Sind Sie fit in puncto Notfallvorsorge?

Das sollten Sie für den Katastrophenfall zuhause haben

Trinkwasser, Nahrungsmittel, Medizin, Geld: Im Konzept zur Zivilverteidigung ist aufgelistet, wie der Staat die Bürger in einem Katastrophenfall schützen will. Doch jeder sollte auch selbst Vorsorge treffen. Wir erklären, was Sie für den Fall der Fälle im Haus haben sollten.

Be prepared! Vielleicht ist eine solche Schutzausrüstung mit Gasmaske und Schutzanzug etwas übertrieben. Wichtiger sind ausreichende Notfallvorräte für den Katastrophenfall.

© Imago/Zoonar

Be prepared! Vielleicht ist eine solche Schutzausrüstung mit Gasmaske und Schutzanzug etwas übertrieben. Wichtiger sind ausreichende Notfallvorräte für den Katastrophenfall.

Von Markus Brauer

Strom-Blackout, Erdbeben, Kriege und innenpolitische Konflikte, Überschwemmungen, Terroranschläge, globale Krisen mit Auswirkungen auf Deutschland: Katastrophen-Szenarien gibt es zuhauf, die man sich ausmalen kann.

Staatliche Vorsorge für den Notfall

Auch die staatlichen Organe sind nicht untätig. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn-Lengsdorf ist die oberste Bundesoberbehörde und das zentrale Organisationselement für die zivile Sicherheit. Auf der Webseite des BBK findet man viele praktische Tipps, um für den Notfall vorzusorgen.

Die jüngste Warnung von BBK-Vizepräsident René Funk macht noch einmal eindringlich deutlich, dass Katastrophen-Vorsorge notwendiger ist denn je. „Ich appelliere an die Bürger: Bereiten Sie sich auf Notlagen vor, dies kann auch länger andauernder Stromausfall sein“, mahnt Funk. „Notlagen müssen nicht eintreten, sind aber jederzeit möglich. Wir müssen nicht nur militärisch verteidigungsfähig sein, sondern auch im Zivil- und Katastrophenschutz.“

„Sind Sie fit in puncto Notfallvorsorge?“

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe wendet sich auf seiner Homepage direkt an die Bürger: „Sind Sie fit in puncto Notfallvorsorge? Haben Sie einen Vorrat zu Hause, wenn draußen ein Sturm tobt? Sind Ihre wichtigsten Dokumente griffbereit, wenn ein Feuer oder eine Bombenentschärfung Sie aus dem Haus zwingen?“

Trinkwasser, Nahrungsmittel, Medizin, Geld: In ihrer „Konzeption Zivile Verteidigung“ (KZV) klärt die Bundesregierung auf, wie sie die Bürger bei einem Angriff schützen will. Es geht um die Abwehr von Terror, Cyber-Attacken oder moderne Kriegsführung. Das Konzept wurde am 24. August 2016 vom damaligen Bundeskabinett beschlossen. Die KZV ist „die Grundlage für alle künftige ressortabgestimmten Aufgabenerfüllungen im Bereich der Zivilen Verteidigung“, wie es dort heißt. Und das sind wichtigsten Tipps des BBK und KZV:

Einen guten Notfallplan bietet übrigens der BKK-Flyer „Meine persönliche Checkliste“.

Trinkwasser

Die Notversorgung soll über „autarke Brunnen und Quellen in Verbindung mit einer mobilen Trinkwassernotversorgung (Wassertransporte)“ sichergestellt werden. Zur Desinfektion des Wassers sollen Chlortabletten eingesetzt werden.

Der Bevölkerung wird empfohlen, zur Erstversorgung „für einen Zeitraum von fünf Tagen je zwei Liter Wasser pro Person und Tag in nicht gesundheitsschädlicher Qualität vorzuhalten“.

