Appelle und emotionale Reden

Im Schulterschluss mit der „demokratischen Mitte“ wird bei einer Demo am Stuttgarter Schlossplatz ein „gerechter Frieden“ für die Ukraine gefordert.

Rund 400 Menschen haben auf dem Schlossplatz demonstriert. Rund 400 Menschen haben auf dem Schlossplatz demonstriert.

© Lichtgut/Stefanie Bacher

Rund 400 Menschen haben auf dem Schlossplatz demonstriert. Rund 400 Menschen haben auf dem Schlossplatz demonstriert.

Von Georg Linsenmann

Stuttgart - Angesichts des Unheils, das sich für die vom russischen Angriffskrieg geschundene Bevölkerung der Ukraine durch den avisierten „Friedens-Deal“ zwischen Trump und Putin anbahnt, wollte die Ukraine-Community vor der Bundestagswahl, also zwei Tage vor dem dritten Jahrestag des Kriegsbeginns, nochmals deutlich Laut geben. Denn sie wissen, wie bedeutsam die künftigen Mehrheitsverhältnisse hierzulande für die weitere Unterstützung der Ukraine sein könnten. Sie appellierten, beim Wählen „für die Demokratie zu handeln“, also jene Parteien zu wählen, auf die sie zählen.

So kam es vor den rund 400 Demonstrierenden zum erhofften Schulterschluss einer Vier-Parteien-Koalition: Judith Skudelny (FDP), Lucia Schanbacher (SPD), Simone Fischer (Grüne) und Elisabeth Schick-Ebert (CDU). Skudelny machte deutlich, dass „die demokratische Mitte an der Seite der Ukraine steht“, als Teil jener Kräfte, „die für Menschenrechte und Menschlichkeit eintreten“. Deshalb müsse „Deutschland in Europa Verantwortung übernehmen“.

„Hände weg von der Ukraine“ war auf dem Pappschild, das Schanbacher vor drei Jahren hochhielt, zu lesen. Dieser Ruf sei aktueller denn je und bedürfe jetzt der Ergänzung: „USA – take your hands off!“ Denn Trump verhandle „nicht Frieden, sondern Kapitulation“. Gemeinsam für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit einzutreten, forderte auch Fischer. Und Schick-Ebert will, dass es „keinen Diktatfrieden“ gibt und dass die Ukraine „als freies demokratisches Land bestehen bleibt“.

Einmal mehr ganz zu seiner Sache machte sich Sebastian Hoch von Pulse of Europe das Schicksal der Ukraine. Russlands Krieg sei „auch ein Krieg gegen die Freiheit dieser Welt“. Kaum zu ertragen sei das „höhnische Lachen“ des US-Präsidenten wie auch das Einverständnis seiner Vasallen hierzulande: „Das ist eine Schande“, rief Hoch aus.

Ein einziger Schrei der Verzweiflung und des trotzigen Widerstandes war die Rede der hiesigen Schriftstellerin Kseniya Fuchs. „Ihr versteht nicht, dass Demokratie ein Privileg und Kampf ist“, schmetterte sie über den Platz und fügte hinzu: „Es ist Eure Pflicht, die rechtsextremen Parteien von der Regierung fernzuhalten, sonst könntet Ihr eines Tages aufwachen und statt Tickets für Mallorca zu buchen, Särge für Eure Kinder benötigen.“

Den Passanten aus der Königstraße zugewandt, hielt eine Gruppe junger Ukraine-Flüchtlinge am Westrand des Areals ihre Parallel-Demo ab, teils mit „Putin-Verstehern“ konfrontiert.

Unisono erklären Bobukh und Arsenij, beide 16, aus Odessa und Kiew geflohen: „In diesem Moment kämpfen und sterben unsere Leute zuhause im Kampf gegen die Russen. Die Leute hier sollen begreifen, wir kämpfen für unsere Freiheit, aber auch für die Freiheit dieser Leute.“

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Erstellt:
23. Februar 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
23. Februar 2025, 23:57 Uhr

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