Mutterschutz nach Fehlgeburten

Ein wichtiges Signal für alle Frauen

Die Reform für einen gestaffelten Mutterschutz muss jetzt kommen – und darf nicht wegen anderer familienpolitischer Themen scheitern, meint unsere Autorin Annika Mayer.

Eine Fehlgeburt ist für Frauen ein schwerer Verlust (Symbolbild).

© IMAGO/photothek//Thomas Trutschel

Eine Fehlgeburt ist für Frauen ein schwerer Verlust (Symbolbild).

Von Annika Mayer

Nur ein Tag kann darüber entscheiden, ob einer Frau nach einer Fehlgeburt Mutterschutz zusteht oder nicht. Erreicht sie die 24. Schwangerschaftswoche, erhält sie 18 Wochen Mutterschutz. Verliert sie ihr Baby am Ende der 23. Schwangerschaftswoche, hat sie keinen Anspruch darauf – obwohl sie im sechsten Monat schwanger war.

Eine Lösung für diese absurde Situation wäre ein gestaffelter Mutterschutz. Das Prinzip: Je länger eine Frau schwanger war, desto mehr Mutterschutz steht ihr zu. Die Fraktionen im Bundestag sind sich einig, dass das eine gute Idee ist. Eine entsprechende Reform gibt es aber noch nicht. Die Ampel will das Vorhaben an den Mutterschutz für Selbstständige und die noch umstrittene Familienstartzeit knüpfen.

Das ist ein Fehler. Die Ampel sollte den gestaffelten Mutterschutz zügig als einzelne Reform auf den Weg bringen. Denn eine solche Regelung darf nicht daran scheitern, dass sich die Fraktionen bei anderen Themen nicht einig werden – dafür ist sie zu wichtig. Keine Frau sollte am Tag nach einer Fehlgeburt arbeiten müssen. Betroffene brauchen Zeit, um zu trauern. Eine Fehlgeburt ist psychisch sehr belastend. Laut einer Studie der Krankenkasse IKK Südwest entwickeln 60 Prozent der Frauen Depressionen. Und Betroffene müssen sich auch körperlich erholen. Wer eine Ausschabung hatte oder sein verstorbenes Kind zur Welt bringen musste, kann nicht am nächsten Tag im Büro sitzen.

Die Frauen sind nicht krank, sondern schwanger

Krankschreibungen können das nicht abfangen. Erfahrungsberichte von Frauen zeigen, dass nicht jede Betroffene diese automatisch bekommt. Eine Frau, die eine Fehlgeburt hat, ist außerdem nicht krank. Sie war schwanger. Und diese Anerkennung verdient sie, auch von der Politik.

Der Ampelregierung bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum Ende der Legislaturperiode. Jetzt den gestaffelten Mutterschutz einzuführen, wäre ein wichtiges Signal für alle Frauen.

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Erstellt:
4. November 2024, 00:14 Uhr

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