Archäologischer Fund
Alte Fernstraße der Römer auf Heilbronner KI-Gelände entdeckt
In Heilbronn soll ein internationaler Campus für Künstliche Intelligenz (KI) entstehen - nun wurden dort bei Grabungen Funde aus der Römerzeit entdeckt, etwa eine 500 Meter lange Fernstraße.
Von Markus Brauer/KNA
Archäologen sind bei Grabungen in Heilbronn-Neckargartach auf weitläufige Strukturen aus der Römerzeit gestoßen. Entdeckt wurden eine 500 Meter lange römische Straße, Teile einer Merkurstatue und wohl Überreste eines römischen Dorfes.
Kastellplätze des Neckarlimes
Am Fundort im Heilbronner Norden soll auf insgesamt rund 30 Hektar ein Internationaler Campus für Künstliche Intelligenz entstehen. Da die gesamte Fläche als archäologisches Kulturdenkmal ausgewiesen sei, waren vor Baubeginn großflächige Rettungsgrabungen erforderlich, wie das Regierungspräsidium Stuttgart mitgeteilt hat.
Erstmals habe in Baden-Württemberg „ein so langer Straßenabschnitt samt allen dazugehörigen Strukturen untersucht werden können“, heißt es weiter.
Die 14 Meter breite römische Fernstraße habe die beiden zehn Kilometer voneinander entfernten Kastellplätze des Neckarlimes – also römische Militärlager – in Böckingen und Wimpfen verbunden. „Die Errichtung der Kastelllinie am Neckar um das Jahr 100 n. Chr. erforderte die Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur für das Militär.“
Entwässerungsgräben auf ganzer Strecke
Gefundenen wurden Spuren der römischen Straße, die weitgehend unter einem geteerten Wirtschaftsweg verlaufe. Auf beiden Seiten ließen sich charakteristische römische Entwässerungsgräben auf ganzer Strecke verfolgen, erläutert Andrea Neth, Archäologin am Landesamt für Denkmalpflege.
Schon die Gewannbezeichnung „Steinäcker“ im betreffenden Heilbronner Stadtteil Neckargartach habe auf Überreste römischer Bebauung hingedeutet, erklärt Sybil Harding von der Grabungsfirma ArchaeoConnect GmbH.
Zahl, Art und Anordnung der Baubefunde entlang der Straße ließen nun den Schluss zu, dass es sich nicht – wie ursprünglich angenommen – um einen römischen Gutshof, sondern um ein bisher unbekanntes, ziviles römisches Straßendorf handele. Direkt an der Straße gelegen, habe es wahrscheinlich als Raststation, als kleiner Handelsplatz und als Niederlassung von Handwerkern gedient, so Andrea Neth.
Gott Merkur im Ruinenschutt
Im Ruinenschutt fanden sich auch mehrere Teile einer Statue aus Sandstein. „Ein vollplastisch gearbeiteter, annähernd lebensgroßer Kopf stellt den Gott Merkur dar. Eindeutig erkennbar an der Flügelhaube“, berichtet Sybil Harding.
Ein weiteres Bruchstück zeigt demnach eine Hand, die einen (Geld-)Beutel umschließt. Auch das sei ein typisches Attribut des Götterboten, der im römischen Götterhimmel als Beschützer von Händlern und Kaufleuten, aber auch von Dieben galt.