Cross-Fit: Gemeinsam powern bis zur Schmerzgrenze

Cross-Fit hat in den vergangenen Jahren eine kleine Revolution im Fitnessbereich ausgelöst. Der Ansatz zum Ganzkörpertraining soll Menschen inspirieren, in Bestform zu kommen und eine leidenschaftliche Gemeinschaft von Sportlern aufzubauen. Es gibt allerdings auch Kritik.

Schwitzen und den Körper stählen. Cross-Fit bietet die Möglichkeit dazu. Eine, die immer mehr an Popularität gewinnt. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Schwitzen und den Körper stählen. Cross-Fit bietet die Möglichkeit dazu. Eine, die immer mehr an Popularität gewinnt. Foto: Alexander Becher

Von Andreas Ziegele

Noch ist’s ruhig und entspannt in der sogenannten Cross-Fit-Box im ehemaligen Fabrikgebäude der Backnanger Firma Kaelble. Die Halle versprüht einen gewissen rohen Charme. Hantelstangen, Kettlebells und Seile, die von der Decke baumeln – alles ist funktionell und minimalistisch ausgerichtet. Bevor es losgeht, stehen alle zusammen an einer Tafel und erfahren von Trainerin Rebekka Wolf, was auf sie zukommt. Briefing nennt sich das und es ist nicht das einzige Wort aus dem Englischen, das verwendet wird. Beim Aufwärmen, das hier Warm-up heißt, wirkt keine der Frauen und keiner der Männer besonders angestrengt. Aber dann geht es zur Sache. Die Musik wird laut und es beginnt das, was manche als das härteste Work-out, also das intensivste Fitnesstraining der Welt bezeichnen. Kaum eine andere Form von Fitness-, Kondition- und Krafttraining verlangt Körper und Seele so viel ab wie Cross-Fit.

Seit fünf Jahren in Backnang zu Hause

Immer genau am Beobachten und teilweise mit korrigierenden Eingriffen bei der Sache ist Adrian Zucker, der mit seiner Mutter und Schwester die Cross-Fit-Box ZE3 im Jahr 2018 eröffnet hat. Zucker bezeichnet es daher als Familienunternehmen: „Ich bin ein sehr guter Coach, aber ein sehr schlechter Kaufmann“, verrät der 36-jährige Großaspacher. Da überrascht umso mehr, dass er ursprünglich eine Banklehre absolviert hat. Die Frage, warum es „Box“ und nicht „Studio“ heißt, beantwortet er kurz und knapp: „Weil es etwas völlig anderes ist. Cross-Fit ist ein Kraft- und Konditionierungsprogramm und nicht Körperkult.“

Für Adrian Zucker ist es mehr als nur ein schlichtes Training

Aber es ist nicht nur Training wie er sagt, sondern eine Art Lebensphilosophie. Etwas überzogen wurde von Kritikern in diesem Zusammenhang bereits der Begriff einer Sekte verwendet. Das weist Zucker zurück: „Ein gewisses Leiden schweißt zusammen und man findet hier Freunde in einer Gemeinschaft“, sagt er und erzählt von vielen gemeinsamen Unternehmungen außerhalb des Übungsbetriebs, zu denen niemand gezwungen werde. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Form der Ausübung der Übungen eine erhöhte Verletzungsgefahr zur Folge hat. Zucker sieht das naturgemäß anders: „Wenn man eine Stunde am Tag trainiert, ist eine höhere Verletzungsgefahr unmöglich.“ Dabei verweist er auf den von lizenzierten Trainern geführten 60-Minuten- Kurs. Die meisten Teilnehmer kommen drei Mal pro Woche. „Wir kümmern uns darum, dass unsere Mitglieder aufgewärmt sind, wir leiten sie an, damit Fehlhaltungen vermieden werden und skalieren so weit, dass sich niemand übernimmt“, erklärt er weiter.

