Daniel Lopes Pereira läuft aus dem seelischen Dunkel in die Sonne Portugals

Viel vorgenommen hat sich Daniel Lopes Pereira und sich ein beeindruckendes Ziel gesetzt, das eine persönliche Herausforderung darstellt und ihm helfen soll, gegen seine Depressionen anzukämpfen. Der 44-Jährige will von Burgstetten aus nach Südeuropa joggen.

Daniel Lopes Pereira will am 20. April 2024 seinen Lauf über 3500 Kilometer in 60 Tagen starten. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Daniel Lopes Pereira will am 20. April 2024 seinen Lauf über 3500 Kilometer in 60 Tagen starten. Foto: Alexander Becher

Von Andreas Ziegele

Von seiner Heimatgemeinde Burgstetten startet Daniel Lopes Pereira im kommenden April nach Portugal. Rund 3500 Kilometer auf 60 Etappen in 60 Tagen will er dabei absolvieren. Das ist ein ehrgeiziges Ziel.

Im Mai dieses Jahres war der 44-Jährige in seiner seelischen Dunkelheit angekommen. Zuvor hatte er das Thema seiner Depression verdrängt und mit fast niemandem darüber gesprochen. Und das, obwohl er vor zwei Jahren einen Suizid versucht hatte. Der verheiratete Vater von drei Söhnen hat den Kampf gegen diese Krankheit aufgenommen, die er selbst als „anhaltend und herausfordernd“ bezeichnet.

Dazu gehört die professionelle Behandlung durch eine traumatherapeutische Psychologin genauso wie sein Plan, durch eine sportliche Herausforderung sich selbst zu überwinden und einen symbolischen Neuanfang zu markieren. „Ich laufe schon viele Jahre und ich traue mir das, was ich mir jetzt vorgenommen habe, auch zu“, sagt Daniel Lopes Pereira.

Sein ehrgeiziges Ziel ist es, von Burgstetten bis nach Obidos, dem portugiesischen Heimatdorf seiner Mutter knapp 100 Kilometer nördlich von Lissabon, zu joggen. Auf direktem Weg wären das rund 2000 Kilometer. Daniel Lopes Pereira hat sich aber entschieden, diverse Etappen auf dem Jakobsweg bis ins spanische Santiago de Compostela zu laufen und von dort den sogenannten portugiesischen Jakobsweg bis nach Porto zu nehmen, um schließlich nach geplanten 60 Tagen in Obidos anzukommen. Dadurch erhöht sich die Gesamtstrecke auf rund 3500 Kilometer. Dabei wird er sich ganz alleine auf den Weg machen. Mit seinem Arbeitgeber hat er vereinbart, drei Monate Urlaub beziehungsweise unbezahlten Urlaub zu nehmen, sagt Daniel Lopes Pereira, der als Einrichtungsleiter im Hort der Mörikeschule in Backnang arbeitet.

Der 44-Jährige beginnt eine Ausbildung zum Lauftrainer

Die Vorbereitungen für das Projekt, das am 20. April 2024 beginnen soll, sind gestartet. „Ich beginne diesen Monat eine Ausbildung als Lauftrainer, um für mich die Grundlagen des Trainingsaufbaus zu erlernen“, sagt Lopes Pereira. Parallel dazu startet er mit einer stetigen Laufsteigerung. „Am Anfang werde ich mit wöchentlich 50 bis 70 Kilometern beginnen, ab Dezember sollen es dann 70 bis 90 Kilometer werden, ab Januar 90 bis 110 Kilometer, um dann ab März 130 bis 140 zu schaffen“, erläutert er seinen Plan. Ab Anfang April wird er das Laufpensum etwas zurückfahren, um dann regeneriert starten zu können. Daneben stehen noch Kräftigungsübungen auf dem Programm. Seine Ernährung möchte er nicht grundsätzlich umstellen: „Ich bin mit meiner Ernährung bei meinen bisherigen Läufen ganz gut klargekommen.“ Kurz vor dem Start steht noch ein medizinischer Check auf dem Programm.

