Architektur-Preis für Wohntürme

Das beste Hochhaus der Welt

Ein 280 Meter hoher Wohn- und Büroturm in Singapur hat den mit 50 000 Euro dotierten Internationalen Hochhauspreis gewonnen. Was macht das Gebäude so besonders und was kann Stuttgart daraus lernen?

Ein grünes Herz mit begehbarer Landschaft inmitten eines 280 Meter hohen Gebäudes in Singapur hat den Internationalen Hochhauspreis 2024/2025 gewonnen.

© Finbarr Fallon/IHA 24-25

Ein grünes Herz mit begehbarer Landschaft inmitten eines 280 Meter hohen Gebäudes in Singapur hat den Internationalen Hochhauspreis 2024/2025 gewonnen.

Von Tomo Pavlovic

Wieder einmal ist es nicht geglückt: das Ziel, 400 000 Wohnungen zu bauen wurde deutlich verfehlt. Die Zahl der Sozialwohnungen ist außerdem seit 2014 um fast 400 000 geschrumpft. Es fehlen hunderttausende Wohnungen in Deutschland, täglich wird irgendwo Alarm geschlagen, doch das frisch errichtete Hochhaus auf übersichtlicher Grundfläche scheint immer noch keine Option zu sein. Hochhäuser entstehen aber doch – andernorts und nicht immer nur zu reinen Wohnzwecken.

Wohnturm mit Dachgarten und Parklandschaft

Einige der weltweit gelungensten Wolkenkratzer sind mit dem alle zwei Jahre vergebenen und mit 50 000 Euro dotierten Internationalen Hochhauspreis 2024/2025 ausgezeichnet worden, der gemeinsam von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank ausgelobt wird. In Frankfurt am Main, wo sonst als in Deutschlands Wolkenkratzer-Metropole, widmet sich eine Ausstellung den Bauten.

Es sind wenig überraschend keine Projekte aus Stuttgart dabei, immerhin stehen zwei der vier Finalisten in Europa und zwar in den Niederlanden. Und da sie wegen des weniger großen CO2-Verbrauchs hoch angesehen auch bei Architekturjurys sind, finden sich sogar Umbauten im Bestand unter den Gewinnern.

Das Siegerprojekt ist allerdings ein ziemlich hochgewachsener Neubau, heißt „CapitaSpring“ und wurde nach Plänen der Architekten BIG – Bjarke Ingels Group aus Kopenhagen, CRA – Carlo Ratti Associati aus Turin und RSP Architects Planners in Singapur auf dem Gelände eines obsolet gewordenen Parkhauses errichtet.

Büros, Gastronomie, Wohnungen und ein Park finden sich in dem 280 Meter hohen Gebäude. Wie auseinander- und zusammengezogene Klaviersaiten oder Vorhangfalten gibt es Öffnungen für Grünpflanzen inmitten des Gebäudes. Über den Wohnetagen liegt dieses „grüne Herz“ des Gebäudes: Eine sich über vier Etagen erstreckende Landschaft.

Spaziergänge sind möglich, selbst Sport treiben kann man dort. Gemeinsam mit der ebenfalls öffentlichen Grünfläche auf dem Dach des Gebäudes sorgen insgesamt 80 000 Pflanzen für ein gutes Mikroklima inmitten der dicht bebauten Umgebung.

Es ist nach nachvollziehbarer Ansicht der Jury „das derzeit überzeugendste Hochhaus weltweit“. Die Jury entschied sich für das Gebäude, weil es das Beste aus zwei Welten vereine und die Interessen der Stadt und der privaten Bauherrschaft in einer idealen architektonischen Lösung in Einklang bringt. Derlei Projekte würde man sich auch für Stuttgart wünschen.

Bilder vom Preisträger und den vier Finalisten finden sich in der Bildergalerie.

Info

Ausstellung Das Gewinnerprojekt des seit 2004 vergebenen Internationalen Hochhauspreises 2024/25 CapitaSpring in Singapur sowie alle anderen nominierten Bauten sind bis 12. Januar 2025 in einer Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt (Schaumainkai 17) zu sehen. Öffnungszeiten: Di, Do–So 10 bis 18 Uhr, Mi 10 bis 20 Uhr. Montags geschlossen.

BuchBegleitend zum Wettbewerb erscheint ein Buch: „The International High-Rise Award / Internationaler Hochhaus Preis“, hg. von Peter Körner, Peter Cachola Schmal, Moritz König. JOVIS Verlag, Berlin,152 Seiten, zahlreiche Farb- und SW-Abbildungen, 34 Euro

AuszeichnungDer Preis wird alle zwei Jahre für ein Hochhaus vergeben, das exemplarische Nachhaltigkeit, äußere Gestaltung und innere Raumqualitäten wie auch soziale und städtebauliche Aspekte zu einem vorbildlichen Entwurf verbindet. Innovative Bautechnik und Wirtschaftlichkeit sind weitere Kriterien.

