Einigung im Tarifstreit

Das sieht der neue Tarifvertrag vor

Die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des Bundes und der Kommunen bekommen mehr Geld und mehr Freizeit. Wieviel gibt es für TVÖD-Beschäftige in Kitas und Co.? Ein Überblick.

Verdi hatte in den vergangenen Wochen zu großflächigen Streiks aufgerufen. Am Sonntag gab es eine Einigung im Tarifstreit (Symbolbild).

© www.imago-images.de/Juliane Sonntag

Verdi hatte in den vergangenen Wochen zu großflächigen Streiks aufgerufen. Am Sonntag gab es eine Einigung im Tarifstreit (Symbolbild).

Von Michael Bosch

Beschäftigte der Kommunen und des Bundes bekommen mehr Geld. Das steht seit Sonntag fest. Die rund 2,5 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unter den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) fallen, sollen in zwei Stufen insgesamt 5,8 Prozent mehr Lohn erhalten.

Bund und Kommunen einigten sich nach insgesamt neun Verhandlungstagen und einer einwöchigen Schlichtung auf einen Stufentarifvertrag.

TVÖD: Wie viel mehr Geld gibt es?

Der neue Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst sieht die folgenden Punkte vor:

  • 1. Stufe: Es gibt zunächst drei Prozent mehr Lohn, monatlich jedoch mindestens 110 Euro mehr – rückwirkend zum 1. April
  • 2. Stufe Die zweite Stufe gilt ab Mai 2026. Dann folgt eine weitere Tarifanhebung um 2,8 Prozent
  • Flexibleres Arbeiten: Die Beschäftigten sollen flexibler mit ihrer Arbeitszeit umgehen können. Im gegenseitigen Einvernehmen kann die wöchentliche Arbeitszeit um bis zu drei bezahlte auf insgesamt 42 Wochenstunden angehoben werden.
  • Zusätzliche freie Tage: Zudem können Beschäftigte einen Teil ihrer Jahressonderzahlung wahlweise in drei freie Tage statt Geld umwandeln. Ab 2027 soll es generell einen freien Tag mehr geben.

TVÖD: Was bringt der Tarifvertrag den einzelnen Beschäftigten?

Die konkreten Auswirkungen des Tarifabschlusses auf die Entlohnung der Beschäftigten sind umstritten. Drei Nullmonate vor dem ersten Erhöhungsschritt in diesem Jahr sowie der zweite Erhöhungsschritt für weniger als ein Jahr dämpfen die Lohnentwicklung.

Die Arbeitgeber haben nach eigenen Angaben die Forderungen der Gewerkschaften Verdi und Beamtenbund von ursprünglich rund 15 Milliarden Euro in den Verhandlungen deutlich reduziert. Der Bund beziffert die Kosten des Tarifabschlusses bis zum Ende der Laufzeit im März 2027 auf knapp zwei Milliarden Euro, die Kommunen auf gut zehn Milliarden Euro.

Die Bild-Zeitung hat ausgerechnet, wie viel welche Berufsgruppe, die nach dem TVÖD bezahlt wird, mehr bekommt.

  • Müllwerker (Besoldungsgruppe E 4): 110 Euro (1. Erhöhung) / 82 bis 99 Euro (2. Erhöhung
  • Rettungssanitäter(E 4): 110 Euro / 82 bis 99 Euro im Monat
  • Schulhausmeister (E 5): 110 Euro / 85 bis 103 Euro im Monat
  • Verwaltungsfachangestellte (E 5): 110 Euro / 85 bis 103 Euro
  • Müllwerker (E 4): 110 Euro / 82 bis 99 Euro
  • Rettungssanitäter (E 4): 110 Euro / 82 bis 99 Euro
  • Schulhausmeister (E 5): 110 Euro / 85 bis 103 Euro
  • Verwaltungsfachangestellte (E 5): 110 Euro / 85 bis 103 Euro
  • Ordnungsdienst-Außenmitarbeiter (E 6): 110 bis 111 Euro / 88 bis 106 Euro
  • Friedhofsgärtner (E 6): 110 bis 111 Euro / 88 bis 106 Euro
  • Schwimmmeister (E 8): 110 bis 120 Euro / 94 bis 115 Euro
  • Krankenpflegerin (P 7): 110 bis 122 Euro / 95 bis 117 Euro
  • Erzieherin (S 8a): 110 bis 132 Euro / 95 bis 127 Euro
  • Vermessungstechniker (E 9a): 110 bis 141 Euro / 99 bis 135 Euro
  • Fallmanager im Jobcenter (E 9a): 110 bis 141 Euro / 99 bis 135 Euro
  • Hebamme (P 8): 110 bis 127 Euro / 100 bis 122 Euro
  • Museumspäda-gogin (E 10): 117 bis 163 Euro / 112 bis 156 Euro
  • Stadtplaner (E 11): 121 bis 179 Euro / 116 bis 172 Euro

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.tarifeinigung-im-oeffentlichen-dienst-ordentliches-paket-mit-augenmass.5c44689a-ac43-4c34-bc24-28e271851e98.html

„In den unteren bis in die mittleren Entgeltgruppen wirkt das mit über sechs Prozent linear“, sagte Verdi-Bundeschef Frank Werneke. Das liege oberhalb dessen, was derzeit als Preissteigerungsrate in der Tariflaufzeit zu erwarten sei. Die Gewerkschaften hätten sich für die Tarifrunde eigentlich mehr vorgenommen. Nach Angaben von Werneke sollen sich die Einkommen etwa bei Erziehern um insgesamt monatlich 230, bei Müllwerkern um 200 Euro erhöhen.

Die Beschäftigten könnten an der allgemeinen Einkommensentwicklung teilhaben, sagte Karin Welge, Präsidentin der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände, „mehr war eben nicht drin“. Die Kommunen hatten eine lineare Tariferhöhung oberhalb der Inflationsrate abgelehnt.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) zeigte sich für seine Mitglieder enttäuscht. Das Tarifergebnis sei kein Grund zum Jubel und zudem unter der Schlichtungsempfehlung geblieben.

Die Einigung steht unter Vorbehalt und tritt dann in Kraft, wenn bis Mitte Mai ausreichend Gewerkschafter bei einer Mitgliederbefragung zustimmen.

TVÖD: Sind die Streiks jetzt vorbei?

Der TVöD-Tarifabschluss beendete die größte Tarifrunde in diesem Jahr. Die Streiks sind damit vorbei – zumindest vorerst. Im Spätherbst startet die TVL-Tarifrunde der Bundesländer (außer Hessen), die jedoch weniger angestellte Beschäftigte betrifft.

Mit Material von AFP.

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Erstellt:
7. April 2025, 10:08 Uhr
Aktualisiert:
7. April 2025, 15:07 Uhr

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