Aberglaube und Weihnachtsfest
Diese Geschenke sollen zu Weihnachten Unglück bringen
Liegt eine Uhr unter dem Weihnachtsbaum? Oder vielleicht ein schickes Paar Sneaker? Wer abergläubisch ist, macht um bestimmte Geschenke zu Weihnachten einen großen Bogen.
Von Markus Brauer
Die heutigen Weihnachtsbräuche haben sich größtenteils im 19. Jahrhundert im Bürgertum aus christlichen Wurzeln entwickelt. Der Weihnachtsbaum beispielsweise hat einen christlichen Kontext. Aber wenn er zu Hause steht, denkt man mit Blick auf Kugeln und Lebkuchen natürlich nicht mehr an Paradiesäpfel oder Hostien.
Vielleicht entdeckt man aber für sich selbst wieder neu, dass die säkulare Feier einen tieferen geistlichen Gehalt hat. Fünf Weihnachtsmythen auf dem Prüfstand: Was steckt dahinter?
Bloß keine Uhr verschenken
Es gibt Weihnachtsgeschenke, die sind undenkbar – zumindest für abergläubische Menschen:
- Wenn Sie vorhaben, eine Uhr zu verschenken, sollten Sie sich das gut überlegen, denn Uhren stehen für Trennung oder Tod. Wer an Heiligabend damit bedacht wird, dem läuft buchstäblich die Zeit davon.
- Messer sind zum Schneiden da. Und genau das befürchten Abergläubische: dass durch ein Messer als Geschenk eine Freundschaft zerschnitten wird und nicht wieder zu kitten ist.
- Feuerzeuge dienen dazu, schnell und unkompliziert Feuer zu machen. Doch wenn man ein Zippo geschenkt bekommt, kann das zur Folge haben, dass das Band der Liebe und Zuneigung wie eine Flamme erlischt.
- Auch von Schuhen ist abzuraten. So sehr sich die Liebste auch über edle Ledertreter freut, sie könnten zur Folge haben, dass sie nach Weihnachten das Weite sucht.
- Perlen gelten nicht nur als Symbol der Reinheit und Liebe, sondern auch als Tränen der Götter. Wem zu Weihnachten eine Perlenkette um den Hals gehängt wird, bei dem könnten Tränen fließen – nicht aus Rührung und Freude, sondern aus Trennungsschmerz. Vorsicht auch vor einem Geldbeutel als Geschenk: Wer ein leeres Portemonnaie bekommt, der wird verarmen. Also unbedingt einen Glückscent hineinlegen.
Und das sind weitere Weihnachts-Bräuche - mit der Erklärung, woher sie stammen:
Barbarazweige für die Liebe
Wer sich zu Weihnachten über frische Blüten auf dem Gabentisch freut, kann in der Adventszeit Zweige von Kirsch- oder Apfelbaum, Zierquitte oder Forsythie, Flieder oder Haselnuss abschneiden und ins Wasser stellen. In der Wärme der Wohnung treiben diese Barbarazweige aus und bilden neue Knospen, deren Blüten sich pünktlich zum Fest öffnen und eine farbenfrohe Abwechslung in das Tannengrün bringen.
Ihren Namen haben diese Zweige von der heiligen Barbara, der Namenspatronin der Bergleute und Artilleristen. Ihr Namensfest wird am 4. Dezember gefeiert. Der Legende nach soll sie im vierten Jahrhundert gelebt haben und die Tochter eines griechischen Kaufmanns aus Nikomedia gewesen sein. Weil ihr Vater die Hinwendung der Schönen zum Christentum verhindern wollte, schloss er sie in einen Turm ein. Einen Kirschzweig, der sich in ihrem Kleid verfangen hatte, begoss sie während ihrer Gefangenschaft regelmäßig mit Wasser. Am Tag ihrer Hinrichtung öffneten sich die Blüten.
Dieser Volksglaube kann eine echte Alternative zu Mobile-Dating-Plattformen sein. Statt sich der Flirt-App Tinder anzuvertrauen, kann man auch Barbarazweige ins Wasser stellen und so auf sein Liebesglück hoffen. Frauen, die nicht wissen, welchem ihrer Verehrer sie das Ja-Wort geben sollen, können jedem einen Barbarazweig zuordnen. Derjenige, dessen Zweig als erster aufblüht, ist genau der Richtige.
3. Der Karpfen zum Fest
Der Weihnachtskarpfen ist besonders in Ost-, Süd- und Mitteleuropa ein klassisches Weihnachtsessen am Heiligabend. Die Tradition entstand, als die Kirche die Adventszeit zur Fastenzeit erklärte: Da kein Fleisch gegessen werden durfte, wurde Fisch aufgetischt. Auch heute noch lebt diese Tradition im Weihnachtskarpfen fort. Er wird in Stücke geschnitten, paniert und gebraten. Beliebte Beilagen sind Kartoffeln, Kartoffelsalat oder Gurkensalat.
Das Symbol des Fisches hat im Christentum einen besonderen Stellenwert. Das griechische Wort für Fisch – „ichthys“ – beinhaltet in seinen Anfangsbuchstaben die Formel: Jesus, Christus, Gottes Sohn, Erlöser. Der Fisch ist eine Art Mini-Glaubensbekenntnis. Schon bei den Urchristen war er ein Geheim- und Erkennungszeichen an Häusern und Türen. Der Weihnachtskarpfen ist also in erster Linie aufgrund seiner religiösen Bedeutung zu einem Weihnachtsessen geworden.
Um den Christ-Karpfen ranken sich einige Legenden. Eine Schuppe im Geldbeutel aufzubewahren soll Glück und Wohlstand fürs kommende Jahr garantieren. Ein weiterer Brauch bezieht sich auf einen mondförmigen Stein, der sich im Auge des Fisches befinden soll. Wer diesen Kiesel zu Weihnachten findet, soll von Glück gesegnet sein.
Keine Wäsche waschen
Hausputz vor Weihnachten ist für die meisten selbstverständlich. Schließlich will man es zum Fest ordentlich haben. Aber zwischen dem 24. Dezember und dem 6. Januar sollten Sie keine Wäsche waschen und nicht zu viel feudeln. Früher glaubte man, dass zwischen den Jahren dunkle Mächte übers Land ziehen und Unheil bringen. Wenn sich eine Hexe oder ein Dämon in der Wäscheleine oder in einem Wäschestück verfangen, bringen sie Unheil über seinen Besitzer.
Eine anderen Überlieferung zufolge nimmt die Märchengestalt Frau Holle in diesen kalten Nächten ein Wäschestück von der Leine und macht es zum Leichentuch. Danach stirbt ein Familienmitglied. Die dunkle Mächte könnten, so glaubte man, vor allem von Frauen Besitz ergreifen, da sie es in der Regel sind, die Wäsche aufhängen. Darum ruhte man in früheren Zeiten an den Raunächten, um sicherzugehen, ja nicht betroffen zu sein.
Bei den Raunächten handelt es sich um sechs Nächte im alten und sechs im neuen Jahr. In dieser Zeit, so glaubte man, seien die dunklen Mächte stärker als sonst im Jahr und fänden den Weg aus der unterirdischen in die irdische Welt. Vor allem sollte man sich seine Träume merken. Dem Volksglauben zufolge sagen sie viel über die Zukunft aus. Die zwölf Nächte sind Sinnbild für das, was einem in den kommenden zwölf Monaten widerfahren wird. Wer etwas über sein Schicksal wissen will, sollte sich seine Traumbilder aufschreiben und deuten.