Ein 280 Meter hoher Wohn- und Büroturm in Singapur hat den mit 50 000 Euro dotierten Internationalen Hochhauspreis gewonnen. Was macht das Gebäude so besonders und was kann Stuttgart daraus lernen?
Von Tomo Pavlovic
Wieder einmal ist es nicht geglückt: das Ziel, 400 000 Wohnungen zu bauen wurde deutlich verfehlt. Die Zahl der Sozialwohnungen ist außerdem seit 2014 um fast 400 000 geschrumpft. Es fehlen hunderttausende Wohnungen in Deutschland, täglich wird irgendwo Alarm geschlagen, doch das frisch errichtete Hochhaus auf übersichtlicher Grundfläche scheint immer noch keine Option zu sein. Hochhäuser entstehen aber doch – andernorts und nicht immer nur zu reinen Wohnzwecken.
Wohnturm mit Dachgarten und Parklandschaft
Einige der weltweit gelungensten Wolkenkratzer sind mit dem alle zwei Jahre vergebenen und mit 50 000 Euro dotierten Internationalen Hochhauspreis 2024/2025 ausgezeichnet worden, der gemeinsam von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank ausgelobt wird. In Frankfurt am Main, wo sonst als in Deutschlands Wolkenkratzer-Metropole, widmet sich eine Ausstellung den Bauten.
Es sind wenig überraschend keine Projekte aus Stuttgart dabei, immerhin stehen zwei der vier Finalisten in Europa und zwar in den Niederlanden. Und da sie wegen des weniger großen CO2-Verbrauchs hoch angesehen auch bei Architekturjurys sind, finden sich sogar Umbauten im Bestand unter den Gewinnern.
Das Siegerprojekt ist allerdings ein ziemlich hochgewachsener Neubau, heißt „CapitaSpring“ und wurde nach Plänen der Architekten BIG – Bjarke Ingels Group aus Kopenhagen, CRA – Carlo Ratti Associati aus Turin und RSP Architects Planners in Singapur auf dem Gelände eines obsolet gewordenen Parkhauses errichtet.
Büros, Gastronomie, Wohnungen und ein Park finden sich in dem 280 Meter hohen Gebäude. Wie auseinander- und zusammengezogene Klaviersaiten oder Vorhangfalten gibt es Öffnungen für Grünpflanzen inmitten des Gebäudes. Über den Wohnetagen liegt dieses „grüne Herz“ des Gebäudes: Eine sich über vier Etagen erstreckende Landschaft.
Spaziergänge sind möglich, selbst Sport treiben kann man dort. Gemeinsam mit der ebenfalls öffentlichen Grünfläche auf dem Dach des Gebäudes sorgen insgesamt 80 000 Pflanzen für ein gutes Mikroklima inmitten der dicht bebauten Umgebung.
Es ist nach nachvollziehbarer Ansicht der Jury „das derzeit überzeugendste Hochhaus weltweit“. Die Jury entschied sich für das Gebäude, weil es das Beste aus zwei Welten vereine und die Interessen der Stadt und der privaten Bauherrschaft in einer idealen architektonischen Lösung in Einklang bringt. Derlei Projekte würde man sich auch für Stuttgart wünschen.
Bilder vom Preisträger und den vier Finalisten finden sich in der Bildergalerie.
Info
Ausstellung Das Gewinnerprojekt des seit 2004 vergebenen Internationalen Hochhauspreises 2024/25 CapitaSpring in Singapur sowie alle anderen nominierten Bauten sind bis 12. Januar 2025 in einer Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt (Schaumainkai 17) zu sehen. Öffnungszeiten: Di, Do–So 10 bis 18 Uhr, Mi 10 bis 20 Uhr. Montags geschlossen.
BuchBegleitend zum Wettbewerb erscheint ein Buch: „The International High-Rise Award / Internationaler Hochhaus Preis“, hg. von Peter Körner, Peter Cachola Schmal, Moritz König. JOVIS Verlag, Berlin,152 Seiten, zahlreiche Farb- und SW-Abbildungen, 34 Euro
AuszeichnungDer Preis wird alle zwei Jahre für ein Hochhaus vergeben, das exemplarische Nachhaltigkeit, äußere Gestaltung und innere Raumqualitäten wie auch soziale und städtebauliche Aspekte zu einem vorbildlichen Entwurf verbindet. Innovative Bautechnik und Wirtschaftlichkeit sind weitere Kriterien.
Empfehlung - Das beste Hochhaus der Welt Von Tomo Pavlovic(...)
Link zum Artikel:
http://www.murrhardter-zeitung.de/nachrichten/das-beste-hochhaus-der-welt-274364.html