Zwei Tälesklubs sorgen für Furore

Serie 70 Jahre Fußball an Rems und Murr (1970 bis 1980): SVU und Lippoldsweiler gleichzeitig in der 2. Amateurliga. Rems-Murr-Vereine erkämpfen sich 1976 einen eigenen Bezirk.

Marschierten mit Lippoldsweiler binnen zehn Jahren von der C-Klasse in die 2. Amateurliga: Hans Herb (links), Helmut Hermann (unten) und Kapitän Bernd Schneider, dem der damalige Auenwalder Bürgermeister Walter Schmitt den Pokal für den Sieg beim Weissacher Tal-Turnier überreicht. Foto: privat:

Marschierten mit Lippoldsweiler binnen zehn Jahren von der C-Klasse in die 2. Amateurliga: Hans Herb (links), Helmut Hermann (unten) und Kapitän Bernd Schneider, dem der damalige Auenwalder Bürgermeister Walter Schmitt den Pokal für den Sieg beim Weissacher Tal-Turnier überreicht. Foto: privat:

Von Dieter Gall

Die Siebzigerjahre waren unter anderem geprägt von einer Ligenreform im baden-württembergischen Fußball und dem Kampf der Rems-Murr-Fußballer um einen eigenen Bezirk. Gleichzeitig begann der Stern der TSG Backnang zu sinken. Dafür wurde das Täle zur kleinen Fußball-Hochburg. Phasenweise kämpften der SV Unterweissach und der TSV Lippoldsweiler gleichzeitig in der 2. Amateurliga um Punkte. Den Sprung auf die WFV-Ebene schaffte am Ende des Jahrzehnts dann auch der VfR Murrhardt.

Rems-Murr-Teams kämpfen um ihre Heimat: 1973 gab es im Ländle eine große Gebietsreform. Der größte Teil des Kreises Backnang und der Kreis Waiblingen verschmolzen zum Rems-Murr-Kreis. Die Verbandsoberen in Stuttgart nutzten die Veränderungen, um die Vereine aus den Altkreisen Backnang und Waiblingen dem Bezirk Stuttgart zuzuschlagen. Sehr zum Unwillen der Verantwortlichen an Rems und Murr, die erfolgreich um ihre Eigenständigkeit kämpften. Im Mai 1976 wurde in Birkmannsweiler der Bezirk Rems-Murr gegründet. Dem blieben auch die Klubs aus der Gaildorfer Ecke, aus dem Rot und dem Kochertal treu, obwohl die dortigen Kommunen dem Landkreis Schwäbisch Hall zugeschlagen worden waren. Zum Vorsitzenden wurde Philipp Wolf (Schwaikheim) gewählt. Der frühere Bundesliga-Schiedsrichter und später langjährige Vorsitzende Fritz Seiler (Schmiden) war Kopf der Spruchbehörde, Albert Keit (Gaildorf) wurde Schiedsrichter-Obmann und Friedrich Fischer (Weinstadt) Bezirksjugendleiter.

Vorkämpfer für die Eigenständigkeit des Rems-Murr-Fußballs: Fritz Seiler. Foto: B. Strohmaier

Vorkämpfer für die Eigenständigkeit des Rems-Murr-Fußballs: Fritz Seiler. Foto: B. Strohmaier

Beginn der sportlichen Flaute sowie Ex-Nationalspieler Klaus-Dieter Sieloff und VfB-Legende Willi Entenmann bei der TSG Backnang: Nach dem Abstieg aus der Regionalliga fand sich die TSG in der 1. Amateurliga wieder. Dort spielten die Backnanger bis zur Saison 1974/75 stets in der oberen Tabellenhälfte mit. Bis zur Saison 1975/76. In der ging es aber nicht hoch, sondern runter in die 2. Amateurliga. Die Rückkehr in die höchste Amateurklasse gelang der TSG danach jahrzehntelang nicht mehr. Daran änderten in den Siebzigern auch Zugänge wie Ex-Nationalspieler Klaus-Dieter Sieloff und VfB-Legende Willi Entenmann nichts.

