Ein halbes Jahrhundert beim Murrhardter Leuchtenspezialisten

Vom Lehrling zum Fertigungsleiter: Klaus Müller blickt auf 50 Jahre bei der Firma Witte+Sutor – Entscheidend für die Treue war die Vielseitigkeit der Tätigkeit

Klaus Müller und Andreas Witte (von links) lassen die Zeit sowie wichtigen Etappen im Unternehmen noch mal Revue passieren. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Klaus Müller und Andreas Witte (von links) lassen die Zeit sowie wichtigen Etappen im Unternehmen noch mal Revue passieren. Foto: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Die Murrhardter Firma Witte+Sutor ist Spezialist für Leuchten, insbesondere wiederaufladbare. Waren es in den frühen Jahren vor allem Produkte wie Taschenlampen, setzte das Unternehmen später auf Spezialentwicklungen beispielsweise in Gefahrenbereichen, wo es um explosionsgeschützte Geräte geht. Aber auch Wärmematten gehören zum Portfolio. Klaus Müller hat dies nicht nur miterlebt, sondern auch mitgestaltet. Er ist seit 50 Jahren bei Witte+Sutor.

Das Jahr 1969 – Neil Armstrong machte seine ersten Schritte auf dem Mond, in Thailand wurde mit Trockeneispartikeln experimentiert, die Flugzeuge in den Wolken ausbrachten, um es regnen zu lassen. Auch für Klaus Müller war es ein entscheidendes Jahr, in dem er die Weichen für seine berufliche Zukunft stellte. „Es war klar, dass ich eine Mechanikerlehre machen wollte“, erzählt er. Da er auch andere kannte, die beim Unternehmen Witte+Sutor gelernt hatten, bewarb er sich. „Ich bin dann eingeladen worden und mit meinen Vater zu einer Aufnahmeprüfung hergekommen.“ Gemeinsam mit weiteren Mitbewerbern saß er über den Bögen, es waren vor allem Rechenaufgaben, die der damals 15-Jährige zu lösen hatte. Die Sache klappte und Klaus Müller konnte seine Lehre beginnen. „Die ersten anderthalb Jahre war ich erst mal in der Lehrwerkstatt“, erinnert er sich. Es ging darum, Werkzeugteile drehen und fräsen zu lernen.

Klaus Müller arbeitete sich in sein künftiges Wirkungsfeld ein – die Werkzeugherstellung für die Spritzgussfertigung. Eine einzelne Leuchte bestand aus ungefähr 30 bis 40 Einzelteilen, schätzt er. Damit beim Zusammenbau alles passt, brauchte es höchst exakt eingemessene Werkzeuge. „Das ist wirklich anspruchsvoll, teils muss man hier im Mybereich arbeiten“, erläutert Vertriebsleiter Andreas Witte. Klaus Müller bestätigt: „Genauigkeit hat immer eine große Rolle gespielt.“ Nach rund 20 Jahren hieß es, von diesem Aufgabenbereich ein Stück weit Abschied zu nehmen – Anfang der 1990er-Jahre wurde die Werkzeugherstellung der Firma an externe Dienstleister ausgelagert beziehungsweise vergeben. Klaus Müller übernahm den Austausch mit den Partnern und war Brückenbauer, wenn es um die Klärung spezifischer Anliegen ging.

Die Weiterentwicklung der Produkte nahm einen ebenso wichtigen Part ein. So konnte Klaus Müller bei kniffligen Fragen Ideen und Vorschläge für neugestaltete Teile beisteuern. „Er hat sich in die Werkstatt gestellt und gezaubert. Mit seiner Arbeit hat er zum Unternehmenserfolg beigetragen, weil er es verstanden hat, kreative Lösungen zu finden und das schnell und pragmatisch umzusetzen“, sagt Andreas Witte.