Seine Ausrüstung besteht aus einem Laufrucksack und zwei Paar Schuhen. „Ich werde jeweils ein Paar Lauf- und ein Paar Trailschuhe mitnehmen.“ Daniel Lopes Pereira geht aber davon aus, dass diese wohl nicht für die ganze Strecke halten werden. „Ich werde mir dann entsprechende Schuhe in einen größeren Ort auf meiner Tour nachschicken lassen.“ In seinem Laufrucksack werden sich dann neben den Schuhen noch Energieriegel und links und rechts zwei Flaschen mit 0,5 Liter Fassungsvermögen befinden. „Die befülle ich dann immer wieder mit Wasser und gebe ein wenig Salz dazu“, erklärt er. Daneben wird er die üblichen Mahlzeiten zu sich nehmen.

Starten möchte der 44-Jährige seine täglichen Etappen nicht später als um acht Uhr und sich auch eine größere Mittagspause gönnen. „Um diese Jahreszeit kann es in Spanien und Portugal schon sehr heiß werden“, sagt Daniel Lopes Pereira. Die längste Etappe wird rund 60 Kilometer betragen, die kürzeste 39 Kilometer. „Im Schnitt werde ich dann geschätzt jeden Tag einen normalen Marathon absolvieren.“

Die Unterkünfte auf der Strecke will er auch nicht vorab buchen. „Ich werde schauen, wo ich am Ende eines Tages bin und dann sehen, welche Möglichkeit zur Übernachtung es dort gibt“, sagt Daniel Lopes Pereira. Und wenn nicht, dann hofft er auf schönes Wetter und die Möglichkeit, unter freiem Himmel zu schlafen. „Ich brauche diese Freiheit, denn alles vorzuplanen, das bin dann nicht ich.“

Lopes Pereira ist davon überzeugt, den Ultramarathon zu schaffen

Sollte er dann im Juni an seinem Ziel angekommen sein, werden ihn dort neben seiner Frau und den drei Kindern noch eine in Obidos wohnende Cousine in Empfang nehmen. „Ich werde zwar etwas müde sein“, sagt Lopes Pereira mit einem Lächeln, „aber wir werden das dann sicher feiern und ein paar Tage gemeinsam Urlaub machen.“ Er ist davon überzeugt, diesen Ultramarathon zu schaffen. „Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht, was wäre, wenn ich abbrechen müsste.“ Sollte er es nicht schaffen, wäre es für ihn „aus heutiger Sicht ein Misserfolg“. Was das dann seelisch mit ihm machen würde, weiß er nicht und blendet dieses Thema deshalb aus.

Um dieses ambitionierte Projekt zu realisieren, benötigt er für Unterkünfte und Verpflegung entlang seiner Route finanzielle Unterstützung. Eine davon ist unter anderem sein Spendenaufruf auf einer Crowdfunding-Plattform. „Alles, was an Geld am Ende übrig bleibt, geht an den Kinder- und Jugendhospizdienst Sternentraum“, versichert der 44-Jährige. Vorgenommen hat sich Daniel Lopes Pereira auch, am diesjährigen Backnanger Silvesterlauf teilzunehmen. Das dürfte dann aus seiner Sicht eher zur Kategorie Kurzstrecke zählen.

Instagram Unter seinem Instagram-Account @rundany26 will Daniel Lopes Pereira alles rund um sein ehrgeiziges Vorhaben posten und darüber informieren.

Zum Artikel

Erstellt:
7. November 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt Sport

Aspacher Volkslauf: Die Lust am Laufen kennt wenig Grenzen

Philipp Hoffmann und Andrea Bulling sowie Thimo Härter und Vivian Muth gewinnen über 10 sowie 5 Kilometer. Die Veranstaltung in Großaspach prägen aber auch Starter, die schon 81 Jahre alt sind oder über die gesamte Strecke einen Kinderwagen schieben.

Murrhardt Sport

Fußball-Kreisliga A2: Neuling Fornsbach überrascht gegen Althütte

Nach dem Patzer des bisherigen Tabellenzweiten baut der SV Unterweissach mit einem 2:1 in Weiler zum Stein seine Führung aus. Mit Oberbrüden, Urbach II und Sechselberg sind gleich drei Teams noch ohne Sieg.

Murrhardt Sport

Fußball-Kreisliga B2: Das Spitzentrio gibt sich keine Blöße

Nach den Siegen von Leutenbach, Kirchberg und Erbstetten bleibt an der Tabellenspitze alles beim alten. Der FC Viktoria Backnang verliert in Schmiden 1:2 und kassiert seine ersten Saisonniederlage.