Emelie Petz zieht einen Schlussstrich

Die Allmersbacherin beendet mit erst 20 Jahren ihre Karriere. Auf das gelungene Comeback im Juli folgte ein Sehnenanriss an der Schulter. Der hat der Turnerin von der TSG vollends den Spaß verdorben.

Schnallt die Turnriemchen ab: Emelie Petz. Nach der mittlerweile vierten langwierigen Verletzung hat sie genug und konzentriert sich auf ihr Studium. Foto: Imago

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Schnallt die Turnriemchen ab: Emelie Petz. Nach der mittlerweile vierten langwierigen Verletzung hat sie genug und konzentriert sich auf ihr Studium. Foto: Imago

Von Uwe Flegel

Geplant war der Wettkampf im Juli als erster Schritt zur Rückkehr. Nun ist klar, dass die deutschen Meisterschaften in Düsseldorf für Turnerin Emelie Petz der Abschied waren. „Ich höre auf“, erzählt die Allmersbacherin. Zu viele schwere Verletzungen haben sie in den vergangenen zweieinhalb Jahren ausgebremst. Als nun nach einem Achillessehnenriss und zwei anschließenden Operationen endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen war, folgte kurz nach den nationalen Titelkämpfen der nächste Rückschlag. Nun machten beide Schultern Probleme. Für die Sportlerin von der TSG Backnang ist es die eine langwierige Verletzung zu viel. Deshalb macht sie mit gerade mal 20 Jahren Schluss, ohne sich den großen Traum von einem Start bei den Olympischen Spielen erfüllt haben zu können.

Eine lang überlegte, aber auch schwierige Entscheidung

Leicht ist ihr der Entschluss nicht gefallen. Ihr Stimme stockt, wenn sie sagt: „Es war eine schwierige Entscheidung, die ich nicht von heute auf morgen gefällt habe. Ich habe diesen Schritt schon länger im Kopf drin gehabt.“ Schließlich war sie schon zuvor von zwei, drei anderen Verletzungen mehr oder weniger lang zurück geworfen worden. Und nun waren da die letzten 30 Monate, die einfach arg schwierig gewesen seien, gesteht Emelie Petz. Hinzu kam, dass die deutsche Frauenriege vor einigen Wochen die Qualifikation für Olympia in Paris im kommenden Jahr verpasst hat. Für die junge Allmersbacherin war das gleichzusetzen mit dem Aus fürs Nahziel. Zudem verstärkte es die längst aufgekommenen Zweifel, wie und ob es noch Sinn macht, um die Karriere sowie die großen Hoffnungen weiterzukämpfen, denn: „Los Angeles 2028 ist noch so weit weg“. Einfach fiel es ihr trotzdem nicht, diesen letzten und endgültigen Schritt zu gehen. „Die emotionalsten Gespräche waren die mit meinen Trainern“, erzählt Petz und muss schon wieder schwer schlucken.

Zuversicht nach dem vierten Rang bei der deutschen Meisterschaft

Dabei ist es noch nicht so lange her, da hatte die TSG-Turnerin gesagt: „Ich bin auf einem guten Weg.“ Sie schien die Folgen der Verletzung, die sie sich in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiel in Tokio, im Training zugezogen hatte, überwunden zu haben. Die Achillessehne des rechten Fußes hielt und die Belastungen konnten langsam aber sicher gesteigert werden. Bei der deutschen Meisterschaft hatte sie zwar noch nicht am Boden und Sprung turnen können, mit abgespecktem Programm am Schwebebalken und Stufenbarren aber schon wieder die Plätze vier und sieben belegt.

Auf die hoffnungsvolle Rückkehr folgt der nächste Rückschlag

Die Ampel in Sachen Fortsetzung der Laufbahn und Rückkehr auf die internationale Bühne stand auf grün. Dann machten sich die Sehnen in beiden Schultern schmerzhaft bemerkbar. Wieder kam der Stopp, wieder konnte Emelie Petz einfach nicht so wie sie wollte. Und diesmal hat sie sich entschieden, dass sie nicht mehr will, obwohl „ich noch große Ziele hatte“. Die sind nach vielen Stunden des Überlegens, nach vielen Tränen nun Geschichte. Zwar mit etwas Bitternis aber vor allem mit viel Stolz blickt Emelie Petz auf „eine wunderschöne Karriere“ zurück. Für sie steht fest: „Ich hatte bereits in jungen Jahren so tolle Erlebnisse und habe Erfahrungen machen dürfen, die für andere Teenager gar nicht erst möglich waren oder sind.“ Deshalb ist es gut möglich, dass sie dem Turnen weiterhin erhalten bleibt: „Ich überlege, ob ich die Trainerlizenz mache.“ Kein Thema ist für sie dagegen, auf kleiner Flamme weiter zu turnen: „Dafür bin ich nicht der Typ. Bei mir gibt’s ganz oder gar nicht.“

Die Konzentration gilt nun voll und ganz dem Lehramts-Studium

Zudem ist in all den schwierigen Wochen und Monaten das Leben außerhalb des Turnens ja nicht stehen geblieben. Emelie Petz studiert an der Uni Stuttgart Sport und Englisch auf Lehramt. „Das macht mir richtig Spaß“, erzählt die nun ehemalige deutsche Nationalturnerin. Mit dem Ehrgeiz und der Energie, die sie bislang dem Turnen in der Bundesliga, bei Welt- und Europameisterschaften gewidmet hat, geht sie nun ihr Studium an. Wobei das nicht neu ist. Vor fünf Jahren wurde sie an der Stuttgarter Linden-Realschule zur Eliteschülerin des Sports gekürt, machte danach neben dem zeitaufwendigen Training und den vielen Lehrgängen ihr Abitur.

Diese Disziplin, die sie unter anderem als Spitzensportlerin erlernt hat, bilden jetzt den Grundstock für das, was nun kommt. Die 20-Jährige sagt, sie sei neugierig darauf. Das eine Kapitel hat sie vollends zugeschlagen, im nächsten steckt sie schon ein wenig drin und geht es optimistisch an. Mittlerweile schon wieder fröhlich sagt sie zum Abschied noch: „Ich freue mich aufs Leben nach dem Turnen, freue mich aufs Studium und die Zukunft.“

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Erstellt:
21. Dezember 2023, 06:00 Uhr

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