Tälesklubs gemeinsam in der 2. Amateurliga: Als Aufsteiger schaffte der SV Unterweissach in der 2. Amateurliga in der Saison 1970/71 den Klassenverbleib. Dort bekam der SVU ab dem Sommer 1972 Unterstützung vom TSV Lippoldsweiler. Die Elf von Trainer Karl „Micki„ Hermann hatte den Titel in der A-Klasse Rems/Murr geholt. In seinem ersten Jahr belegte der Aufsteiger um die Sturmreihe Hans Herb, Norbert Lack und Jochen Weber einen Platz im sicheren Mittelfeld und lag auch vor Unterweissach. Nach der Saison 1973/74 musste Lippoldsweiler aber die 2. Amateurliga wieder verlassen. Den Nachbarn SVU erwischte es in der Runde drauf. In der wiederum schafften die Auenwalder zum zweiten Mal den Sprung in die 2. Amateurliga, stiegen jedoch 1976 gleich wieder ab.

SG Oppenweiler/Strümpfelbach nimmt Spielbetrieb auf: Nach Oppenweiler kam der Fußball erst 1971 Die Idee, in der Handball-Hochburg einen Fußballverein zu gründen, war zur Regionalliga-Zeit der TSG im Zusammenhang mit einer Ballspende von Richard Stoppel geboren worden. In der Saison 1971/1972 nahm die SG Oppenweiler/Strümpfelbach den Spielbetrieb in der C-Klasse Backnang auf. Bereits zwei Jahre später stieg die SGOS als Meister in die B-Klasse auf.

Zwei Tälesklubs sorgen für Furore

Neuordnung des Spielbetriebs im Ländle: 1978 führten die Verbände Nord- und Südbaden sowie Württemberg unterhalb der Zweiten Bundesliga gemeinsam die Oberliga Baden-Württemberg neu ein. Dieser damals dritthöchsten deutschen Spielklasse mit 20 Vereinen gehörten die besten Teams der Schwarzwald-Bodensee-Liga sowie der 1. Amateurligen Nordwürttemberg, Nordbaden und Südbaden an. Der Rest wurde auf die neu gegründeten Verbandsligen Württemberg, Süd- und Nordbaden verteilt. Aus den fünf Gruppen der 2. Amateurliga wurden in Württemberg vier Landesliga-Staffeln. Darunter gab es nun statt der A-Klasse die Bezirksliga und aus der B- sowie C-Klasse wurden Kreisliga A sowie Kreisliga B. Der VfL Schorndorf, der Jahre später mit dem TuS Schorndorf zur SG Schorndorf fusionierte und seit 1976 einziger Rems-Murr-Vertreter in der obersten Amateurspielklasse war, kam als Zehnter der 1. Amateurliga Nordwürttemberg in die Verbandsliga. Zweit-Amateurligist TSG Backnang war einziger Vertreter aus dem Murrtal in der Landesliga, Staffel 1.

VfR Murrhardt steigt in die Landesliga auf: An der großen Freude im Täle und in Murrhardt änderten die Neuerungen nichts. Der SV Unterweissach bejubelte nach der Saison 1977/78 als Meister der B-Klasse, den Aufstieg in die nun Bezirksliga heißende höchste Rems-Murr-Spielklasse. Wobei der SVU schon ein Jahr später wieder runter musste. Jubel herrschte nach der Saison 1978/79 dagegen in Großaspach, denn die Spvgg wurde in der Kreisliga A, Staffel 2, Meister vor dem SV Kaisersbach. Ein Jahr später scheiterte der Aufsteiger in der Bezirksliga als Zweiter nur knapp am Durchmarsch in die Landesliga. Den Aufstieg feierte dafür der VfR Murrhardt, der sich auf dem Weg zum Titel allerdings drei Spieltage vor Schluss noch von Trainer Umberto Guancialino getrennt hatte. Mit Interimscoach Wolfgang Schopf machte die VfR-Elf um Torwart Herbert Sturm und das treffsichere Angriffstrio Harald Binder, Klaus Tiefenbacher sowie Rainer Gehring den Aufstieg in die Landesliga perfekt. Damit kämpften die Walterichstadter in einer Liga mit der TSG Backnang um Punkte, da die Etzwiesenelf im Titelkampf zum wiederholten Mal knapp gescheitert war. Diesmal am SV Leingarten. Besser war es in der Kreisliga A2 für den SV Allmersbach gelaufen, der als Meister in die Bezirksliga aufstieg.

Mit der Serie blicken wir auf die sieben Jahrzehnte Fußball im Murrtal und auch an der Rems nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Wir erzählen von großen Erfolgen, heißen Duellen und Vereinen sowie Ligen, die es nicht mehr gibt oder andere Namen haben.

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Erstellt:
4. März 2021, 06:00 Uhr

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