Die neue Sporthalle wächst
Da der Rohbau noch 2021 ausgeschrieben wurde, gibt es keine Lieferprobleme. Auch die Kostensteigerungen sind bisher überschaubar. Bei der Holzverschalung arbeitet die Stadt mit einem sogenannten Ringtausch, um sibirische Lärche durch heimische Weißtanne zu ersetzen.

© Jörg Fiedler
Sportlich geht es an der künftigen Sporthalle vorbei. Der Rohbau nimmt schon Konturen an. Fotos: Jörg Fiedler
Von Christine Schick
Murrhardt. Ein Laster lädt einen Container mit Abraum auf und eine Reihe von Bauarbeitern – das Team um Polier Juri Wolf vom Winnender Bauunternehmen Schief – sind im Obergeschoss des Rohbaus der neuen Turnhalle unterwegs. Bürgermeister Armin Mößner zeigt in ihre Richtung und sagt: „Das ist die Ebene, von der aus man später als Zuschauer nach unten in die Halle sehen kann.“ Wer im Stadtgarten auf Höhe von Walterich- und Herzog-Christoph-Schule an der Baustelle vorbeikommt, sieht, dass das Gebäude Konturen annimmt und sich der Umfang der künftigen Sporthalle abzeichnet. An den Wänden lässt sich bereits die Höhe der Halle ablesen, und es ist unschwer zu erkennen, dass sie auch einen deutlich größeren Umfang als die gegenüberliegende alte Halle hat.
Wie läuft es bisher mit dem seit Langem größten Bauprojekt für die Stadt? Bürgermeister Mößner und Harald Britsch vom Stadtbauamt sehen aktuell keinen Grund zur Klage. Zwar war die Stadt bei Aushub und Vorbereitung der Baugrube mit ein paar Überraschungen konfrontiert. Beispielsweise tauchten ein größerer Wurzelstock und ein Felsbrocken – möglicherweise ein Überbleibsel des ehemaligen Pfarrenstalls – auf und mussten entfernt werden. Die Bodenarbeiten gestalteten sich insgesamt aufwendiger als gedacht, was unter dem Strich rund 66000 Euro Mehrkosten ausmacht, erläutert Mößner. Dafür aber gab es keine historischen Funde. „Es ist kein Römer oder Amphitheater aufgetaucht“, sagt der Bürgermeister mit einem Lächeln. Das Denkmalamt habe dies entsprechend begleitet.
An der rechten Seite des Rohbaus nahe dem Werkstattgebäude der Walterichschule, das bestehen bleibt, befindet sich der künftige Eingang. Dort werden später eine Rampe und ein Aufzug für einen barrierefreien Zugang sowie das Treppenhaus, am gegenüberliegenden Ende der Abstieg, über den die Sportlerinnen und Sportler von oben in die Halle kommen, integriert. Schon zu sehen sind die Öffnungen der Garagen, in denen die Sportgeräte ihre Heimat finden werden. Nach und nach werden die weiteren Räume entstehen – Umkleiden und Duschen oben und unten sowie der Haustechnikstandort.
Lieferschwierigkeiten, Materialknappheit und starke Kostensteigerungen sind aktuell kein Thema. „Da kommt uns zugute, dass wir die Rohbauarbeiten bereits im Herbst ausgeschrieben haben“, sagt Mößner. „Wir hoffen natürlich, dass das auch so bleibt.“ Mittlerweile sind über 80 Prozent der Arbeiten vergeben, und es stehen gemessen an der Summe nur noch vergleichsweise überschaubare Auftragspakete auf der Liste. Insofern setzen Harald Britsch und er darauf, dass sich die Mehrkosten im Rahmen halten und es keinen drastischen Ausreißer gibt. Für die Fenster- und Verglasungsarbeiten fällt der Betrag gemessen an der ursprünglichen Planung 2021 höher aus, verglichen mit einer aktuelleren Berechnung, was Britsch in der jüngsten Ratssitzung thematisiert, wiederum etwas günstiger.
