Der Großaspacher Wahnsinn setzt sich fort

Die Elf von Trainer Hans-Jürgen Boysen schafft es im siebten Saisonspiel das siebte Mal nicht, ohne Gegentreffer zu bleiben. Fußball-Regionalligist SG Sonnenhof verliert in Alzenau nach einem Gehring-Eigentor kurz vor der Halbzeit am Ende mit 0:1.

Darius Held (links) und Großaspach waren in Alzenau mit dem Gegner eigentlich gleichauf. Am Ende verlor die SG trotzdem mit 0:1. Foto: J. Albert

© Jörg Albert

Darius Held (links) und Großaspach waren in Alzenau mit dem Gegner eigentlich gleichauf. Am Ende verlor die SG trotzdem mit 0:1. Foto: J. Albert

Von Uwe Flegel

0:1 in Alzenau. Wieder kein Tor geschossen, wieder nicht gepunktet. Fußball-Regionalligist SG Sonnenhof Großaspach erlebte am Rande des Spessarts die dritte Niederlage in Folge und damit auch die nächste Enttäuschung. Die meisten SG-Fans in den sogenannten sozialen Medien haben die Schuldigen für den kapitalen Fehlstart bereits ausgemacht. Die Fachleute von der Tribüne fordern: Trainer raus, sportliche Leitung raus und die Spieler am besten auch gleich mit raus.

Coach Hans-Jürgen Boysen macht es sich nicht ganz so einfach. Der 63-Jährige versuchte trotz des nächsten Nackenschlags, die Lage sachlich zu analysieren. Dabei weiß der erfahrene Fußballlehrer genau, wie das Geschäft läuft, wenn’s auf dem Platz nicht läuft. Fragen, mit denen er sich aber nicht aufhält. Boysen beschäftigt sich lieber damit, die nach dem Abstieg völlig neu formierte Mannschaft in die Spur zu bringen. Am letzten Zipfel Unterfrankens und unweit seiner einstigen hessischen Trainerheimat Offenbach und Frankfurt vertraute er in der Abwehr auf Routine und eine Dreierkette mit Özgür Özdemir, Julian Leist sowie Kai Gehring. Bilanz des Ganzen: „Defensiv sind wir eigentlich gut gestanden.“ Vielleicht hätte es Aspach im siebten Anlauf gar geschafft, das erste Mal in dieser Saison ohne Gegentreffer zu bleiben. Doch dann kam die letzte Minute vor der Pause. „Wenn’s der Gegner nicht schafft, machen wir die Tore gegen uns selbst“, kommentierte Boysen die unglückliche Aktion von Kai Gehring und merkte an: „Das hat mittlerweile schon selbstmörderische Züge, was wir da veranstalten.“

Großaspach vergibt die erste Großchance der gesamten Partie



Dazu gehören allerdings nicht nur die Patzer und Aussetzer hinten, sondern auch die Nachlässigkeiten vorne. Schon nach drei Minuten brachte Andreas Ivan den Ball aus fünf Metern nicht an Torwart Bilal Jomaa Zabadne vorbei. Alzenaus Trainer Artur Lemm urteilte später: „Das war vielleicht die beste Möglichkeit der ganzen Partie.“ Wobei seine Elf auch den einen oder anderen Hochkaräter hatte. Der Coach der Bayern fand deshalb: „Das eine Tor waren wir besser.“ Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass die Gastgeber den Sieg in der zweiten Halbzeit über die Linie zitterten.

Denn nach dem Rückstand hatte Aspachs Trainer zur Pause für Defensivakteur Özdemir den offensiven Mittelfeldmann Joel Gerezgiher gebracht. Hinten wurde auf Viererkette umgestellt und vorne früher attackiert. Resultat der Umstellung war, dass die SG mehr und mehr das Kommando übernahm, ohne allerdings massenhaft zu Chancen zu kommen. „Wir waren gut im Spiel, konnten den Treffer aber nicht setzen“, urteilte Hans-Jürgen Boysen und nannte dafür einen Grund: „Wir machen es zu kompliziert.“ Einfache und schnelle Angriffe sind bei der Fautenhau-Elf derzeit eine Seltenheit. Hinzu kommen viele ungenaue sogenannte letzte Pässe und frühe Flanken trotz Überzahl auf der Außenbahn. Wenn wirklich mal alles passt, dann werden die Möglichkeiten liegen gelassen.

Allerdings war beim 0:1 in Alzenau nicht alles schlecht. Positiv war zum Beispiel die Leistung von Joel Gerezgiher, der nach seiner Einwechslung die Offensive deutlich belebte. Hinten zeigte der 18-jährige David Nreca-Bisinger, dass er eine echte Alternative ist. Wobei die Nominierung des A-Jugend-Torhüters anstelle des gesperrten Oliver Schnitzler etwas unerwartet kam, rechneten viele doch mit Mario Schragl zwischen den Pfosten. Boysen gestand, dass die „Entscheidung schwierig war. Auch für Mario“. Ausschlaggebend dafür sei gewesen, dass Nreca-Bisinger deutlich länger mit der Mannschaft trainiere, Team und Spielphilosophie kenne, in der Jugend ständig Spielpraxis gesammelt und im Juli im letzten Drittliga-Spiel sowie im August im WFV-Pokal gegen den VfB Stuttgart II im Tor gestanden habe. Der vom KSC gekommene Mario Schragl sei dagegen erst drei Wochen in Aspach und so habe der Faktor Spielpraxis eben für den 18-Jährigen gesprochen, so Boysen, der den gut haltenden Nreca-Bisinger deshalb auch garantiert nicht meinte, als er sich ärgerte: „Es ist Wahnsinn, was wir für Tore bekommen.“ Nicht gut für eine Mannschaft, die fieberhaft den Weg aus dem Schlamassel raus sucht.

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Erstellt:
5. Oktober 2020, 06:00 Uhr

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