280 Meter Höhe misst das beste Hochhaus der Welt 2024/2025 in Singapur. Insgesamt besitzt CapitaSpring 8300 Quadratmeter Grünfläche, was 140 Prozent der eigentlichen Grundstücksfläche entspricht. Der Internationale Hochhauspreis 2024/25 ist mit 50 000 Euro dotiert, das Preisgeld spendet der Bauherr an die CapitaLand Hope Foundation.

© Finbarr Fallon/IHA 24-25

280 Meter Höhe misst das beste Hochhaus der Welt 2024/2025 in Singapur. Insgesamt besitzt CapitaSpring 8300 Quadratmeter Grünfläche, was 140 Prozent der eigentlichen Grundstücksfläche entspricht. Der Internationale Hochhauspreis 2024/25 ist mit 50 000 Euro dotiert, das Preisgeld spendet der Bauherr an die CapitaLand Hope Foundation.

Über vier Etagen hinweg erstreckt sich eine begehbare Landschaft im Gebäude in Singapur. Es werden im und auf dem Gebäude weit über 100 Arten Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen angebaut, die in den Restaurants im Gebäude verarbeitet werden.

© Finbarr Fallon/IHA 24-25

Über vier Etagen hinweg erstreckt sich eine begehbare Landschaft im Gebäude in Singapur. Es werden im und auf dem Gebäude weit über 100 Arten Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen angebaut, die in den Restaurants im Gebäude verarbeitet werden.

Unter die Finalisten geschafft hatte es  das 130 Meter hohe  Haus IQON ResidencesQuito in Ecuador, wie der Preisträger vom Büro BIG – Bjarke Ingels Group geplant. Das Erdgeschoss umfasst eine öffentliche Plaza, Einzelhandelsflächen und Kunst und verbindet durch eine neue Wegführung den Park mit dem Rest des Viertel.

© Pablo Casals Aguirre/IHA 24-25

Unter die Finalisten geschafft hatte es das 130 Meter hohe Haus IQON ResidencesQuito in Ecuador, wie der Preisträger vom Büro BIG – Bjarke Ingels Group geplant. Das Erdgeschoss umfasst eine öffentliche Plaza, Einzelhandelsflächen und Kunst und verbindet durch eine neue Wegführung den Park mit dem Rest des Viertel.

Jede Terrasse ist begrünt und mit einem Baum bepflanzt, dessen Pflanzgefäß als trichterförmige Wohnskulptur in die jeweils darunterliegende Wohnung ragt. Es sind 215 Wohnungen entstanden.

© Pablo Casals Aguirre/IHA 24-25

Jede Terrasse ist begrünt und mit einem Baum bepflanzt, dessen Pflanzgefäß als trichterförmige Wohnskulptur in die jeweils darunterliegende Wohnung ragt. Es sind 215 Wohnungen entstanden.

Am  Rande des Parks La Carolina gelegen, einem Stadtwäldchen mit  Parkanlagen im Geschäftsviertel Quitos, bietet das höchste Hochhaus der Stadt einen unverbaubaren Blick auf den Park und den Vulkan Pichincha.

© Pablo Casals Aguirre/IHa 24-25

Am Rande des Parks La Carolina gelegen, einem Stadtwäldchen mit Parkanlagen im Geschäftsviertel Quitos, bietet das höchste Hochhaus der Stadt einen unverbaubaren Blick auf den Park und den Vulkan Pichincha.

Finalist ist auch 108 Meter hohe das Shenzhen Women & Children’s Center in Shenzhen, China, der Entwurf des Umbaus stammt vom Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam, Niederlande. Durch die Revitalisierung des Gebäudes konnten 80 Prozent der ursprüng-lichen Betonstruktur wiederverwendet werden. Das dadurch ein gesparte CO2 entspricht ungefähr der Menge, die bei knapp 12000 Flügen zwischen Amsterdam und Shenzhen entsteht.

© Xia Zhi/IHA 24-25

Finalist ist auch 108 Meter hohe das Shenzhen Women & Children’s Center in Shenzhen, China, der Entwurf des Umbaus stammt vom Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam, Niederlande. Durch die Revitalisierung des Gebäudes konnten 80 Prozent der ursprüng-lichen Betonstruktur wiederverwendet werden. Das dadurch ein gesparte CO2 entspricht ungefähr der Menge, die bei knapp 12000 Flügen zwischen Amsterdam und Shenzhen entsteht.

Die Architekten von MVRDV haben einen 1994 errichteten Büroturm in einen farbenfrohen Wolkenkratzer mit Hotelnutzung sowie einem breiten Angebot für das Wohl von Frauen und Kindern transformiert.

© Xia Zhi/IHA 24-25

Die Architekten von MVRDV haben einen 1994 errichteten Büroturm in einen farbenfrohen Wolkenkratzer mit Hotelnutzung sowie einem breiten Angebot für das Wohl von Frauen und Kindern transformiert.

