Gemeinderatswahl in Crailsheim
AfD verbaselt Termin und muss zuschauen
Einen Monat nach der Bundestagswahl muss in Crailsheim der Gemeinderat neu gewählt werden. Doch die AfD ist nicht dabei. Offenbar hapert es an einer deutschen Tugend.
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© dpa/Paul Glaser
Die AfD ist „bereit für mehr“, aber offenbar nicht bereit für zwei Wahlen innerhalb von vier Wochen.
Von Eberhard Wein
Die außerplanmäßige Gemeinderatswahl in Crailsheim am 23. März wird ohne die AfD stattfinden. Bei der Partei hapert es offenbar an einer deutschen Tugend, der Pünktlichkeit „Es liegt uns keine Liste vor“, sagte der Sprecher der Stadt, Christian Herse nach einer Sitzung des Gemeindewahlausschusses.
Der hatte am Donnerstagabend zwar sechs Listen zugelassen, allerdings keine von der AfD. Bereits im Oktober hatte die Stadt in der amtlichen Wahlbekanntmachung auf ihrer Internetseite und im Amtsblatt darauf hingewiesen, dass alle Wahlvorschläge bis zum 9. Januar vorliegen müssten. „Später eingehende Wahlvorschläge müssen zurückgewiesen werden“, hieß es unter Hinweis auf die Kommunalwahlordnung.
Die Gemeinderatswahl muss in Crailsheim außerplanmäßig wiederholt werden, weil das Regierungspräsidium das Ergebnis der Kommunalwahl im vergangenen Jahr nach mehreren Einsprüchen für ungültig erklärt hat. Hintergrund ist die unechte Teilortswahl, die in Crailsheim zu einer höchst ungleichen Berücksichtigung verschiedener Ortsteile geführt hat. Jahrzehntelang war dies in der 36 000-Einwohner-Stadt klaglos hingenommen worden. Erst nach der Wahl von 2024 gab es Einsprüche. In der Folge musste der Gemeinderat bis zur angeordneten Neuwahl in alter Zusammensetzung kommissarisch im Amt bleiben.
Für die AfD war das besonders ärgerlich. Obwohl die Partei in Crailsheim zum ersten Mal kandidiert hatte und auch nur mit sechs Kandidaten angetreten war, hatte sie im Juni drei der 43 Sitze im neuen Gremium errungen und aus dem Stand Fraktionsstärke erreicht. Doch ihren damaligen Erfolg wird sie nun nicht wiederholen können.
AfD kündigt Stellungnahme an
Christfried Krause, Kreissprecher der AfD Hohenlohe-Schwäbisch Hall übernahm die Verantwortung für die Panne. Er sei als „Vertrauensperson“ mit der Einreichung des Wahlvorschlags betraut gewesen. Bis auf Weiteres werde er seine Ämter ruhen lassen, hieß es nach einer Sondersitzung der Kreispartei, die ebenfalls am Donnerstagabend stattfand. Dieser Entscheidung gebühre Respekt, ein solcher Schritt werde „in der großen Politik bei weit schwerwiegenderen Ereignissen schmerzlich vermisst“, teilte der Chef der AfD-Landtagsfraktion, Anton Baron, mit. Hohenlohe-Schwäbisch Hall ist Barons Heimatkreisverband.
Ob die Vorbereitung auf die Bundestagswahl die Konzentration auf die Kommunalwahl gestört hat, ist unklar. Krause will sich nicht weiter äußern. Bei den anderen Fraktionen im Gemeinderat hält sich das Bedauern derweil in Grenzen. „Die haben die Abgabe schlichtweg verpennt“, feixte eine langjährige Kommunalpolitikerin. Im Netz hatten die Namen der fertigen Liste schon kursiert. „Da waren sogar zwei Personen mehr darauf als im vergangenen Jahr.“
Ungeachtet dessen bleibt den Crailsheimern eine große Auswahl auch an schillernden Kandidaten. Neben CDU, SPD, Grünen und Allgemeiner Wählervereinigung (AWV) hat wieder die Bürgerliche Liste Crailsheim (BLC) des Religionslehrers und Impfkritikers Peter Gansky einen Wahlvorschlag vorgelegt. Zudem gibt es eine neue Liste namens Aktive Bürger Crailsheim (ABC), die der langjährige Stadtrat Michael Klunker zusammengestellt hat. Der Unternehmer war einst bei den Grünen, begann dann gegen Windräder zu polemisieren, wechselte zur AWV, war fraktionslos und schloss sich zuletzt der CDU an. Jetzt versucht er es auf eigene Faust.
Die Crailsheimer haben eine große Auswahl