Von Uwe Flegel

Jahrelang galt für Backnangs Frauenriege in der Regionalliga nur ein Ziel: die Klasse halten. Vor der kommenden Samstag in Buttenwiesen (Landkreis Dillingen) beginnenden neuen Saison sind nun aber neue Töne zu hören. Nach dem unerwarteten Rang drei in der vergangenen Saison soll es diesmal ganz nach vorne gehen. „Wir haben den Aufstieg in die Dritte Bundesliga im Blick“, erklärt Melanie Andergassen. Dafür trainieren und schwitzen die Turnerinnen aus dem Murrtal nun schon seit Wochen. „Die Mädels haben neue Elemente einstudiert und ihre Übungen im Schwierigkeitsgrad aufgestockt“, erklärt die sogenannte Fachwartin Geräteturnen weiblich.

Das ist allerdings nicht der einzige Grund, weshalb die TSG nach zwölf Jahren die Rückkehr in die Dritte Bundesliga schaffen will. Ein weiterer Punkt ist, dass mit der gerade erst zwölf Jahre alt gewordenen Amelie Schilling ein Talent aus dem Bundeskader zum Backnanger Frauenteam zählt. Wie die nur sechs Monate ältere Anneli Andergassen und die ebenfalls erst 13 Jahre alte Marie Jahnle steht sie für den Umbruch im Murrtal. Mit der 23-jährigen Taina Griem hat sich die erfahrenste Turnerin aus beruflichen Gründen aus der Riege verabschiedet (wir berichteten) und auch die Schwestern Melina (studiert in Gießen Medizin) sowie Aurelia Weller (konzentriert sich auf den Gardetanz) sind nicht mehr dabei. Melanie Andergassen ist sich trotzdem sicher: „Wir haben ein Topteam.“ Eines, das ganz vorne mitmischen kann, sofern keine großen Verletzungen zu verzeichnen sind.

„Wenn wir längerfristige Ausfälle haben, dann wird’s schwer“, weiß Andergassen und sagt: „Aber wir sind hoch motiviert und freuen uns auf die Herausforderung.“ Wir, das sind neben den drei ganz jungen Turnerinnen noch Pauline Hack, Emma Osswald, Felin Weißhaar, Lisa Hunscha, Lisa Baumgart und Emely Pokorny, die noch bis Ende des Monats in Australien weilt und beim zweiten Wettkampf Mitte Juli in Waging vielleicht schon wieder mitmischt.

Insgesamt ist es ein Aufgebot, das das vierköpfige Trainerteam Melanie Andergassen, Lena Strohmaier, Gitte Cocks und Taina Griem dran glauben lässt, den Aufstieg zu schaffen. Einen, für den sich die TSG auch gut gerüstet sieht. Denn Amelie Schilling und die anderen jungen Sportlerinnen sind nur der erste Teil eines Wechsels, der Hoffnung für die Zukunft macht. Für nächstes Jahr stehen mit Lara Gabriel und Sophie Liensberger (Jahrgang 2013) sowie in der Saison drauf mit Nayana Nasser (2014) drei weitere Nachwuchsturnerinnen parat, die dem Bundeskader angehören und entsprechend viele Trainingseinheiten am Stuttgarter Kunstturnforum absolvieren. Aus Altersgründen müssen sich aber sowohl das Trio wie auch der Verein bis zum Debüt in einer Klasse der Deutschen Turnliga noch gedulden. Wobei Lara Gabriel und Sophie Liensberger dieses Jahr in der Backnanger Landesliga-Riege randürfen.

Die TSG will künftig möglichst selbst von der guten Nachwuchsarbeit profitieren

Die Aussichten, sich mithilfe des eigenen Nachwuchses langfristig in der Dritten Bundesliga wenigstens etablieren zu können, sind für die Backnangerinnen also gut. Melanie Andergassen macht aber auch klar, dass die Erwartungen an die junge Riege nicht zu hoch werden dürfen. In Bezug auf Amelie Schilling sagt der Kopf des Trainerteams: „Wir machen ihr keinen Druck. Sie hat zwar schon nationale Wettkämpfe geturnt, aber noch nie in einer solchen Liga.“

Gleichzeitig ist es aber auch so, dass die TSG von ihrer eigenen Arbeit nur dann selbst profitiert, wenn sie ihren Talenten eine entsprechende Ligenhöhe anbieten kann. Deshalb ist Liga drei fast schon Pflicht. Denn zur Nachwuchsförderung im Turnen gehört, dass der Verband seine größten Talente in den höchsten Klassen turnen sehen will. Auch deshalb sagt Melanie Andergassen: „In den vergangenen Jahren ging’s nur darum, in der Regionalliga zu bleiben.“ Das ist diesmal anders. Die Turnerinnen aus dem Murrtal haben die Spitze im Blick und die erfahrene Backnanger Trainerin sagt: „Es wäre ja auch schön, wenn nach dem Männerteam nun auch die Frauen in der Bundesliga ankommen.“