Der Gestaltungskraft der Natur auf der Spur
Kunstmaler Alfred Bast präsentiert unter dem Motto „Die Natur hält Ausschau nach Augen, die sie sehen“ filigrane Bilder von pflanzlichen Objekten im Kunstfenster auf dem Murrhardter Wolkenhof. Die Ausstellung ist bis zum 23. August zu sehen.
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Alfred Bast ist seit über 50 Jahren freischaffender Künstler und hat seine eigene Bildersprache entwickelt. In der Ausstellung „Die Natur hält Ausschau nach Augen, die sie sehen“ im Kunstfenster auf dem Wolkenhof in Murrhardt hat er eine Inszenierung aus einer Auswahl von Zeichnungen und Objekten gestaltet, die in einen Dialog mit der Natur in der Umgebung des Anwesens tritt. „Dank intensiven Austauschs haben wir Alfred Bast und seine Kunstwerke besser kennengelernt“, und dessen Installation sei sehr schön geworden, freute sich Birgit Krueger bei der Vernissage mit einigen Kunstinteressierten. Seit etlichen Jahren laden Birgit Krueger und Eric Schmutz im Rahmen der Reihe „Ein Fenster inmitten der Welt“ regelmäßig Kunstschaffende oder Institutionen ein, das ehemalige Atelierfenster und dessen Raum im Haus des Tiermalers Heinrich von Zügel zu bespielen.
„Die Konzentration im Fenster eröffnet den Blick nach innen, was an diesem historisch bedeutsamen Ort sehr poetisch und ansprechend ist“, ging der in Schwäbisch Gmünd geborene 75-jährige Künstler auf diesen Hintergrund in seinem Dank an die Ausstellungsorganisatoren ein. „Kunst soll nicht eingepackt werden, sondern darf aus sich heraus wirken. Wie Pflanzen baut sie einen Dialog mit den Menschen auf, die daraus Wert schöpfen, indem sie die Kunst einfach betrachten und erleben“, verdeutlichte Bast.
Lebenszyklus und Wachsen heißen,
in Austausch mit der Umwelt zu treten
Im Kunstfenster sind kleine, detailgenaue Zeichnungen verschiedener pflanzlicher Objekte zu sehen, wie eine Walnuss und eine Walnussbaumblüte, ein Nadelbaumzapfen, ein welkes Blatt, eine alte Kartoffel mit großen Austrieben oder eine Schlüsselblume und ein Veilchen in den Komplementärfarben Gelb und Violett. Diese Frühlingsblumen sind für den Künstler ein Beispiel dafür, dass die Natur oft in Gegensätzen erscheint. Eine aufbrechende Kastanienknospe veranschaulicht die Kraft der Natur, wie sie im Wachstum und Kontakt mit der Außenwelt ihr Potenzial entfaltet.
Seit Jahrzehnten beschäftigt sich Alfred Bast mit den sichtbaren Gestalten und unsichtbaren Energien der Natur und gestaltet Kunstwerke aus Naturmaterialien. Dabei fasziniert ihn vor allem die vielfältige Formen- und Farbensprache der Pflanzen. Bast setzt Natursubstanzen ein, indem er mit Naturfarben und -materialien malt. Beispielsweise legt er einen Schopftintling auf ein Papier. Dieser Pilz löst sich rasch auf und zeichnet dabei sein eigenes Bild mit lichtbeständigem Farbpigment, das man früher zur Herstellung von Tinte verwendete. „Ich staune über die schönen Formen, die die Natur so vielfältig hervorbringt, und um dieses Wunder zu vertiefen, sehe ich mit meinen Händen, zeichne und male sie. Dabei arbeite ich direkt mit der sichtbaren Substanz, also den Materialien, die ihre Eigenschaften und Qualitäten ins Bild bringen, und mit dem Unsichtbaren als Energie“, erläutert der Künstler. Zudem malt er „Dinge der Natur auf kleinem Format“ und erarbeitet sie in klassischer Technik mit Blei- und Farbstiften, Feder und Aquarellfarbe mit Schichtungen, beschreibt er seine Arbeitsweise.
Schon als Alfred Bast 1968 mit dem Kunststudium begann, formulierte er sein Prinzip, dass es nicht sinnvoll ist, einen Stil zu entwickeln. Stattdessen gelte es, Stile wie Instrumente einzusetzen, um damit eine neue Kunst zu kreieren.
Im Fokus seines Schaffens steht die heimische Flora, deren Gesetze und Gestaltungskraft in den Lebenszyklen der Pflanzen mit Wachstum, Reife, Blüte, Früchte und Verfall. „Ich male die jährliche, jahreszeitliche Wiederkehr der verschiedenen Stadien pflanzlicher Lebenszyklen“, wie beispielsweise bei Quitten vom eigenen Baum. Moderne wissenschaftliche und technische Entwicklungen eröffnen neue Blicke auf die Natur mit neuen Möglichkeiten. Hinzu kommen eine neue Dimension und Herausforderung für Klima- und Umweltschutz und ein verantwortungsvoller Dialog zwischen Mensch und Natur, betont der Künstler.
„Mein Lehrer Gerhard Gollwitzer war ein wichtiger Impulsgeber für mich“, zudem verehre er viele Künstler und habe viele Vorbilder, besonders inspirierte ihn Caspar David Friedrich, erklärt Alfred Bast. Er versteht sich als Pionier im Bereich der künstlerischen Beschäftigung mit der Natur als Sprache, womit er an die Romantik anknüpft. „Die Natur besitzt eine eigene Intelligenz und hat den Menschen viel zu sagen, dies versuche ich zu übersetzen.“ Und in seiner Kunst gehe es ihm darum, die Natur nicht zu wiederholen, sondern in einen Erkenntnisprozess zu übertragen.
Kunstfenster Die Ausstellung unter dem Motto „Die Natur hält Ausschau nach Augen, die sie sehen“ ist bis zum 23. August im Kunstfenster im Gebäude Wolkenhof 14 zu sehen. Das Fenster des ehemaligen Ateliers Heinrich von Zügels ist jederzeit zugänglich.
Reihe Über die vorherigen Ausstellungen und die Reihe gibt die Homepage Auskunft: www.xcult.org/einfenster