Zeitalter der Megalith-Kultur
Dänisches Stonehenge: 4000 Jahre alte Kultanlage entdeckt
Megalith-Anlagen sind die ältesten Zeugnisse menschlicher Monumentalbauten. Tausende dieser zyklopischen Zeugnisse haben die Geschichte überdauert. In Dänemark sind jetzt Relikte einer Stonehenge ähnliche prähistorischen Struktur entdeckt worden.

© Imago/Heritage Images
Monument der Ewigkeit: Der Bau von Stonehenge begann vor etwa 5000 Jahren.
Von Markus Brauer
Die Kultstätte Stonehenge in Südengland ist weltberühmt. Nun ist in Dänemark eine ähnliche prähistorische Struktur entdeckt worden. Es handele sich um einen Kreis mit einem Durchmesser von etwa 30 Metern, der aus etwa 45 Pfählen bestehe, berichtet die Kuratorin Sidsel Wahlin. Die Pfähle seien im Abstand von etwa zwei Metern angeordnet.
„Das ist eine einmalige Entdeckung“
Die bei Arbeiten zum Bau einer Wohnsiedlung in Aars im Nordwesten des Landes entdeckte Stätte werde auf das Ende der Jungsteinzeit vor etwa 4000 Jahren datiert, erklärt Wahlin. „Das ist eine einmalige Entdeckung.“ Die Kreis-Struktur erinnere sehr stark an das berühmte Stonehenge in England.
Die um das Jahr 3000 v. Chr. aufgestellten Megalithsteine von Stonehenge geben den Forschern bis heute Rätsel auf. Die Steine sind so ausgerichtet, dass die aufgehende Sonne zur Sommer- und Wintersonnenwende genau in die Mitte des Kreises scheint.
Zeitalter der Megalith-Kultur
Schon vor rund vor 6500 Jahren wurden die ersten rituellen Bauwerke der Megalith-Kultur errichtet. Die Jungsteinzeit-Forscherin Bettina Schulz Paulsson von der Universität Göteborg stellte rund 35 000 Megalith-Objekte fest. Die untersuchten Monumente liegen in Skandinavien, auf den britischen Inseln, in der Bretagne, in Nordspanien, Korsika und Sardinien sowie in Süditalien, auf Malta und in Anatolien. Doch auch anderswo auf der Welt gibt es steinzeitliche Megabauten:
- Sibirien: Eiszeitliche Jäger in Sibirien errichteten vor 25 000 Jahren kreisrunde Bauten aus Mammutknochen – etwa nahe der russischen Stadt Kostenki.
- Saudi-Arabien: In der Nefud-Wüste auf der arabischen Halbinsel bauten Menschen vor rund 10 000 Jahren kilometerlange Wildtierfallen aus große Steinreihen – die sogenannten Wüstendrachen (englisch: Desert Kite). Archäologen haben hunderte dieser Jagdbauten aus Megalithen ausfindig gemacht. Satellitenbilder enthüllten sternförmige Steinkreise, künstlich aufgeschichtete Steinhügel und sogenannte Mustatil-Bauten – rechteckige, von Mauern begrenzte Strukturen, die wohl der Jagd von Wildtiere wie etwa Gazellen dienten.
- Türkei: In Südanatolien entstanden zur gleichen Zeit die Steinkreise von Göbekli Tepe, die bei der heutigen türkischen Stadt Şanlıurfa liegt.
- Deutschland: In der Mecklenburger Bucht legte eine Jäger-und-Sammler-Gemeinschaft vor mehr als 10 000 Jahren einen fast einen Kilometer langen steinernen Wall an. Dieser sogenannte Blinkerwall könnte den damaligen Jägern und Sammlern geholfen haben, Rentiere zu erbeuten.
- Peru: Die ältesten monumentalen Anlagen in Peru sind rund 5300 Jahre alt und bestehen aus riesigen, aus Geröll und Erde aufgeschütteten künstlichen Plattformen. „Etwa ab 3000 vor unserer Zeit wurden diese Monumentalbauten von einem oder mehreren eingetieften kreisförmigen Plazas begleitet“, erklärt Jason Toohey von der University of Wyoming.
- Die Reste des rund 18 Meter großen Steinkreises aus Megalithen befindet sich bei Fundstätte Callacpuma. Laut den Spatenforschern wird die runde Anlage von zwei konzentrischen Ringen aus unbehauenen Großsteinen gebildet, die senkrecht und eng beieinander aufgestellt wurden. In den Steinkreis führten zwei Eingänge, von denen einer durch einen Megalithen im inneren Kreis versperrt wurde.
Mit dem Fahrstuhl in die Steinzeit
Die Archäologen vermuten, dass Jäger und Sammler, die im Zuge der neolithischen Revolution zu sesshaften Bauern und Viehzüchtern wurden, den Steinkreis erbauten.
- Zur Info: Mit dem Ende der Eiszeit begann in Europa die Mittelsteinzeit (Mesolithikum, 9600-4500 v. Chr.). Der Übergang von der Jäger- und Sammlerkultur zu Ackerbau und Viehzucht markiert den Beginn der Jungsteinzeit (Neolithikum, deshalb auch Neolithische Revolution genannt).
„Der Steinkreis war ein Versammlungsplatz und Zeremonialort für einige der frühesten Bewohner dieses Tals“, erläutert Jason Toohey. „Diese Menschen hatten gerade erst damit begonnen, Tiere zu domestizieren und Pflanzen anzubauen“ (mit AFP-/dpa-Agenturmaterial).