Rauschgift-Boom
Crack-Krise hat Deutschland im Griff
Crack gilt als besonders gefährlich. In vielen deutschen Großstädten sei die Droge angekommen, warnt ein Experte. Was sind mögliche Lösungen?
Von Markus Brauer/dpa
Die Droge Crack hat sich nach Einschätzung eines Experten in den vergangenen Jahren in deutschen Großstädten massiv verbreitet. „Man kann sagen, dass Crack in fast jeder größeren Großstadt in Deutschland angekommen ist. Und das ist sehr besorgniserregend“, sagt Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences.
Bis vor mehreren Jahren habe es eigentlich nur in Frankfurt, Hamburg und Hannover eine Szene gegeben. Das sei lokal begrenzt gewesen. „Doch seit sieben, acht Jahren merken wir in vielen anderen Städten, dass der Crack-Konsum dort Einzug gehalten hat, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität – sei es in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Bremen, Berlin oder München“, berichtet der Professor für sozialwissenschaftliche Suchtforschung.
„Wir erleben eine Kokainschwemme“
Das mache sich dann auch im Erscheinungsbild der Städte bemerkbar. „Es bilden sich wieder offene Szenen mit großen Verelendungserscheinungen. Das ist vielerorts nicht mehr zu übersehen.“ So gilt Crack etwa im Frankfurter Bahnhofsviertel als dominierende Droge.
Dass Crack so verbreitet ist, habe auch mit dem riesigen Angebot zu tun. „Wir erleben eine Kokainschwemme“, erklärt der Experte. Nach Angaben des Bundeskriminalamts wurden im vergangenen Jahr rund 43 Tonnen Kokain sichergestellt, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.
Crack ist vermischtes aufgekochtes Kokain, das man rauchen kann – und das extrem schnell aufputscht. Auch weil die Droge schnell süchtig macht, gilt sie als besonders gefährlich.
Crack hat enormes Suchtpotenzial
„Es ist eine Potenzierung des Kokainrauschs. Die Droge hat ein enormes Suchtpotenzial - und das macht sie so gefährlich“, betont Stöver. Nach seiner Ansicht müssen in mehr Städten Drogenkonsumräume eingerichtet werden. „Die Szene muss überdacht und Hilfsangebote müssen geschafft werden.“ Es sei das Wichtigste, einen Kontakt zu den Menschen zu finden.
Was sind synthetische Drogen?
- Unter synthetischen Drogen versteht man alle künstlich hergestellten Rauschmittel. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) kommt jedes Jahr eine Vielzahl an neuen synthetischen Substanzen auf den Drogenmarkt.
- Die Zusammensetzung und Wirkweise variiert dabei stark und kann von Konsumenten nicht abgeschätzt werden. Häufig werden in den Drogen gesundheitsschädliche Substanzen verarbeitet.
- Synthetische Drogen gibt es als Pulver, in Pillen-, Kapsel- oder Tablettenform oder als Flüssigkeiten. Sie werden geschluckt, gespritzt oder durch die Nase eingezogen.
Welche Drogen werden konsumiert?
Psychoaktive Substanzenlassen sich verschiedenen Stoffklassen zuordnen. Diese Unterscheidung beruht auf chemischen Eigenschaften. Die Substanzen lassen sich aber auch nach deren Herstellung und Gewinnung wie folgt unterscheiden:
Biogene, pflanzliche Drogen, Pilze
Biogene Drogen und Pilze sind Substanzen die eine überwiegend halluzinogene Wirkung hervorrufen und in natürlichen Pflanzen und Pilzen enthalten sind. Beispiele hierfür sind:
- Cannabis (Marihuana, Haschisch)
- Opium (Schlafmohn)
- Magic Mushrooms, Meskalin
Synthetische Drogen
Unter synthetische Drogen fallen alle Substanzen, die ohne einen natürlichen Ausgangsstoff rein chemisch im Labor hergestellt werden. So zum Beispiel:
- Ecstasy (MDMA/Methylendioxymetamphetamin)
- Speed (Amphetamin)
- Metamphetamin (Crystal Meth)
- Methaqualon
Halbsynthetische Drogen
Neben den synthetischen gibt es halbsynthetische Drogen. Sie heißen deshalb so, weil sie als Ausgangsstoff einen Naturstoff verwenden und erst dann im Labor weiterentwickelt werden. Beispiele hierfür sind:
- Heroin (Diacetylmorphin)
- LSD (Lysergsäurediethylamid)
- Crack
- Kokain
- Opiate
Viele halbsynthetische Drogen wie beispielsweise LSD werden heute aus Kosten- und Qualitätsgründen vollsynthetisch hergestellt.
Wie groß ist die Vielfalt an synthetischen Stimulanzien?
Auch die größere Vielfalt an synthetischen Stimulanzien, die auf dem illegalen Markt erhältlich seien, erhöhten die Risiken für die öffentliche Gesundheit.
Allein im Jahr 2022 seien dem Frühwarnsystem der EU (EWS) 41 neue psychoaktive Substanzen gemeldet worden. Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) beobachte 2023/2024 insgesamt 930 neue Drogen. Diese Substanzen weisen nach dem Bericht oft eine hohe Potenz und Reinheit auf.