6. BKZ-E-Football-Cup: Dank flinker Finger in Liga eins am Ball
Burak May kämpft als Kapitän des FC Heidenheim in der Virtual Bundesliga um Punkte. Beim Turnier in Backnang nächsten Samstag ist der Profi aus Ostfildern mit guten Tipps für die Teams am Start und bietet Zuschauern die Chance, sich mit ihm im direkten Duell zu messen.
„Ich war irgendwann an dem Scheideweg: Soll ich mich auf Fußball oder auf E-Sport konzentrieren?“, erzählt Burak May. Er entschied sich dafür, nicht mehr für den TV Nellingen in der Kreisliga dem runden Leder hinterherzujagen, sondern in der Virtual Bundesliga am Ball zu bleiben. Nach Anfängen beim VfB Stuttgart ist der 29-Jährige nun Kapitän des 1. FC Heidenheim. Das bedeutet, „dass ich nicht nur spiele, sondern auch mit organisatorischen Dingen beschäftigt bin“, erzählt er. Eine Erfahrung, die Burak May kommenden Samstag wohl helfen wird. Dann gibt er beim 6. BKZ-E-Football-Cup im Foyer der Hauptgeschäftsstelle der Volksbank Backnang ab 11 Uhr den Spielern der zwölf Teams und den Zuschauern Tipps und Infos. Außerdem steht der Bundesliga-Spieler für Interessierte zwischen 12 und 14 Uhr für Duelle unter dem Motto „Beat the Pro“ zur Verfügung.
Mit dem Fußballvirus infiziert war Burak May schon von klein auf. In Ostfildern geboren, kickte er als Kind, als Jugendlicher und als Erwachsener für den TB Ruit und den TV Nellingen. Allerdings reizte ihn auch ziemlich schnell die Fußballzockerei an der Konsole. Vor allem, weil sich dort ziemlich schnell zeigte, dass er dafür Talent besitzt. Zunächst bekamen das seine Kumpels zu spüren, die immer öfter gegen ihn verloren. Es kamen die ersten kleineren Turniere und 2017 dann die Teilnahme an der sogenannten Weekend-League, einem Wettbewerb auf internationaler Ebene. „Ich habe gemerkt, dass ich an die dortigen Top 100 rankomme“, blickt May zurück und erzählt: „Im folgenden Jahr habe ich dann gegen Leute aus der Bundesliga gespielt und teilweise gewonnen. Da hat mich das Feuer gepackt.“ Einige Monate später mischte er beim Qualifikationsturnier für die Virtual Bundesliga mit. Ergebnis: „Ich habe 90 von 90 Spielen gewonnen und der VfB Stuttgart ist auf mich aufmerksam geworden.“
Beim VfB in der Bundesliga begonnen, nun der Kapitän in Heidenheim
Seither ist er dabei, wenn die deutsche Elite im E-Sport um die Meisterschaft kämpft. Zuerst beim VfB Stuttgart, dann beim 1. FC Heidenheim, ehe es für eine Saison zurück an den Wasen und nun wieder nach Heidenheim ging. Der Fußball an der Konsole erforderte zunehmend mehr Zeit und immer öfter kollidierten die E-Sport-Termine mit denen auf dem Fußballplatz bei der zweiten Mannschaft des TV Nellingen: „Sowohl die Virtual Bundesliga als auch die Kreisliga spielt am Sonntag, und ich musste immer öfter meinem Trainer sagen: Ich weiß nicht, ob es mir zeitlich reicht.“ Es sei eine schwere Entscheidung gewesen, sagt der BWL-Student dazu, die Fußballschuhe in die Ecke zu stellen. „Ich weiß auch heute noch nicht, ob es richtig war, dafür kicke ich einfach zu gerne.“ Ganz aufgehört hat er deshalb auch nicht. Einmal pro Woche trifft er sich noch mit Freunden zum Fußball, sagt aber auch: „In jüngster Vergangenheit haben wir es nur noch selten geschafft.“