Die Konstanz und persönliche Einstellung sind entscheidend

Es sind Übungen aus unterschiedlichsten Sportarten, die hier zusammengeführt werden. Das Wichtigste in den Augen des Aspachers sind aber die Konstanz und die persönliche Einstellung, mit der die Übungen absolviert werden. „Wir geben den Leuten einen emotionalen Anker und eine Gemeinschaft, die dich mitreißt und dir das Problem mit der Motivation abnimmt“, sagt er mit einem gewissen Pathos in der Stimme.

Ursprünglich kommt der Trend aus den USA. Wobei Zucker das Wort „Trend“ beziehungsweise „Hype“ nicht gelten lassen möchte. „Mittlerweile geht der Hype schon über 30 Jahre und in Deutschland gibt es das auch schon länger als zehn Jahre“, sagt er lächelnd und ergänzt: „Da kann man wohl schon davon ausgehen, dass es nicht so trendy ist, wie manche behaupten.“

Es handelt sich bei den Cross-Fit-Boxen auch nicht um ein Franchise-Unternehmen, wie Zucker betont. „Wir sind Lizenznehmer, sogenannte Affiliates und bezahlen für Know-how, Methodik und eben auch für den Namen.“ Der stammt vom amerikanischen Unternehmen Cross-Fit Inc. aus Washington D.C., das von einem ehemaligen High-School-Turner und seiner Frau bereits im Jahr 1980 gegründet wurde. Mittlerweile gibt’s laut Zucker weltweit 14000 Affiliates.

Spaß und Abwechslung für die verschwitzten Teilnehmer

Nach einer guten Stunde ist der Kurs an diesem Tag beendet. Man sieht den Teilnehmern die Anstrengung an, obwohl alle auch einen zufriedenen Eindruck machen. Mark Köngeter aus Backnang ist an diesem Abend erst zum dritten Mal dabei und hat sich durch einen Bekannten inspirieren lassen, der schon länger dabei ist. „Das Training ist sehr gut, wenn auch für mein Alter sehr anstrengend“, gibt der 1964 Geborene noch immer etwas außer Atem zu. „Es ist sehr abwechslungsreich und macht Spaß.“ Er hat sich vorgenommen, dreimal in der Woche zu trainieren.

Ebenfalls begeistert und schon viel länger dabei ist Nadja Signore aus Erbstetten. Seit eineinhalb Jahren ist sie bei Cross-Fit in Backnang aktiv. Im Moment ist sie schwanger, was sie aber nicht davon abhält, regelmäßig zu trainieren. „Ich hoffe mal, ich kann bis kurz vor der Geburt meine Übungen machen“, erklärt sie und fügt hinzu: „Ich fühle mich gut, bin fit und mache das, was noch geht.“ Ein Satz, bei dem man ihr die Überzeugung ansieht, obwohl ihr das Training zuvor viel abverlangt hat.

Zum Artikel

Erstellt:
22. November 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt Sport

Aspacher Volkslauf: Die Lust am Laufen kennt wenig Grenzen

Philipp Hoffmann und Andrea Bulling sowie Thimo Härter und Vivian Muth gewinnen über 10 sowie 5 Kilometer. Die Veranstaltung in Großaspach prägen aber auch Starter, die schon 81 Jahre alt sind oder über die gesamte Strecke einen Kinderwagen schieben.

Murrhardt Sport

Fußball-Kreisliga A2: Neuling Fornsbach überrascht gegen Althütte

Nach dem Patzer des bisherigen Tabellenzweiten baut der SV Unterweissach mit einem 2:1 in Weiler zum Stein seine Führung aus. Mit Oberbrüden, Urbach II und Sechselberg sind gleich drei Teams noch ohne Sieg.

Murrhardt Sport

Fußball-Kreisliga B2: Das Spitzentrio gibt sich keine Blöße

Nach den Siegen von Leutenbach, Kirchberg und Erbstetten bleibt an der Tabellenspitze alles beim alten. Der FC Viktoria Backnang verliert in Schmiden 1:2 und kassiert seine ersten Saisonniederlage.