Bei einem Auftrag haben Verwaltung und Gemeinderat vor dem Hintergrund der weltpolitischen Lage und des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine reagiert: Ursprünglich war eine Verschalung des Gebäudes mit sibirischer Lärche geplant. Mit dem Modell eines Ringtauschs ist es nun möglich, stattdessen heimische Weißtanne aus baden-württembergischen Beständen zu verwenden, die qualitativ als gleichwertig beurteilt wird. An sich hätte die Stadt auch gern Bäume aus dem eigenen Wald genutzt. „Aber das ist aufgrund der Produkthaftung nicht möglich“, sagt Mößner. Zudem besteht das Problem, dass das Holz erst lagern und trocknen muss. Die rund 60 Festmeter, die nun für den Bau geordert werden, liefert das Forstteam zu einem späteren Zeitpunkt aus dem Stadtwald an das beteiligte Sägewerk, um besagten Ringtausch perfekt zu machen. Unter dem Strich muss die Stadt rund 5200 Euro mehr auf den Tisch legen. Zurzeit kommt das Holz überwiegend aus dem Schwarzwald, so Mößner. Das sei auch mit Blick auf die kürzeren Transportwege besser, und 60 Festmeter beurteilt er gemessen am Jahreseinschlag von rund 7000 Festmetern als gut machbar. Auch im Gemeinderat findet der Vorschlag Anklang und wird einstimmig verabschiedet. Dieses Modell lässt sich jedoch nicht auf die großen Trägerbalken für Decke beziehungsweise Dach übertragen. „Das ist Konstruktionsvollholz, wofür aber normalerweise auch Fichte verwendet wird.“ Die 23 Meter langen Streben sollen kommenden Dienstag oder – lässt sich der Termin nicht halten – in 14 Tagen per Spezialtransport geliefert werden.
Wenn alles nach Plan läuft, werden die Arbeiten des Rohbaus somit in absehbarer Zeit vom Holz- und Dachbau inklusive Fensterintegration abgelöst, sodass die Halle in Zeiten winterlicher Witterung geschlossen ist. Apropos Winter – der Anschluss an die städtische Nahwärme steht, erinnert Harald Britsch. Zudem erhält das Dach der Turnhalle eine Fotovoltaikanlage.
Bis dahin ist für die Mitarbeiter von Juri Wolf allerdings noch einiges zu tun. Derzeit hat der Polier bis zu acht Einschaler und Betonbauer sowie vier Eisenflechter zu koordinieren. Das heißt auch, Material und Maschinen immer rechtzeitig zu bestellen, sonst steht die Baustelle, erläutert Harald Britsch, der meist zweimal täglich dort vorbeischaut. Für die über sechs Meter hohen Betonwände brauche es jede Menge Erfahrung und Können, damit alles so umgesetzt werden könne, wie man es haben wolle. „Bis jetzt hat alles sehr gut geklappt, vor allem unfallfrei“, stellt er fest und ergänzt: „Die Stimmung ist gut auf der Baustelle. Wenn es nicht zu heiß ist und ein Lüftchen weht, sind die Bauleute immer guter Laune.“
Der Turnhallenbau ist auch angesichts der Kosten von etwa 4,2 Millionen Euro (ohne Planungskosten) ein gewichtiges Projekt. Eine Untersuchung vor einiger Zeit hat den Mehrbedarf klar nachgewiesen, erinnert Mößner. Und der Gang durch die alte Turnhalle, die 1953 gebaut wurde und deren schlechte Gründung Risse an Außenwänden und andere Schäden schon lange sichtbar macht, unterstreicht die Dringlichkeit zusätzlich. „Auch aus energetischer Sicht müssen wir froh sein, die neue Halle bauen zu können“, sagt Mößner und zeigt auf die Heizung an der Decke des Altbaus.
Bis zur Neueröffnung – voraussichtlich im Herbst 2023 – ist noch Zeit, aber der Plan, sie mit einem Sporttag oder sogar einem ganzen Sportwochenende für Schulen und Vereine zu begehen, steht schon.

© Jörg Fiedler
Harald Britsch und Bürgermeister Armin Mößner (von links) erläutern den Stand vor Ort.