Ein nachdenklich stimmender Auftritt

Großaspachs Regionalliga-Fußballer bringen sich beim 0:4 gegen den Tabellendritten Steinbach mit individuellen Fehlern selbst in die Bredouille. Das Kellerkind aus dem Fautenhau hält zwar bis zur Pause mit, bricht nach der Halbzeit aber förmlich ein.

Großaspachs Fußballer um Dominik Widemann (links) und Joel Gerezgiher schlichen nach der klaren Niederlage mit gesenkten Köpfen vom Platz. Die Gäste aus Steinbach hatten dagegen allen Grund zum Jubeln. Nachdem die Hessen die Schwaben schon in der Vorrunde mit 4:0 klar bezwungen hatten, gab es für die SG Sonnenhof auch im eigenen Stadion eine solche Klatsche. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Großaspachs Fußballer um Dominik Widemann (links) und Joel Gerezgiher schlichen nach der klaren Niederlage mit gesenkten Köpfen vom Platz. Die Gäste aus Steinbach hatten dagegen allen Grund zum Jubeln. Nachdem die Hessen die Schwaben schon in der Vorrunde mit 4:0 klar bezwungen hatten, gab es für die SG Sonnenhof auch im eigenen Stadion eine solche Klatsche. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Müden Schrittes kam Walter Thomae her. Es wirkte, als sei er in Gedanken versunken. Verständlich. Schließlich hatte Großaspachs neuer Trainer bei seiner Heimpremiere beim Fußball-Regionalligisten aus dem Fautenhau eine 0:4-Niederlage zu verdauen. Dass es mit dem Tabellendritten TSV Steinbach Haiger ein Titelaspirant war, der dem Sechstletzten das Fell über die Ohren gezogen hatte, machte die Sache für den 54-Jährigen und die SG Sonnenhof nicht besser.

Einfach nur draufhauen auf seine Mannschaft war dann aber nicht die Sache des neuen Kommandogebers bei dem Klub aus dem Fautenhau. Er erwähnte auch nicht groß, dass mit den gelbgesperrten Kai Gehring sowie Nicolas Jüllich und dem verletzten Mohamed Diakite, der sich in den letzten Trainingseinheiten noch muskuläre Probleme eingehandelt hatte, in der Abwehr- sowie Mittelfeldzentrale wichtige Kräfte gefehlt hatten. Erst als der Coach darauf angesprochen wurde, gestand er: „Klar hat man das gemerkt.“ Zumal mit Sebastian Schiek (Sprunggelenk) und Jonas Brändle (Muskelfaserriss) auch noch zwei Außenverteidiger nicht an Bord waren.

Als Ausrede für die zweite Aspacher 0:4-Niederlage im zweiten Saisonduell mit den ambitionierten Hessen wollte Thomae das alles aber nicht gelten lassen. Vermutlich, weil es individuelle Fehler waren, mit der die Spieler des Kellerkinds den favorisierten Gästen auf die Sprünge halfen. Bestes Beispiel war Steinbachs 1:0. Ein langer Ball von Abwehrchef Benjamin Kirchhoff überraschte die jungen Aspacher Vincent Sadler und David Nreca-Bisinger. Ersterer unterschätzte als Innenverteidiger die Länge des Passes. Der Zweite hätte entweder deutlich früher rauslaufen oder ganz im Tor bleiben und darauf bauen müssen, dass der Steinbacher Christian März noch eingeholt wird. Der Schlussmann tat beides nicht und die Gastgeber lagen nach zehn Minuten mal wieder hinten.

Guten Ansätzen vor der Pause folgt eine zweite Halbzeit zum Vergessen.

