Andreas Brandhorst: Der Riss

Die Realität als Simulation – geht das wirklich?

Der deutsche Science-Fiction-Autor Andreas Brandhorst hat einen Thriller in der Tradition von Matrix und Co. verfasst. Wie real ist unsere Wirklichkeit, ist die zentrale Frage seines Romans.

Andreas Brandhorst hat sich mit Science-Fiction-Romanen einen Namen gemacht.

© Wolfgang Weßling

Andreas Brandhorst hat sich mit Science-Fiction-Romanen einen Namen gemacht.

Von Lukas Jenkner

Dass unsere Welt nicht so ist, wie sie ist und was für uns daraus folgt, ist eines der vitalsten Sujets der Fantastik, sei es in Buch oder Film. Horrorautor Stephen King etwa hat sein siebenbändiges Epos „Der schwarze Turm“ um die Idee gesponnen, dass eine Vielzahl von Parallelwelten von einem zentralen Balken zusammengehalten wird, dessen Zerstörung eine kleine Schar Menschen verhindern will. Die Wachowskis (ehemals Wachowski Brothers) haben 1999 das Thema in „Matrix“ verfilmt und dabei in Tricktechnik und Storytelling Maßstäbe gesetzt. Der deutsche Autor Frank Schätzing wiederum hat vor ein paar Jahren mit „Die Tyrannei des Schmetterlings“ eine schmissig zu lesende, aber phasenweise verwirrende Multiversum-Variante vorgelegt.

Seit einigen Tagen steht „Der Riss“ von Andreas Brandhorst in den Regalen des Buchhandels, und bereits auf dem Cover ist das Thema gesetzt: „Wie real ist unsere Wirklichkeit?“. Brandhorst, mit Romanen wie „Äon“, „Das Erwachen“ oder „Das Schiff“ fest in der deutschen Science Fiction etabliert, mischt Elemente aktueller Wissenschaftstheorie mit den Möglichkeiten moderner Computertechnologie und menschlichen Urängsten zu einem lesenswerten Thriller zusammen.

Eine atemlose Hatz rund um die Welt

Im Zentrum der Handlung steht der Softwareunternehmer Flynn Darkster, der verhaftet wird, weil er bei einem Hackingversuch in die Computersysteme des US-Verteidigungsministeriums eingedrungen ist. Mit Darkster wird auch dessen Crew gleich mit einkassiert und von einer eher diffus bleibenden Untergruppe eines amerikanischen Geheimdienstes höflich, aber bestimmt dazu gebracht, mithilfe einer künstlichen Intelligenz unerklärlichen Ungereimtheiten der Wirklichkeit auf den Grund zu gehen.

Bald stellt sich heraus, es geht ums große Ganze und die Frage, ob die Welt wie wir sie kennen, nicht eine einzige große Simulation ist. Darauf sind aber auch schon andere gekommen, darunter auch ein global agierendes Verbrechersyndikat, weshalb die Suche nach der Wahrheit zu einer atemlosen und tödlichen Hatz rund um die Welt wird.

Die Simulationstheorie hat ihre Anhänger

Es liegt in der Natur solcher Thriller, dass über Details der Handlung und wichtige Wendungen kein weiteres Wort verloren werden sollte, andernfalls ginge die Spannung verloren. Aber so viel darf gesagt sein: Andreas Brandhorst liefert ein Erklärungsmuster für so manch unerklärliches Phänomen, das wir mit unseren herkömmlichen fünf Sinnen nicht begreifen.

Und er weist im Nachwort darauf hin, dass sich Wissenschaftler mit der Frage, ob unsere Welt eine Simulation ist, durchaus beschäftigen. Die Simulationstheorie hat auch prominente Anhänger, darunter den Milliardär Elon Musk. Das verhilft der Theorie zwar nicht zu mehr Glaubwürdigkeit, würde aber eventuell so manch erratischen Twist in Musks öffentlichem Gebaren erklären.

Andreas Brandhorst: Der Riss. Thriller. Wilhelm Heyne Verlag München 2024. Gebunden mit Schutzumschlag, 638 Seiten, 24 Euro.

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Erstellt:
20. November 2024, 17:06 Uhr
Aktualisiert:
20. November 2024, 17:14 Uhr

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