Seite weicht und das Abenteuer miterlebt.

Sofia Rust hat bei ihrem Buchprojekt verschiedene für sie neue Techniken ausprobiert, teils auch mit bewährten kombiniert und in die Bilder integriert – neben dem Zeichnen mit Buntstiften sind Aquarell- und Acrylfarben sowie Fineliner und Glitzerstifte zum Einsatz gekommen. Die Din-A3-formatigen Bilder hat sie digitalisiert und später mit den Texten der Geschichte verbunden. Rund ein halbes Jahr hat die Arbeit an ihrem beim Dienstleister Epubli selbst veröffentlichten Kinderbilderbuch gedauert. Was die Geschichte behandelt und transportiert, ist ein Thema, das sie schon länger umtreibt. In ihrer Ausbildung, aber auch früher in der eigenen Schulzeit hat sie erlebt, wie Kinder ausgeschlossen wurden, erzählt die 20-Jährige.

Das Thema der Geschichte ist eines, das auch in Ausbildung und Praxis auftaucht

Für sie sei es wichtig, möglichst früh zu vermitteln, dass solch eine Ausgrenzung nicht passieren darf. „Es kommt nicht auf äußerliche Dinge an, alle sind unterschiedlich, haben verschiedene Stärken, und das ist gut so“, sagt sie. In der Praxis hat es in den entsprechenden Situationen bisher für die angehende Erzieherin immer am besten funktioniert, wenn sie es geschafft hat, dass sich das Kind in die Betroffene oder den Betroffenen hineinversetzt hat. Dann ist die Chance am größten, dass Mädchen und Jungen „ihr Verhalten hinterfragen oder sogar ändern“.

Aber auch ein Bilderbuch, das eine Geschichte erzählt, kann Anstöße bereithalten. Teil der dreijährigen Ausbildung mit anschließendem Praxisjahr, die Sofia Rust zurzeit aus gesundheitlichen Gründen aussetzen muss, ist es, sich mit diesen Medien auseinanderzusetzen. Dazu gehörte auch die Frage, was ein gutes Bilderbuch ausmacht. Im Kern steht für die junge Frau dabei vor allem eine gute Message, von der die Kinder profitieren.

Gibt es Kinderbilderbücher, die sie selbst als eine Art Vorbild betrachtet und besonders gut findet? Die 20-Jährige wartet gleich mit dreien auf: „Der Grüffelo“ von Axel Scheffler (Autor/Illustrator) und Julia Donaldson (Autorin), „Mama Mu“ von Jujja Wieslander (Autorin), Sven Nordqvist (Illustrator), und „Elmar“, ein Bilderbuchklassiker zum Thema anders sein und Toleranz, von David McKee (Autor/Illustrator).

Sofia Rust hat ihrem Kinderbilderbuch, das ihrer Einschätzung nach für Mädchen und Jungen ab fünf Jahren geeignet ist, auch ein mögliches Servicepaket zur Seite gestellt: Die junge Frau hat zusätzlich Materialien erarbeitet, die den Einsatz des Buchs im erzieherischen Alltag thematisieren und Tipps dazu geben, wie beispielsweise der Einstieg ins gemeinsame Lesen aussehen kann; auch gibt es Bastelideen oder Ausmalbilder. Nun überlegt sie, ob sie dies möglicherweise mit einem Homepageprojekt verbinden kann.