Abwassergebühren erhöhen sich

Für die Murrhardter steigen die Entgelte für die Beseitigung des Schmutz- und Niederschlagswassers insgesamt an. Einerseits hatte ein Ausgleich der Vorjahre den Betrag bisher niedrig gehalten, andererseits ist die versiegelte Fläche insgesamt größer geworden.

Von Christine Schick

MURRHARDT. Der bevorstehende Jahreswechsel ist oft auch Anlass, bestimmte Gebühren zu überprüfen und anzupassen. Dies trifft für Murrhardt nun auf die Entgelte zu, die Bürger fürs Abwasser zu zahlen haben. Seit Einführung der gesplitteten Abwassergebühr teilt sich diese in Schmutz- und Niederschlagswasser auf beziehungsweise setzt sich aus diesen beiden Komponenten zusammen. Und den Murrhardtern steht nun unter dem Strich eine Erhöhung ins Haus. Bei der Schmutzwasserbeseitigung steigen die Beträge im kommenden Jahr um 36 Prozent von 1,67 auf 2,27 Euro pro Kubikmeter. Beim Niederschlagswasser ist es umgekehrt, hier reduzieren sich die Gebühren von 0,68 auf 0,44 Euro pro Quadratmeter, was einer Senkung um 32 Prozent entspricht.

Stadtkämmerer Matthias Glassl erläuterte in der jüngsten Gemeinderatssitzung die Hintergründe für den aus Verwaltungssicht notwendigen Schritt. Die Stadt muss einen kostendeckenden Gebührenhaushalt bei der Abwasserbeseitigung vorlegen, auch um dringend notwendige Fördergelder nicht zu gefährden, so die zentrale Begründung. Glassl erinnerte daran, dass man in der Walterichstadt im Vorfeld zudem eine vergleichsweise ungewöhnliche Situation gehabt habe – nämlich einen Betrag von rund einer halben Million Euro an zu viel eingenommener Gebühren, die wieder auszugleichen waren, was eine Senkung zur Folge hatte.

Die aktuellen Veränderungen betreffen zum einen eine höhere Schmutzwassermenge (von 590000 auf 624000 Kubikmeter pro Jahr gestiegen), zum anderen einen Anstieg bei der versiegelten Fläche auf Murrhardter Gemarkung (von 994000 auf über eine Million Quadratmeter gestiegen). Der Stadtkämmerer merkte dazu an, dass dies auf die verkauften Grundstücke, auf denen dann Eigenheime entstanden sind, zurückzuführen ist, darüber hinaus aber auch weitere Flächen hinzukommen, die die Stadtverwaltung zuvor noch nicht erfasst und nun mit einbezogen hatte.

Mit eingeflossen in die neue Kalkulation, die ein Fachbüro erstellt hat, sind zudem die Ergebnisse für die beiden Jahre 2016/17. Sie wirken sich mildernd aus, da mehr eingenommen wurde, als zur Deckung notwendig war.

Am Beispiel zweier Modellrechnungen erläuterte Matthias Glassl, was die Veränderungen ungefähr bedeuteten. Für ein Einfamilienhaus mit einem Vierpersonenhaushalt sind demnach insgesamt 74,40 Euro im Jahr mehr zu bezahlen. Bei einem Singlehaushalt kam er auf rund 27 Euro pro Jahr als Gebührenplus.

Rolf Kirschbaum (CDU/FWV) stellte fest, dass Murrhardt im interkommunalen Vergleich nach den herangezogenen elf Kommunen im Mittelfeld liege. Sechs haben höhere, fünf niedrigere Gebühren als die Walterichstadt. Dies sei für ihn zumindest ein Anzeichen dafür, dass man sich in guter Gesellschaft befinde, sprich nicht aus dem Rahmen falle. Zwar räumte er ein, dass Gebührenerhöhungen nicht gerade zu den populären Beschlusspunkten eines Gemeinderats gehörten, den Betrag schätzte er dennoch als moderat ein.

Hartmann Widmaier (MDAL/Die Grünen) beschrieb die sich mit Abrechnungen, Neukalkulation und Angleichungen ergebenden Veränderungen als eigenartige Wellenbewegungen. Mittlerweile sei man in etwa wieder beim Stand von vor rund vier Jahren angekommen. Aufgrund des doch nicht ganz geringen Berechnungsaufwands erkundigte er sich, ob man den Kalkulationszeitraum nicht von zwei auf drei Jahre erhöhen solle, was Glassl grundsätzlich für möglich hält.

Edgar Schäf (SPD) schloss sich diesem Vorschlag, den Zeitraum auf drei Jahre hochzusetzen, an. Die aktuelle Erhöhung fände er zwar nicht erfreulich, gleichzeitig erinnerte er daran, dass es vor besagten zwei Jahren umgekehrt gewesen war. Die vorgeschlagenen neuen Gebühren segnete der Gemeinderat unisono ab.

Festlegung für zwei Jahre

Die Abwassergebühren, die der Gemeinderat festgelegt hat, gelten für 2021 und 2022. Der Betrag für die Schmutzwasserbeseitigung liegt bei insgesamt 2,27 Euro pro Kubikmeter. Er setzt sich aus dem Kanalbereich mit 0,78 Euro pro Kubikmeter und dem Klärbereich mit 1,49 Euro pro Kubikmeter zusammen. Beim Niederschlagswasser zahlen die Bürger künftig 0,44 Euro pro Quadratmeter.

Die Gebühren im Vergleich: Die Schmutzwassergebühr/Regenwassergebühr (jeweils pro Kubikmeter/Quadratmeter) beträgt in Murrhardt 2,27/0,44 Euro, Allmersbach im Tal 1,63/0,42 Euro, Aspach 2,30/0,67 Euro, Auenwald 1,92/0,60 Euro, Backnang 2,06/0,50 Euro, Gaildorf 2,65/0,43 Euro, Spiegelberg 3,07/0,33 Euro, Großerlach 4,07/0,45 Euro, Berglen 3,52/0,55 Euro, Welzheim 2,00/0,37 Euro, Oppenweiler 1,94/0,46 Euro und Sulzbach an der Murr 2,88/0,39 Euro.

Gebührenmildernd wirken sich die Rechnungsabschlüsse von 2016 und 2017 aus. Die Gebühren lagen höher, als zur Deckung der Kosten notwendig war. Beim Schmutzwasser ergab sich insgesamt ein Plus von 320620 Euro, beim Niederschlagswasser gab es ein Plus von 165223 Euro.

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Erstellt:
22. Dezember 2020, 06:00 Uhr

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