Innenansicht: Dort finden sich  die  Farben der Fassade wieder. Gelb, Orange, Rosa und Grün leiten die Besucher:innen durch das Gebäude und schaffen eine freundliche Atmosphäre.

© Xia Zhi/IHA 24-25

Innenansicht: Dort finden sich die Farben der Fassade wieder. Gelb, Orange, Rosa und Grün leiten die Besucher:innen durch das Gebäude und schaffen eine freundliche Atmosphäre.

Das Rotterdamer Büro MVRDV hat noch einen Finalisten entworfen und zwar im Heimatland Niederlande – das 100 Meter hohe Valley in Amsterdamm ein Wohn- und Geschäftshaus mit rund 200 Wohnungen.

© Ossip van Duivenbode/IHA 24-25

Das Rotterdamer Büro MVRDV hat noch einen Finalisten entworfen und zwar im Heimatland Niederlande – das 100 Meter hohe Valley in Amsterdamm ein Wohn- und Geschäftshaus mit rund 200 Wohnungen.

Das  Amsterdamer Stadtviertel Zuidas soll von einer reinen Bürostadt in ein gemischtes Quartier umgewandelt werden. Über einem gemeinsamen Sockel erheben sich drei felsenartige Türme, die von einem tiefen Tal zerschnitten sind.

© ©Ossip van Duivenbode/IHA 24-25

Das Amsterdamer Stadtviertel Zuidas soll von einer reinen Bürostadt in ein gemischtes Quartier umgewandelt werden. Über einem gemeinsamen Sockel erheben sich drei felsenartige Türme, die von einem tiefen Tal zerschnitten sind.

Wie ein Wanderweg schlängelt sich der öffentliche Weg durch das  Valley. An dessen Boden befinden sich zwei kleine Seen, die als Oberlicht die darunter befindliche Lobby mit Tageslicht versorgen. Sie ist ebenfalls mit Naturstein verkleidet und verbindet Restaurants, Geschäfte, Kulturflächen und die in den Stockwerken darüber liegenden Büros miteinander.

© Ossip van Duivenbode/IHA 24-25

Wie ein Wanderweg schlängelt sich der öffentliche Weg durch das Valley. An dessen Boden befinden sich zwei kleine Seen, die als Oberlicht die darunter befindliche Lobby mit Tageslicht versorgen. Sie ist ebenfalls mit Naturstein verkleidet und verbindet Restaurants, Geschäfte, Kulturflächen und die in den Stockwerken darüber liegenden Büros miteinander.

In den Niederlanden steht auch dieser Finalist,  ein Um- und Neubauprojekt. Das ehemalige Studierendenwerk der Technischen Universität Eindhoven wurde 1969 nach den Plänen von Huig Maaskant, einem der bekanntesten niederländischen Architekten des 20. Jahrhunderts, im Stil des Brutalismus erbaut und wurde bald  „De Bunker“ genannt.

© Anna Odulinska/IHA 24-25

In den Niederlanden steht auch dieser Finalist, ein Um- und Neubauprojekt. Das ehemalige Studierendenwerk der Technischen Universität Eindhoven wurde 1969 nach den Plänen von Huig Maaskant, einem der bekanntesten niederländischen Architekten des 20. Jahrhunderts, im Stil des Brutalismus erbaut und wurde bald „De Bunker“ genannt.

Um das in die Jahre gekommene Gebäude vor dem Abriss zu bewahren, lobte die TU Eindhoven 2016 einen Wettbewerb aus, den das Büro Powerhouse Company aus Rotterdam für sich entschied. Nach dessen Siegerentwurf wurde die marode Betonstruktur  sorgfältig saniert und . . .

© Anna Odulinska/IHA 24-25

Um das in die Jahre gekommene Gebäude vor dem Abriss zu bewahren, lobte die TU Eindhoven 2016 einen Wettbewerb aus, den das Büro Powerhouse Company aus Rotterdam für sich entschied. Nach dessen Siegerentwurf wurde die marode Betonstruktur sorgfältig saniert und . . .

. . .   um einen neuen Wohnturm mit 210 Miet- und Eigentumswohnungen ergänzt. Durch den Bau des Turms wurde nicht nur dringend benötigter Wohnraum geschaffen, sondern gleichzeitig die aufwendige Restaurierung des Bestandsgebäudes finanziert, das  neben  Büroräumen ein öffentliches Restaurant beherbergt.

© Van Damme/IHA 24-25

. . . um einen neuen Wohnturm mit 210 Miet- und Eigentumswohnungen ergänzt. Durch den Bau des Turms wurde nicht nur dringend benötigter Wohnraum geschaffen, sondern gleichzeitig die aufwendige Restaurierung des Bestandsgebäudes finanziert, das neben Büroräumen ein öffentliches Restaurant beherbergt.

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Erstellt:
5. Januar 2025, 07:46 Uhr

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