Sein BWL-Studium in Nürtingen und das Dasein als E-Sportler sorgen dafür, dass es ihm trotzdem nicht langweilig wird. Zumal das Engagement im Heidenheimer Team nur ein Teil seiner Zeit an der Konsole ist. Hinzu kommen Turniere und der Bundesliga-Wettbewerb für Einzelspieler. Außerdem ist da noch das Training. „Wenn eine neue Version des Spiels rauskommt, dann übe ich acht bis zwölf Stunden täglich“, erzählt Burak May. Das reduziere sich nach einigen Wochen zwar auf vier bis sechs Stunden, doch auch das ist nicht gerade wenig Zeit. Überhaupt, so der 29-Jährige, entwickle sich das Fußballspiel an der Konsole jedes Jahr weiter. „Als ich angefangen habe, lief sehr viel übers Passspiel und die Spielkontrolle, nun geht es immer mehr um die sogenannten Skills einzelner Spieler. Mittlerweile kannst du einen zweiten Spieler mithilfe des Player-Locks in die Partie einbeziehen und in der Bewegung mitnehmen.“
Bei ihm und seinen Mitstreitern in Heidenheim braucht es offensichtlich aber noch ein wenig, bis das perfekt sitzt. Zur Halbzeit der Bundesliga-Saison liegen Burak May und der 1. FC Heidenheim in der Division Süd-Ost unter den 18 Teams nur auf Rang 15. Es ist noch ein weiter Weg bis zu Platz acht, der im Kampf um die Deutsche Meisterschaft für die Play-offs gegen die Konkurrenz aus der Division Nord-West reicht. Burak May und seine Mitstreiter haben also noch viel zu tun, damit der Deutsche Meister der Saison 2021/2022 erneut ins sogenannte Grand Final einziehen kann. Der Kapitän glaubt daran, dass die Aufholjagd des FCH noch gelingt: „Das Potenzial dazu ist vorhanden.“ Seine Erklärung dafür, dass es bislang noch nicht richtig ausgeschöpft wurde: „Wir hatten in vielen Spielen in der Schlussphase zu viele Rückschläge.“ Es sei einfach unglücklich gelaufen bisher – bei ihm und bei seiner Mannschaft.
May verspürt Vorfreude auf den E-Football-Cup in der Volksbank
Bevor die Bundesliga-Runde aber nun Ende Januar mit der Partie gegen den Drittletzten FC Augsburg weitergeht, steht für Burak May erst einmal der 6. BKZ-E-Football-Cup in Backnang an. Er freut sich bereits darauf, Werbung für seinen Sport zu machen, Spielern und Zuschauern Tipps geben zu können sowie beim „Beat the Pro“ viele interessante Duelle erleben zu dürfen.
SGOS erster Gewinner Der E-Football-Cup findet am Samstag, 11. Januar, das sechste Mal statt. Ins Leben gerufen wurde er im Frühjahr 2020, als das Coronavirus für eine Zwangspause den Sport lähmte. Unsere Zeitung bot deshalb den Fußballklubs die Chance, an der Konsole um Tore und Punkte zu kämpfen. Das erste Turnier gewann die SG Oppenweiler-Strümpfelbach. Die Sieger danach waren der SV Spiegelberg (2021), die SG Sonnenhof Großaspach (2022 und 2023) und der FC Viktoria Backnang.
Raus aus der Nische Am Anfang wurde das Turnier über mehrere Wochen ausgetragen. Die Vereinsvertreter spielten vom heimischen Wohnzimmer aus. Bei der vierten Auflage war das nur noch in den Gruppenspielen so. Die Finalrunde stieg im Vereinsheim des SV Unterweissach als zentralem Ort. Vergangenes Jahre fand der E-Football-Cup das erste Mal an einem Tag statt und bot mit der großen Schalterhalle der Volksbank Backnang auch Zuschauern die Chance, das Turnier mitzuerleben. Das kam so gut an, dass es dieses Jahr eine Neuauflage gibt.