Neue Wasserwanzenart entdeckt
Das ist Deutschlands neuer alter Wasserzwerg
Immer wieder finden Forscher bislang unbekannte Arten, wie jetzt eine neue Spezies von Wasserwanzen. Die bisher selbst von Experten übersehene Art ist in Deutschland und ganz Europa heimisch.
Von Markus Brauer
Die Tierchen sind winzig: Nur 2 bis 3 Millimeter misst der Wasserzwerg, eine Gattung der Wasserwanzen. Wasserzwerge sind gesellige Tierchen und leben in stehenden und langsam fließenden Gewässern zwischen dichten Wasserpflanzen.
Plea minutissima und Plea cryptica
Man findet den Wasserzwerg weit verbreitet in ganz Europa – vertreten durch eine einzige Art: Plea minutissma. So dachte man zumindest bisher.
Insektenforscher der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns entdeckten nun, dass es sich bei den europäischen Wasserzwergen in Wirklichkeit um zwei verschiedene Arten handelt: Plea minutissma und die nun neu identifizierte neue Art Plea cryptica. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“.
Unterscheidung nur mit molekulargenetischer Analyse
Erste Hinweise darauf, dass hinter dem lange bekannten Wasserzwerg Plea minutissma eine weitere Art steckt, gaben DNA-Analysen. Detaillierte morphologische Untersuchungen an über 300 Tieren aus Deutschland und 15 weiteren Ländern Europas bestätigen nun die Existenz der bislang übersehenen und unbekannten Art Plea cryptica.
Die Unterscheidung ist den Forschern zufolge nicht einfach und liegt im Detail: Beide Arten lassen sich nur anhand des Aufbaus der männlichen Genitalien auseinanderhalten. Bei Weibchen hilft ausschließlich die molekulargenetische Analyse. Die arttypischen sogenannten DNA-Barcodes der beiden Arten weichen deutlich voneinander ab.
Weit verbreitete Wanzen-Spezies
„Die von uns jetzt erst entdeckte Wasserwanze Plea cryptica sieht ihrer bisher bekannten Schwesternart Plea minutissma zu verwechseln ähnlich. Überraschenderweise ist auch Plea cryptica ziemlich weit verbreitet“, sagt Michael Raupach, Wanzenexperte der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) und Erstautor der Studie. „Sie kommt vor allem im kontinentalen, östlichen Europa vor, wo sie Plea minutissma teilweise sogar ersetzt. Es gibt aber auch Areale, etwa in Deutschland, in denen beide Arten heimisch sind.“
Der Forscher und einige seiner Kollegen an der ZSM erstellen bereits seit vielen Jahren umfassende DNA-Barcode-Bibliotheken der deutschen Fauna. „Wir analysieren insbesondere verschiedenste Insektengruppen, darunter auch die Wanzen“, betont Raupach „In unseren Analysen überrascht uns immer wieder der hohe Anteil an noch unentdeckter Artenvielfalt, sogar in der Tierwelt direkt vor unserer Haustür und oft auch in Gruppen, die vermeintlich gut erforscht sind. Diese Wissenslücke gilt es zu schließen.“