Dumm gelaufen für die SG, die zu dem Zeitpunkt aber noch nicht klein beigab. Noch dümmer war für die Hausherren allerdings, dass sie aus ihrer Überlegenheit in der ersten Halbzeit in der Offensive nichts machten. Bis zum und bis in den Strafraum gab es da durchaus gute Ansätze, doch am Ende wurde der Ball nicht getroffen oder das Gehäuse haarscharf verfehlt. Thomae sagte dazu nur: „Ich habe eine Statistik gesehen, nach der brauchen wir acht Chancen, um ein Tor zu machen. Steinbach hatte heute in den ersten 80 Minuten dreieinhalb Möglichkeiten und hat viermal getroffen.“

Daran alleine wollte der 54-Jährige die herbe Enttäuschung aber nicht festmachen. Denn obwohl seine Elf nach dem ersten Gegentor kurz aus dem Spiel war, hatte sie sich danach ja wieder gefangen. „Ich habe in der ersten Halbzeit ein paar Dinge gesehen, die gut waren, so blöd sich das nach so einem Ergebnis auch anhört.“ Klar sei aber auch, dass es mit dem Selbstvertrauen bei seiner Mannschaft angesichts der bisherigen Saison nicht weit her sei. Aspachs Trainer war ebenfalls nicht entgangen, dass das 0:2 direkt nach Wiederanpfiff eine Art Fangschuss für das Kellerkind war: „Das hat man auch an der anschließenden Körpersprache gesehen.“ Dass sich die Gastgeber vor dem entscheidenden Flankenball bei einem einfachen Einwurf hatten übertölpeln lassen, passte ins Bild der bisherigen Saison. Der Coach sagte zu den ganzen individuellen Fehlern nur: „Über einzelne Spieler werde ich öffentlich nichts sagen, aber intern wird das klar angesprochen.“

Von einer Aufholjagd war Aspach nach dem zweiten Steinbacher Treffer auf jeden Fall sehr, sehr weit entfernt. Diese gnadenlose Effektivität des Gegners hatte offensichtlich schwere Beine gemacht. Bis zum Schlusspfiff kamen die Schwaben zu keinem richtigen Torschuss mehr und Walter Thomae gestand ein, dass es vor allem diese Leistung und diese Reaktion waren, die ihn nachdenklich stimmten. Wohl auch, weil er weiß, dass es Selbstvertrauen nicht einfach so auf Knopfdruck gibt, sondern nur „Schritt für Schritt zurückgeholt werden kann“.

Mit Spitzenreiter Freiburg wartet
die nächste schwere Aufgabe.

Nicht gut für die Schwaben, die trotz der Klatsche auf dem sechstletzten Rang und damit ersten Abstiegsplatz verblieben sind, ist deshalb, dass kommenden Sonntag mit dem Duell bei Spitzenreiter SC Freiburg II die nächste schwere Aufgabe wartet. Wird ein Trainerwechsel oft von Aufbruchstimmung begleitet, könnte die im Fautenhau nach einer weiteren Niederlage schon wieder Geschichte sein. Ein Problem? „Das kann es werden“, weiß der neue SG-Steuermann und machte danach klar, dass er das nicht einfach akzeptieren will, denn: „Wir haben ja die Chance, dem entgegenzuwirken.“ Indem zum Beispiel die ganz einfachen Fehler einfach mal vermieden werden.

Zum Artikel

Erstellt:
8. März 2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt Sport

SV Unterweissach nimmt die Favoritenrolle an

Der Tabellenführer will in der Fußball-Kreisliga A2 auch gegen den Nachbarn SV Allmersbach II nichts anbrennen lassen. Verfolger VfR Murrhardt steht vor einem schwierigen Auswärtsspiel.

Murrhardt Sport

SG Sonnenhof Großaspach: Ein 50-Meter-Tor als Sahnehäubchen

Mert Tasdelen setzt beim 5:0-Heimerfolg des Fußball-Oberligisten aus dem Fautenhau gegen den FC 08 Villingen II den glanzvollen Schlusspunkt. Mit dem nunmehr schon zehnten Sieg in Serie stellt Großaspach den Vereinsrekord aus der Verbandsliga-Meistersaison 2004/2005 ein.