Gefahr insbesondere für Jugendliche

Energydrinks verändern Herzrhythmus

Studien zeigen: Die stark koffeinhaltigen Getränke können lebensgefährliche Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System von Jugendlichen haben.

 

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Von Regine Warth

Sie machen stark wie ein Bulle oder aber wie ein Nashorn. Wahlweise verleihen sie Monster-Energie. So zumindest sagt es die Werbung. Ärzte entgegnen: Energydrinks verursachen Bluthochdruck und verändern den Herzrhythmus. Im Gegensatz zu der Werbung behalten die Mediziner recht: Das zeigte zuletzt eine Untersuchung der Deutschen Herzstiftung und der Herzspezialisten der LMU Klinikum München, die das gesundheitliche Risiko der koffeinhaltigen Getränke für Kinder und Jugendliche untersucht hat.

Ihr Ergebnis: Vor allem der exzessive Konsum von Energydrinks in Verbindung mit Triggerfaktoren wie Sport, Alkohol, Stress, aber auch verschiedenen Vorerkrankungen, können für Jugendliche lebensgefährlich werden.

Zucker liefert Energie, Koffein putscht auf

Und das ist die hauptsächliche Zielgruppe dieser Aufputschgetränke. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung greifen mehr als zwei Drittel der Jugendlichen in der EU regelmäßig zu Energydrinks. Ihren Effekt bewirken zwei Zutaten: Zucker liefert Energie, Koffein sorgt für die Aufputschwirkung.

Eine 250-Milliliter-Dose dieser Getränke enthält im Schnitt etwa 80 Milligramm Koffein. Dies ist etwa dreimal so viel, wie in der gleichen Menge der meisten Cola-Getränke enthalten ist. Bei Jugendlichen sollte jedoch der Konsum von maximal drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag nicht überschritten werden, so die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa). Schon mit einem halben Liter eines Energydrinks liegt ein Teenager mit 50 Kilogramm Körpergewicht über diesem Limit.

Energydrinks nicht mit Alkohol mischen

Wie riskant dies ist, zeigt die Educate-Studie („Energy-Drinks: Unexplored Cardiovascular Alterations in Teens and Tweens“) des Kinderkardiologen Felix Oberhoffer vom LMU Klinikum München: Gesunde Jugendliche nahmen hierfür eine gewichtsadaptierte Menge eines Energydrinks zu sich – also knapp 100 Milliliter Energydrink pro zehn Kilogramm Körpergewicht. In der Folge stieg der Blutdruck und der Herzrhythmus zeigte Veränderungen auf. Das kann lebensgefährliche Folgen haben – insbesondere in Verbindung mit Alkohol oder während einer sportlichen Betätigung sowie Stress.

Weitere Folgen können neben Herzrasen, Schlaflosigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden sein, ergänzt Julian Chun, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Herzstiftung und Kardiologe am Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) in Frankfurt am Main. „Möglicherweise verstärken weitere Inhaltsstoffe der Energydrinks wie Guarana oder Taurin die ungünstigen Wirkungen sogar noch“, so Chun.

Zu viel Energydrinks bei Stress können tödlich enden

Gefährlich kann dies vor allem bei einem vorgeschädigten Herzen sein. Dies schließt der Klinikarzt Oberhoffer aus einem tragischen Fall vor einigen Jahren. Eine 16-Jährige kollabierte im Unterricht aufgrund einer Herzrhythmusstörung und starb. Es stellte sich heraus, dass ihr Herz aufgrund einer unbemerkt verlaufenden Herzmuskelentzündung vorgeschädigt war. Kurz vor dem Zusammenbruch hatte die Schülerin auf eine Prüfung gelernt, wenig geschlafen und große Mengen an Energydrinks konsumiert.

Oberhoffer rät Jugendlichen, möglichst auf Energydrinks zu verzichten – insbesondere dann, wenn ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko besteht: etwa eine abgeheilte Herzmuskelentzündung, ein korrigierter angeborener Herzfehler, Bluthochdruck. Auch wer an Diabetes erkrankt ist oder Übergewicht hat, sollte auf die Getränke verzichten. Ebenso, wenn beispielsweise ein ADS-Medikament genommen wird.

Ärzte klären über Herzprobleme auf

Veranstaltung Bei der Mittendrin-Veranstaltung „Wenn das Herz schwächelt“ am Montag, 25. November, klären Ärzte vom Klinikum Stuttgart und dem Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart auf, wie Medikamente, Kathetereingriffe und Schrittmacher das Herz stärken können. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Herzstiftung und Herzschwäche-Patientin erzählt, wie es gelingt, trotz Erkrankung den Alltag zu meistern.

Anmeldung Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr in der Architektenkammer Baden-Württemberg, Danneckerstraße 54. Die Gesprächsrunde ist exklusiv für Abonnenten unserer Zeitung. Die Registrierung erfolgt unter zeitung-erleben.de/mittendrin .

Herzwochen Die Deutsche Herzstiftung veranstaltet jedes Jahr im November ihre bundesweiten Herzwochen, in denen sie über bestimmte Herzerkrankungen informiert: In diesem Jahr ist es die Herzschwäche. Das Ziel der gemeinnützigen Stiftung ist es, dass möglichst viele Menschen die Warnzeichen, mit denen sich die Herzschwäche bemerkbar macht, erkennen und wissen, wie man entgegenwirken kann.

Infomaterial Neben diversen Podcasts von Spezialisten und Veranstaltungshinweisen gibt es auch eine Übersicht über alle Informationsmaterialien, die kostenfrei bei der Herzstiftung angefordert werden können: www.herzstiftung.de/herzwochen .

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Erstellt:
21. November 2024, 06:08 Uhr

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