Die staatliche Notvorsorge sichert demnach die Minimalversorgung mit Trinkwasser für mindestens 14 Tage. Als Mindestbedarf werden 15 Liter pro Person und Tag, 75 Liter pro Bett und Tag in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie 150 Liter in der Intensivmedizin angegeben.

Ernährung

Die Versorgung soll im Katastrophenfall so lange wie möglich durch die private Lebensmittelwirtschaft abgewickelt werden. Ist eine Grundversorgung nicht mehr gewährleistet, kann die Regierung per Rechtsverordnung in die Lebensmittelerzeugung und bei der Verteilung einschreiten. Sprich: Es würde eine Rationierung geben.

Zum Selbstschutz werden die Bürger angehalten, einen Vorrat an Lebensmitteln für einen Zeitraum von zehn Tagen vorzuhalten.

Medizin

Bislang ist durch bestehende Verpflichtungen eine flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln und Medizinprodukten über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen gesichert. Nicht erfasst sei bislang die „Situation eines sprunghaft ansteigenden Bedarfs spezifischer Arzneimittel oder Medizinprodukte in bestimmten Krisensituationen“.

Bargeld

Für die Kreditinstitute besteht derzeit keine Verpflichtung, für einen Krisenfall „eine Notfallplanung bereitzuhalten, um zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung des gesamten Bargeldverkehrs beizutragen.“, stellt das Innenministerium fest. Die Bundesbank habe für ihr Haus zwar umfangreiche Risikovorsorgemaßnahmen getroffen, die vor allem auf Ad-hoc-Maßnahmen bei kürzeren Krisen mit einer Dauer von ein bis fünf Tagen abzielten.

Eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld durch die Bundesbank könne aber nicht geleistet werden. Dafür wären die 35 Filialen der Bundesbank im Vergleich zu rund 50.000 Geldautomaten und den über 30.000 Bankfilialen in Deutschland „gänzlich unzureichend“. Eine funktionierende Logistikinfrastruktur sei deshalb „für eine geordnete Bargeldversorgung der Bevölkerung unbedingt erforderlich“.

Durch automatische Kassentresore in Bankfilialen oder an Geldautomaten könnten die Möglichkeiten zur Geldauszahlung im Krisenfall beeinträchtigt sein, warnen die Experten. Daher sei es unverzichtbar, die IT-Verfügbarkeit und die Energieversorgung der Kreditinstitute sicherzustellen. Hier dürfte es auch um Vorsorge gegen Cyber-Attacken auf das Finanzsystem gehen.

Lebensmittel-Vorräte

Um im Krisen- oder Notfall vorbereitet zu sein, ist es generell sinnvoll, Vorräte anzulegen. Dafür eignen sich vor allem Lebensmittel mit langer Haltbarkeit. Das Mindesthaltbarkeitsdatum auf Lebensmittelpackungen bietet dabei nur einen groben Anhaltspunkt, häufig kann es deutlich überschritten werden.

Laut dem Vorratskalkulator des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft muss man von einer täglicher Energiezufuhr von 2200 Kilokalorien (Kcal) pro Person ausgehen. Und das sollten Sie als Grundausstattung unbedingt im Haus bzw. im Keller haben:

Einige Grundnahrungsmittel sind mehrere Jahre haltbar:

  • Nudeln ohne Ei und Vollkorn
  • weißer, polierter Reis
  • Zucker
  • Honig
  • Salz
  • Branntwein-Essig
  • Wasser in Glasflaschen
  • Gemüse, Fisch, Brot und Fertigprodukte in Konservendosen
  • sauer eingelegtes Gemüse im Glas
  • eingekochtes Fleisch im Glas

Manche Produkte halten sich viele Monate oder sogar einige Jahre, ohne zu verderben, aber die Qualität nimmt sukzessive ab:

  • Kaffee (vakuumverpackt)
  • Knäckebrot
  • weißes Mehl (Typ 405)
  • Tee
  • getrocknete Gewürze
  • Trockenobst
  • getrocknete Hülsenfrüchte
  • Speiseöl (ungeöffnet)
  • Eier und einige Milchprodukte halten mehrere Wochen

Gut gekühlt – optimal sind vier bis acht Grad – bringen es einige Produkte auf mehrere Wochen:

  • H-Milch (ungeöffnet)
  • Butterschmalz
  • Hartkäse am Stück
  • Kartoffeln
  • Zwiebeln

Vorrat für Notfälle anlegen: So geht’s

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt, eine bestimmte Mengen an Lebensmitteln stets zu bevorraten:

  • Essen und Trinken für 10 Tage
  • 2 Liter Flüssigkeit pro Person und Tag
  • 2200 kcal pro Person und Tag
  • Gelagerte Lebensmittel regelmäßig verbrauchen und neu bevorraten
  • Bei der Vorratseindeckung auch an Babys, Allergiker oder Diabetiker und Haustiere wie Hunde und Katzen denken!

Zusammenfassung: Empfohlene Vorräte pro Person für zehn Tage

  • Getränke: 20 Liter – Ein Getränkevorrat ist wichtig, auch für den Fall, dass das Leitungswasser in einer Notsituation ausfällt. In der Kalkulation ist bereits Wasser zum Kochen berücksichtigt (0,5 Liter Wasser pro Tag).
  • Kartoffeln, Nudeln, Reis, Getreideprodukte, Brot: 3,5 Kilo – Reis und getrocknete Nudeln sind besonders lange haltbar, ebenso abgepacktes Schwarzbrot (zum Beispiel Pumpernickel).
  • Gemüse und Hülsenfrüchte: 4 Kilo – Gemüse und Hülsenfrüchte im Glas oder in Dosen sind bereits gekocht, für getrocknete Produkte braucht man zusätzlich Wasser.
  • Obst und Nüsse: 2,5 Kilo – Frischobst sollte lange lagerfähig sein wie beispielsweise Äpfel.
  • Milchprodukte: 2,6 Kilo – H-Milch und H-Sahne sind ungekühlt meist mehrere Monate haltbar.
  • Fisch und Fleisch: 1,5 Kilo – Konserven sind empfehlenswert.
  • Sonstiges: Zum Beispiel Suppenkonserven und andere Fertiggerichte, Mehl, Kartoffelpüree-Pulver, trockene Kekse, Schokolade, Honig, Marmelade, Kakaopulver, Zucker und Salz.

Nicht zu vergessen: Ein batterie- oder kurbelbetriebenes Radio, um sich weiter informieren zu können und Taschenlampen mit genügend Batterien (mit dpa-Agenturmaterial).

Info: Was passiert bei einem Blackout?

Kritische Infrastrukturen Kurze, regionale Stromausfälle in Deutschland sind nicht gerade selten. Doch ein Blackout wäre ein ganz anderes Kaliber. Als Blackout wird ein großflächiger, langanhaltender Stromausfall bezeichnet. Neben dem BBK („Kritische Infrastrukturen“) hat auch die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) sich mit dem Thema beschäftigt. Im Mai 2015 hat die AGBF das Grundsatzpapier „Kritische Infrastrukturen – KRITIS“ veröffentlicht. Darin wird in sechs Phasen beschrieben wie ein solcher Blackout ablaufen und wie er sich auf kritische Infrastrukturen auswirken:

Phase 1: Die ersten 10 Minuten bei einem Blackout In den ersten zehn Minuten gehen vermehrt Meldungen und Nachfragen von besorgten Bürgern, Firmen und anderen Institutionen ein, die entsprechende Störungen in ihrem Bereich melden. Allerdings gibt es bereits erste Einschränkungen bei der öffentlichen Telekommunikation, da das Festnetz bereits ausgefallen und der Mobilfunk überlastet ist. Dadurch ist auch die Kommunikation mit anderen Behörden der Gefahrenabwehr (Polizei, Feuerwehr, etc.) gestört. Erste Menschen melden sich auch aufgrund stecken gebliebener Aufzüge und darin festsitzendern Personen.

Phase 2: Die erste Stunde bei einem Blackout Aufgrund von Betriebsstörungen werden automatische Brandmeldeanlagen ausgelöst und durch das Anlaufen von Notstromaggregaten kann es zu fehlerhaften Meldungen von Bränden kommen. Jetzt brechen auch die Mobiltelefonnetze zusammen, zu einen aufgrund der Überlastung und zum anderen, da auch die Pufferbatterien der Sendemasten leer sind. Der öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kommt weitgehend zum Erliegen. Elektrisch angetriebene Bahnen bleiben stehen und Menschen sitzen auf Brücken und in Tunnels fest. Auf den Straßen in den Metropolen kommt es zu chaotischen Zuständen, weil die Ampelanlagen ausfallen. Dazu steigt auch noch das Verkehrsaufkommen, da wegen der liegen gebliebenen öffentlichen Verkehrsmittel noch mehr Menschen auf das Auto umsteigen.

Phase 3: Zwischen erster und zweiter Stunden Im privaten Bereich kommt es zu Einschränkungen bei der Versorgung von Patienten, denn Beatmungsmaschinen, Sauerstoff- oder Dialysegeräte funktionieren ohne Strom nicht mehr. Erste Hilfesuchende suchen die lokalen Rettungsdienste oder Notrufzentralen auf. Je nach Jahreszeit macht sich jetzt auch schon der Ausfall von Heizungen und Klimaanlagen bemerkbar.

Phase 4: Der Zeitraum von zwei bis acht Stunden In diesem Zeitraum nehmen die Hilferufe nicht mehr versorgter Patienten immer stärker zu. Mittlerweile fällt auch der BOS-Funk, den Sicherheitsbehörden in Deutschland und Österreich sowie die Bundeswehr nutzen, nach und nach aus. Denn in den Basisstationen der Funkanlagen sind die Akkus leer. Weiter kommt es zu ersten Ausfällen bei der Wasserversorgung – dort arbeiten die elektrischen Pumpen und Filtersysteme nicht mehr. Auch in der Massentierhaltung treten erste Probleme auf. Kühe können zum Beispiel nicht mehr gemolken werden und in den Legebatterien steigt die Temperatur auf zu hohe Werte, weil die elektrischen Lüfter nicht mehr laufen.

Phase 5: Nach acht Stunden bis zum dritten Tag Sämtliche batteriegepufferte Sicherheitsanlagen von Alarmanlagen bis zur Brandmeldeanlagen fallen nach und nach aus. In der Massentierhaltung kommt es zu massiven Problemen. Erste Fahrzeuge bleiben ohne Kraftstoff liegen, da es an Tankstellen keinen Sprit mehr gibt. Es kommt zu ersten Versorgungsengpässen bei Lebensmitteln und Trinkwasser. Immer mehr Menschen hantieren mit offenem Feuer um zu kochen oder mit Kerzen, um die ausgefallenen elektrischen Lampen zu ersetzen. Dabei kommt es vermehrt zu Bränden. Die lokalen Katastrophenschutz-Einrichtungen haben nahezu alle Einsatzkräfte mobilisiert.

Phase 6: Nach dem dritten Tag Bei allen Dingen des täglichen Bedarfs kommt es zu massiven Versorgungsengpässen. Auch in den Haushalten, die Vorsorge getroffen haben, gehen nach und nach die Lebensmittel und das Trinkwasser aus. Öffentliche Dienstleistungen sind völlig funktionsunfähig. Es kommt vermehrt zu Plünderungen und zu einer Destabilisierung der gesellschaftlichen Ordnung. Auch der lokale Katastrophenschutz hat keine Ressourcen mehr.

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Erstellt:
13. Dezember 2024, 10:36 Uhr

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