Eklat im Schweriner Landtag
An Parkinson erkrankter Politiker über AfD-Abgeordnete: „menschliche Arschlöcher“
Dirk Bruhn, der an Parkinson erkrankt ist, beleidigt im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern Politiker der AfD. Der Ausraster des Linken-Abgeordneten hat wohl einen guten Grund.

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Bot der AfD im Landtag in Schwerin die Stirn: Dirk Bruhn.
Von Michael Bosch
Dass die AfD politischen Debatten einen anderen Ton verleiht, ist spätestens seit ihrem Einzug in den deutschen Bundestag spür- und hörbar. Auch in den Landesparlamenten sorgt die teils als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei für unschöne Töne. Zuletzt provozierten Mitglieder offenbar im Schweriner Landtag eine Eklat. Als erstes berichtete der Nordkurier darüber.
Der Linke-Politiker Dirk Bruhn, ein Landwirt aus Mecklenburg-Vorpommern, beschimpfte zwei Mitglieder der AfD-Fraktion vom Rednerpult aus. Tags zuvor hatte der 53-Jährige, der an Parkinson leidet und dessen Hand wegen der Krankheit merklich zittert, Ausführungen zum Thema den Abschuss des Wolfes gemacht. In der darauffolgenden Sitzung kam es offenbar zum Eklat.
„Arschloch“-Attacke auf die AfD: „nichts Besseres eingefallen“
„Während der gestrigen Debatte über den Wolf hat die erste Reihe der AfD-Fraktion, unter anderem Herr Schult und Herr Stein, mein Zittern imitiert“, warf der Bruhn den AfD-Politikern Enrico Schult und Thore Stein vor. „Das können Sie gerne machen. Das stört mich nicht. Aber es zeigt ganz deutlich, dass Sie nicht nur politische Arschlöcher sind, sondern auch menschliche Arschlöcher.“ Dass er den Ausdruck benutze, dafür woll er sich beim restlichen Landtag entschuldigen, aber es sei ihm „nichts Besseres eingefallen“, so Bruhn.
Die AfD wies die Anschuldigungen wie nicht anders zu erwarten war zurück und stellte sich selbst als Opfer dar. In einer Stellungnahme ist von „infamen Lügen“ die Rede, „um den politischen Mitbewerber zu diskreditieren“. Schult kündigte juristische Schritte an. Die Landtagspräsidentin Birgit Hesse hatte Bruhn nach dessen Beleidigungen einen Ordnungsruf erteilt.
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Der Clip von Bruhns Rede wurde auf Social-Media-Plattformen bereits Tausende Male angesehen. Auf Instagram hat der Videoschnipsel, den die Linksfraktion aus Meckelenburg-Vorpommern teilte mehr als 33.000 Likes.
Linke-Landesvorstand: „passt leider zum Niveau, auf dem die AfD Politik macht“
Demonstrativ hinter Bruhn stellte sich der Landesverband der Linken. Bruhn, der seit Februar 2023 Mitglied im Landtag ist, wurde darin vom Landesvorsitzenden Hennis Herbst als „ein ausgezeichneter und parteiübergreifend geschätzter Fachpolitiker“ gewürdigt, „der engagiert und mit voller Leidenschaft für das Land Mecklenburg-Vorpommern arbeitet.“ Die Landespartei teile seine Kritik – und Herbst schließe sich der Wortwahl Bruhns an.
Den Landwirt „aufgrund seiner Parkinsonerkrankung zu diskriminieren ist menschenverachtend und passt leider zum Niveau, auf dem die AfD Politik macht. Die AfD hat einmal mehr gezeigt, dass sie es als geistige Nachfolger der Nazis auf alle Menschen abgesehen haben, die nicht ins völkische Weltbild passen“, heißt es weiter. „Die Menschenfeindlichkeit der AfD hat viele Facetten, das sollte allen klar sein, die diese Partei wählen.“