Ton ist Gestein des Jahres

Wozu braucht man Ton?

Über den Boden, die oberste Schicht der Erdkruste, die zusammen mit Wasser die wichtigste Grundlage für unsere Ernährung und die Landökosysteme bildet, wissen wir oft sehr wenig. Zur Förderung des Wissens über Böden dient die Aktion „Boden des Jahres“, die seit 2004 besteht. Boden des Jahres 2025 ist Ton.

Tongrube Pfeul in Niederahr, Westerwaldkreis.

© GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung

Tongrube Pfeul in Niederahr, Westerwaldkreis.

Von Markus Brauer

Ton gehört mit zu den ältesten und wichtigsten Roh- und Werkstoffen der Menschheit. Das hängt mit seinen besonderen Eigenschaften zusammen:

  • Ton ist quellfähig, das heißt er kann Wasser aufnehmen, vergrößert damit sein Volumen und wird plastisch verformbar. Trocknet man den geformten Ton, bleibt er in Form und wird haltbar. Dies nutzt man in vielen Teilen der Welt, zum Beispiel zur Herstellung getrockneter Lehmziegel.
  • Noch stabiler und belastbarer ist gebrannter Ton: Beim Brennen wird das Wasser ausgetrieben und es entstehen neue Minerale und eine Schmelze, die beim Abkühlen als Glas für die Verkittung innerhalb des Materials sorgt. Auf diese Weise entsteht Keramik. Diese Anwendung nutzt die Menschheit seit nahezu 30.000 Jahren für die Herstellung von Gefäßen, Figuren, Ziegelsteinen, Dachbedeckungen oder Kunstwerken.
  • Außerdem wird Ton zur Abdichtung von Kanälen, Absetz- oder Regenrückhaltebecken, Teichen, Deichen und Deponien eingesetzt.
  • Mächtigere Formationen von hochdichtem Ton werden als Endlager für radioaktive Abfälle diskutiert – zum Beispiel favorisiert die Schweiz diese Lösung.
  • Ton ist aber auch eine Rohstoffquelle für Metalle (Nickel, Seltene Erden), wird in der Zementindustrie verwendet und kommt als Schamotte für die Innenauskleidung von Hochtemperaturöfen zum Einsatz.
  • Papier wird durch den Zusatz von Ton geschmeidiger und erhält eine glatte, opake Oberfläche.
  • Ton wird darüber hinaus in medizinischen und kosmetischen Produkten sowie zu therapeutischen Zwecken (Fango) eingesetzt.
  • Ton gehört zu den wenig verfestigten Sedimentgesteinen mit einer Partikelgröße von weniger als 2 µm (Aussprache: mü – entspricht einem Tausendstel Millimeter = 0,001 Millimeter) und besteht hauptsächlich aus den Tonmineralen Illit, Kaolinit, Montmorillonit und Chlorit.
  • Ton wird in Stillwasserbereichen der Meere oder auf dem Kontinent abgelagert und entsteht bei der Verwitterung verschiedener Gesteinsarten.
  • In Deutschland findet man Ton in vielen geologischen Formationen. Deshalb gab es früher viele Tongruben kleinräumlich verteilt, zum Beispiel zur Herstellung von Ziegeln. Die Tonlagerstätten im Westerwald zählen zu den größten Tonvorkommen Europas.
  • In Deutschland werden laut dem Bericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zur Rohstoffsituation 2023 jährlich 10 Millionen Tonnen Ton (einschließlich Bentonit und Kaolin) produziert.

Mit der Nominierung zum Gestein des Jahres 2025 soll der Ton einer breiten Öffentlichkeit nahegebracht werden; darüber hinaus wird allgemein auf die Bedeutung der Geowissenschaften und der Gesteine für das tägliche Leben hingewiesen. Das „Gestein des Jahres“ wird seit 2007 von einem Fachkuratorium des BDG ausgewählt.

Zum Artikel

Erstellt:
6. März 2025, 14:40 Uhr
Aktualisiert:
6. März 2025, 15:07 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen