Defensiver Rückhalt mit Offensivqualitäten beim HC Oppenweiler/Backnang

Levin Stasch ist nach seinem Wechsel aus dem hohen Norden zum Handball-Drittligisten mittlerweile gut im Murrtal angekommen. Torwarttrainer Stefan Merzbacher sieht in dem Keeper eine Verstärkung. Die soll dem Tabellenzweiten morgen helfen, den alten Rivalen TSB Horkheim zu besiegen.

Torwart Levin Stasch stand zuletzt oft im Blickpunkt und zeigte dabei, dass er für Oppenweiler/Backnang ein Gewinn ist. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Torwart Levin Stasch stand zuletzt oft im Blickpunkt und zeigte dabei, dass er für Oppenweiler/Backnang ein Gewinn ist. Foto: Alexander Becher

Von Alexander Hornauer

Zwei Tore aus dem eigenen Kreis und zwei so akkurate Vorlagen, dass Lukas Rauh den Ball vom Anwurf weg zielsicher ins verwaiste gegnerische Tor werfen konnte: Levin Stasch hatte am Auswärtssieg des Handball-Clubs Oppenweiler/Backnang bei Balingen-Weilstetten II großen Anteil – auch offensiv. Dabei ist seine Kernaufgabe beim Drittliga-Zweiten das Torwartspiel. Auch da setzte der 28-Jährige, der im Sommer vom Wilhelmshavener HV ins Murrtal kam, in jüngster Vergangenheit beachtliche Akzente. Vielleicht gelingt das auch morgen, wenn der HCOB den TSB Horkheim erwartet (20 Uhr, Gemeindehalle). Stasch: „Meine Mitspieler haben mir schon gesagt, dass diese Duelle etwas Besonderes sind.“

Für Torwarttrainer Stefan Merzbacher ist der Keeper aus dem hohen Norden „ein absoluter Gewinn für uns“. Und das nicht nur, weil Stasch menschlich gut ins Team passt, sondern auch, „weil er uns mit konstanten Leistungen hilft, einen Platz in der Aufstiegsrunde erreichen zu können“. Zu Beginn, so der Gelobte selbst, lief bei ihm aber noch nicht alles glatt. „Ich musste mich an die Spielweise der gegnerischen Teams gewöhnen und die Abstimmung mit unserer Mannschaft finden.“ Im Süden werde mehr mit erster und zweiter Welle gespielt als in der Nordstaffel der Dritten Liga. Doch die Umstellung gelang ihm schnell. Stasch sagt: „Ich bin mit meinem Beitrag zum bisherigen Abschneiden zufrieden.“

Aber nicht nur Stasch, sondern das gesamte Team brauchte Anlaufzeit. Mittlerweile ist der HCOB Zweiter. Für Stasch ist das eine vielversprechende Ausgangslage, „da wir schon viele schwere Spiele hatten“. Dass es im Team auf zwischenmenschlicher Ebene passt, mache vieles einfacher. „Wir sind da sehr zusammengewachsen“, sagt Stasch. Es wird gemeinsam Fuß- oder Handball geschaut und es gab schon einen Pokerabend. Dieses Miteinander wirke sich auch sportlich positiv aus, sagt der Torwart und will mit dem HCOB aus einer guten Ausgangsposition eine sehr gute machen. Stasch erklärt: „Wichtig ist, dass wir unser Tempospiel wieder forcieren und unsere Systeme noch erweitern, um auf möglichst viele Gegebenheiten reagieren zu können.“

Der bundesligaerfahrene Jürgen Müller und der Zugang sind ein klasse Duo

Im Tor ist Oppenweiler/Backnang bereits sehr flexibel, gibt’s doch nicht nur den starken Neuen, sondern auch den 36-jährigen Routinier und früheren Bundesliga-Spieler Jürgen Müller. Trainer Daniel Brack hat zwei sehr gute Optionen. Stasch schätzt das Miteinander mit Müller und dessen Erfahrung. Vor allem der Austausch während der Spiele sei sehr hilfreich. Der 28-Jährige findet den Wettstreit der Keeper um Einsatzzeiten beflügelnd. „Jeder hat den Ehrgeiz, viel zu spielen, das treibt einen an.“ Er sieht sich und Müller als Team: „Beim Handball kriegt jeder Spielzeit und Chancen. Deshalb unterstützen wir uns gegenseitig maximal.“

In den bisherigen elf Begegnungen spielte sich Levin Stasch mehrmals in den Blickpunkt. Bei den Rhein-Neckar Löwen II kam er rein, als es beim HCOB nicht lief, und war mit 15 Paraden mit für die Wende verantwortlich. Auch am Sieg in Fürstenfeldbruck war der Keeper maßgeblich beteiligt. Für ihn war’s der bisherige Saisonhöhepunkt. „Auswärts bei einer der besten Mannschaften der Liga mit einem Tor zu gewinnen, war ein aufregendes Gefühl.“ Ein Spiel, das ihm vielleicht ähnlich in Erinnerung bleibt wie jene Partie gegen den TV Großwallstadt in der Saison 2020/2021, als er erstmals in einem Zweitliga-Spiel von Beginn an zwischen den Pfosten stand. Oder das Duell Wilhelmshaven gegen Vinnhorst ein gutes Jahr später, als Stasch mit 25 Paraden dazu beitrug, dass der WHV im Kampf um den Zweitliga-Aufstieg in die Finalrunde einzog.

Ähnliche Heldentaten will er nun beim HCOB gehäuft vollbringen. Wie vergangenen Sonntag in Balingen. Stasch findet, „dass die neuen Regeln dem Torwart vermehrt die Chance geben, auch offensiv das Spiel zu beeinflussen“. Nimmt ein Team seinen Keeper zugunsten eines weiteren Feldspielers raus, bietet das dem Kontrahenten und dessen Torhütern die Chance zu einem direkten Treffer oder Wurf von der Mittellinie. „Damit kann man Druck auf den Gegner ausüben. Wenn wir seine Taktik bestrafen, wird er unsicher und setzt vielleicht nicht mehr aufs Sieben-gegen-Sechs.“ Balingen blieb dabei, wurde dafür aber oft bestraft – und so war es angesichts von nur einem Tor Unterschied bei Spielende sehr wichtig, dass Stasch so genau gezielt hatte.

Der Niedersachse fühlt sich im Murrtal nicht nur wegen des Handballs wohl

Ein Treffer war der Wechsel in den Süden fürs Nordlicht aber nicht nur wegen des Handballs: „Ich fühle mich wohl hier. Ich mag die Region und finde die Umgebung sehr schön.“ Auch beruflich ist es gut angelaufen. Stasch macht ein Praktikum im Controlling des HCOB-Hauptsponsors, „um dann meine Bachelorarbeit zu schreiben“. Zeitlich ist das „mit einer guten Planung“ mit seinem Sport zu vereinbaren. Ambitionierter Handball beschränkt sich ja nicht nur aufs reine Training. „Ich schaue mir immer mehrere Partien unserer jeweiligen Gegner an und zeichne mir die Wurfbilder auf. So bekommt man oft ein Gefühl für die Spieler der anderen“, erzählt Stasch. Die Videoanalyse ist nicht das einzige stets Wiederkehrende: „Ich trage auch immer dasselbe Shirt unter meinem Trikot, trinke das gleiche Getränk und hänge mich nach dem Einlaufen erst einmal kurz ans Tor.“ Auch ein bestimmtes Abklatschen mit den Mitspielern Florian Frank und Niklas Diebel hat sich etabliert. Ohnehin sind im Team alle voll dabei, „sich unmittelbar vor dem Spiel gegenseitig aufzuheizen“. Und nach dem Spiel? „Da haben wir auch unser Ritual, um einen Sieg zu feiern.“ Was, das will er nicht sagen. Umso lieber will er seinen Teil zum Sieg beitragen – mit starken Abwehraktionen und vielleicht auch wieder dem einen oder anderen offensiven Glanzlicht.

Rund um Levin Stasch und das Duell mit dem ewigen Rivalen aus Horkheim

Levin Stasch Der 28-Jährige spielte vor seinem Wechsel ins Murrtal für die SG Moorsum, die SG Wilhelmshaven, die HSG Varel-Friesland, die SG VTB/Altjührden und den Wilhelmshavener HV. Alle Klubs stammen aus der Wilhelmshavener Ecke. Beim HCOB kam er bisher in zehn von elf Spielen zum Einsatz, wehrte dabei sechs von 22 Siebenmetern ab (Quote 27 Prozent) und erzielte fünf Treffer.

Der Trainer Daniel Brack sagt: „Unser Anspruch ist, das Heimspiel für uns zu entscheiden. Horkheim wird versuchen, sein Tempospiel aufzuziehen, und über eine stabile Abwehr kommen. Aber genau das ist auch unser Plan.“ Er fordert Steigerungen in vielen Bereichen, darunter auch im Überzahl- und im Tempospiel. „Wir haben da noch viel Entwicklungspotenzial, das müssen wir ausschöpfen.“

Der Gegner Horkheim ist seit Bestehen der Dritten Liga Bestandteil dieser Spielklasse und zählte viele Jahr zu den dortigen Spitzenteams. Momentan nimmt der TSB Rang sieben ein. Zum Saisonende ist für Trainer Dragos Oprea Schluss. Sein Nachfolger wird Oliver Heß. Der 35-Jährige war schon als Spieler viereinhalb Runden in Horkheim. Derzeit coacht er noch den Oberligisten TSV Weinsberg.

Direktes Duell Beide Teams treffen zum 49. Mal aufeinander. Gegen keine anderen Gegner hat der Klub aus dem Murrtal öfter gespielt. Bislang lautet die Bilanz: 26 Siege für Horkheim, zwölf für den HCOB beziehungsweise TVO und zehn Unentschieden. Zählt man nur die vergangenen zehn Duelle, dann liegt Oppenweiler/Backnang mit 6:3 Siegen vorne. Außerdem gab es noch ein Unentschieden.

Zum Artikel

Erstellt:
24. November 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt Sport

Aspacher Volkslauf: Die Lust am Laufen kennt wenig Grenzen

Philipp Hoffmann und Andrea Bulling sowie Thimo Härter und Vivian Muth gewinnen über 10 sowie 5 Kilometer. Die Veranstaltung in Großaspach prägen aber auch Starter, die schon 81 Jahre alt sind oder über die gesamte Strecke einen Kinderwagen schieben.

Murrhardt Sport

Fußball-Kreisliga A2: Neuling Fornsbach überrascht gegen Althütte

Nach dem Patzer des bisherigen Tabellenzweiten baut der SV Unterweissach mit einem 2:1 in Weiler zum Stein seine Führung aus. Mit Oberbrüden, Urbach II und Sechselberg sind gleich drei Teams noch ohne Sieg.

Murrhardt Sport

Fußball-Kreisliga B2: Das Spitzentrio gibt sich keine Blöße

Nach den Siegen von Leutenbach, Kirchberg und Erbstetten bleibt an der Tabellenspitze alles beim alten. Der FC Viktoria Backnang verliert in Schmiden 1:2 und kassiert seine ersten Saisonniederlage.