Ein Beispiel: Als es darum ging, bei den Lampen von Halogen auf LED umzustellen, musste der innere Aufbau angepasst werden, möglichst so, dass er auch fürs Unternehmen nicht zu aufwendig wurde. Auf diesem Sektor machte sich Witte+Sutor einen Namen: Sie war weltweit die erste Firma, die 1999 eine wiederaufladbare Leuchte mit LED und Linsenfokus herausbrachte. Der Schritt ist mit Blick auf die Lebensdauer und das Energiesparen ein wichtiger.

Auch hier gibt es für Klaus Müller einiges zu tun. Nach der Realisierung und Patentierung mussten die LED-Leuchten beispielsweise für bestimmte Automodelle angepasst werden, wo sie im Zigarettenanzünder aufgeladen werden können.

2004 wurde Müller Fertigungsleiter. Das hieß, für neue Produkte die Arbeitslinie bis hin zum genauen Ablauf bei den Arbeitsplätzen in der Montage zu planen und einzurichten. „Das muss ja in einem guten Fluss sein“, sagt er. Es war die Zeit, in der sich die Organisation gewandelt hat. Das Fließband war passé und wie in anderen Teilen der Industrie hielten Gruppenarbeitsplätze Einzug ins Unternehmen. 2007 begann die Ära der explosionsgeschützten Leuchten und Lampen, die in Bereichen wie Feuerwehr, Öl- und Gasindustrie, Bergwerk, Müllentsorgung oder Kläranlagen eingesetzt werden können. Sie trägt maßgeblich zum heutigen Unternehmenserfolg bei, bringt aber auch hohe Anforderungen in der Fertigung mit sich, die mit Blick auf die Arbeitsanweisungen entsprechend dokumentiert und transparent sein müssen, was vom Tüv kontrolliert wird. Auch hier war Klaus Müller verantwortlich.

Spannende Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut: Einbindung einer Brennstoffzelle

Sehr spannend erlebte der heute 65-Jährige ein Entwicklungsprojekt zur Brennstoffzelle, bei dem Witte+Sutor 2014/15 mitgewirkt hat. Unter der Regie des Fraunhofer Instituts ging es darum, wiederaufladbare Geräte wie Lampen auf die Brennstoffzelle abzustimmen, berichten die beiden. Gemeinsam mit vier bis fünf weiteren Unternehmen wurde an der Einbindung des neuen Energielieferanten getüftelt. „Die Einzelteile kamen zu uns und wurden dann hier zusammengebaut“, erzählt Müller. Dass sich die Brennstoffzelle nicht durchgesetzt hat, lag für ihn vor allem an der nicht vorhandenen Infrastruktur.

Mittlerweile ist Klaus Müller 50 Jahre im Unternehmen und vor ihm liegt die stattliche Urkunde, mit besten Wünschen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Auf die Frage, was dafür ausschlaggebend war, der Firma so lange treu zu bleiben, sagt er: „Die Vielseitigkeit der Arbeit. Ich hatte planerische genauso wie kreative Aufgaben und konnte abteilungsübergreifend tätig sein.“ Auch das gute Klima habe dazu beigetragen. Müller verweist auf eine Betriebsfußballmannschaft, bei der er gerne gekickt hat.

Auch wenn der 65-Jährige noch geringfügig fürs Unternehmen tätig ist, um sein Wissen weiterzugeben und bei Fragen Rede und Antwort zu stehen, ist er nicht mehr wie bisher präsent. Es sei nicht ganz einfach, wenn jemand mit so viel Erfahrung in den Ruhestand gehe, sagt Andreas Witte. „Aber er unterstützt uns ja noch weiter.“

Mit Blick auf eines der jüngsten Projekte – eine mehrstufig schaltbare explosionsgeschützte LED-Sicherheitsleuchte – sagt Müller: „Man muss immer am Ball bleiben, beispielsweise um die Lebensdauer zu verbessern.“ Auch das sei immer Ansporn für ihn gewesen – im Gespräch mit dem Kunden als Hersteller die bestmögliche Lösung zu finden, sei es bei einer in den Schutzhelm integrierten Leuchte oder der Einbettung von Thermomatten.

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Erstellt:
25. September 2019, 06:00 Uhr

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