TSG Backnang Volleyball: Birgit Sterzel ist in vierfacher Funktion aktiv

Von Katharina Riener

Die TSG Backnang hat die deutsche Seniorenmeisterschaft im Volleyball in der Sporthalle Katharinenplaisir ausgerichtet. An drei Tagen gingen drei Damenmannschaften der Altersklasse Ü 59 und vier Herrenteams in der Ü 73 auf Titeljagd. Trainerin und TSG-Vereinsurgestein Birgit Sterzel hat die Meisterschaft mitorganisiert, aber damit nicht genug. Die 61-jährige Trainerin hat das Ü-59-Team der Frauen zusammengestellt, kümmert sich als Mannschaftsführerin um die Spielerinnen und ist selbst eine davon. Außerdem war sie als Schiedsrichterin im Einsatz.

Wie man das alles unter einen Hut kriegt? „Mit viel Herzblut, starken Nerven und einem noch stärkeren Willen“, antwortet Birgit Sterzel. Wer sie auf dem Spielfeld gesehen hat, nimmt ihr diese Eigenschaften sofort ab. Im Duell gegen den Favoriten TG Rüsselsheim führt sie die Mannschaft selbstbewusst, gibt Anweisungen zur Aufstellung, leitet Spielerinnenwechsel und Anfeuerungsrufe ein und bleibt immer am Ball, ohne Berührungsängste mit dem Boden. Es ist ihr dritter Tag in Folge in der Sporthalle Katharinenplaisir. Trotz des Regens draußen ist es in der Halle sehr warm und stickig, das sei in den vergangenen Tagen auch schon so gewesen, meint Sterzel. Am Donnerstag brachte sie die Getränke in die Halle, am Freitag wurden die Spielfelder und Schiedsrichterpodeste aufgebaut.

Am Samstagmorgen haben sich viele Gastmannschaften, Helfer und Zuschauer bei Fragen und Problemen an sie gewandt. „Da ist man eigentlich schon gekämmt und gebürstet, bevor es überhaupt aufs Spielfeld geht.“ Trotzdem ist Sterzel mit vollem Einsatz dabei. „Gewinnen“, sagt sie, „liegt mir eben mehr als verlieren“. Und den Worten lässt sie Taten folgen. Das Volleyballurgestein aus Backnang hat für die deutsche Meisterschaft Spielerinnen aus ganz Baden-Württemberg als TSG-Team um sich versammelt. „Viele davon sind ehemalige Gegnerinnen, auf die ich heute gerne setze“, nur ist das zusammengewürfelte Team noch nicht ideal aufeinander eingestellt.

Seit fast 50 Jahren spielt Birgit Sterzel Volleyball und denkt nicht ans Aufhören

In den höheren Altersklassen sei es schwierig, noch Spielerinnen zu finden. Die, die noch nicht aufgehört haben, klagen über Beschwerden am Rücken oder an der Schulter. Sterzels Antwort darauf: „Das habe ich auch, aber ich will spielen, willst du auch spielen?“ Trotzdem ist die Verletzungsgefahr groß. Der „Kopf weiß natürlich, wo der Körper hinmuss, aber der Körper ist nicht mehr immer schnell genug. Da können Unfälle passieren“, weiß Sterzel.

Außerdem sei das Spielen auch deutlich anstrengender als früher. Deshalb legt die Mannschaftsführerin großen Wert auf Auswechslungen. So können die Spielerinnen alles geben und sich dann wieder erholen.

Seit 1975 spielt Sterzel in Backnang Volleyball. Aufhören kam ihr in den fast 50 Jahren nie in den Sinn. Seit sie mit 13 in der Handball-AG ihrer Schule zum ersten Mal spielte, pausierte sie nur je ein halbes Jahr während der Schwangerschaft. Was Sterzel so an den blau-gelben Ball bindet, weiß sie selbst nicht genau. „Ich bin einfach sehr ballaffin. Wenn wir damals in der Handball-AG wie geplant Handball gespielt hätten, wäre ich vielleicht Handballerin geworden.“ Stattdessen wurde es eben Volleyball. Birgit Sterzel spielte mit der TSG Backnang viele Jahre in der Bezirksliga, einige davon sehr erfolgreich. In ein Finale hat es nicht gelangt. „Erst mit den Seniorinnen haben wir uns überraschend oft für die deutsche Meisterschaft qualifiziert.“ Die könnte für sie auch wieder in Berlin stattfinden oder irgendwo anders. Sterzel würde noch gerne eine Meisterschaft mitnehmen, „bei der ich nur spielen und nicht organisieren muss“.

Das Organisationsteam ist eingespielt, die Zusammenarbeit klappt hervorragend

Bereits zum fünften Mal richtete das Orga-Team um Birgit Sterzel, ihren Ehemann Wolfgang Sterzel und Hans-Peter Richter als Doppelspitze der Ü-73-Herren sowie die Spieler Reinhold Dörfler und Ernst Bachmann die deutsche Seniorenmeisterschaft in Backnang aus. Inzwischen sind sie ein eingespieltes Gespann, „die Zusammenarbeit klappt hervorragend, aber weniger Arbeit wird es dadurch nicht“, so Birgit Sterzel. „Klar weiß jeder inzwischen genau, was man machen muss, aber machen muss man es trotzdem.“

Für die beiden Turniertage mussten zum Beispiel die Spielpläne erstellt, die Spielzeiten geplant, die Räumlichkeiten und die Schiedsrichter sowie das Essen und Trinken organisiert werden. Ganz in Birgit Sterzels Aufgabenbereich fällt die traditionelle Spielerparty, die am Samstagabend im Restaurant Stadtblick über die Bühne ging. Dafür hat sie wieder eigene Spielertrikots entworfen. Während der Spiele am Samstag sind ihre Helfer fleißig mit den Kameras unterwegs. Wenn dann am Abend bei der Party alle die Bilder angeschaut hatten, sich über manche freuten und über andere lachen konnten, meint sie, „dann hat es sich wieder gelohnt“.