Erste Ehrenamtliche bekunden Interesse

Murrhardter Bürgerbus soll nach Vorbild der Initiative in Alfdorf/Welzheim/Kaisersbach organisiert werden

Die Idee für ein Projekt Bürgermobil oder Bürgerbus in der Walterichstadt entstand bereits während der Amtszeit des ehemaligen Bürgermeisters Gerhard Strobel. Da jedoch das Interesse daran und die Bereitschaft, sich dafür zu engagieren, in dieser Zeit zu gering waren, konnte es nicht verwirklicht werden. Nun gibt es einen erneuten Vorstoß.

Interessierte und Initiatoren bekamen von Klaus Hinderer (Fünfter von links) ausführliche Infos zum Projekt: Birgit Wolf, Hubert Arnold, Ingrid Krauß-Mauser, Theo Otterbach, Bürgermeister Armin Mößner, Siegfried Jauss, Reinhold Semmlinger, Ulrich Glassl und Ulrich Burr (von links). Foto: E. Klaper

Interessierte und Initiatoren bekamen von Klaus Hinderer (Fünfter von links) ausführliche Infos zum Projekt: Birgit Wolf, Hubert Arnold, Ingrid Krauß-Mauser, Theo Otterbach, Bürgermeister Armin Mößner, Siegfried Jauss, Reinhold Semmlinger, Ulrich Glassl und Ulrich Burr (von links). Foto: E. Klaper

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Schon seit etlichen Jahren sei der Bürgerbus im Gespräch, aber „die Anfragen haben sich in jüngster Zeit gehäuft“, berichtete Bürgermeister Armin Mößner bei der Infoveranstaltung zu diesem Projekt, das unter dem Dach der Koordinationsstelle Bürgerschaftliches Engagement angesiedelt ist. Indes war das Interesse überschaubar: Acht Personen hatten sich im Grabenschulhaus eingefunden, allerdings war der Termin auch am Nachmittag angesetzt. Musterbeispiel sei die Arbeitsgemeinschaft interkommunaler Bürgerbus Alfdorf/Welzheim/Kaisersbach, erklärte Mößner. Vorstellbar wäre, den Murrhardter Bürgerbus in ähnlicher Weise zu organisieren. Das Angebot richte sich vor allem an Personen, die in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind und selbst kein Auto haben oder fahren können. Aber: Es „steht und fällt mit Personen, die bereit sind, sich aktiv ehrenamtlich dafür zu engagieren“, betonte der Rathauschef.

Klaus Hinderer, Initiator und verantwortlich für den Bürgerbus Alfdorf/Welzheim/Kaisersbach, erläuterte ausführlich dessen Entwicklung und informierte die Interessenten über alles Wissenswerte. Auch hatte er den Interessierten Flyer mitgebracht. 2015 suchte und fand er zuerst Fahrer, dann ein Fahrzeug, einen Kleinbus aus dem Bestand des DRK-Kreisverbands. Dieser stellt ausgesonderte, aber technisch einwandfreie Fahrzeuge für solche Zwecke zur Verfügung. „Wir haben einen Kleinbus mit Zwischenstufe, der es Personen mit Rollatoren ermöglicht, hinten bequem einzusteigen“, erläuterte Hinderer.

Im Sommer 2016 fiel der Startschuss: Ziel des Angebots sei keine Erweiterung des öffentlichen Personennahverkehrs gewesen, sondern „eine flexible Lösung nach dem Beispiel von Boxberg, das wir etwas an örtliche Gegebenheiten angepasst haben“. „Unsere Zielgruppe sind Personen, die öffentliche Nahverkehrsmittel nicht nutzen können, kein eigenes Fahrzeug haben oder fahren dürfen, weil sie krank, verletzt oder behindert sind“, stellte der Verantwortliche klar. Den kostenlosen Bürgerbus nutzten zu etwa 90 Prozent Senioren, und Fahrten zu Arztbesuchen haben höchste Priorität. Diese „sind aber nicht über Krankenkassen abzurechnen und sollen auch keine Konkurrenz zu Taxiunternehmen sein“, unterstrich Hinderer. Hinzu kommen kulturelle Veranstaltungen unter der Woche, Einkäufe sowie Besuche bei Verwandten und Freunden.

„Die Resonanz ist sehr gut“, darum fährt der Bürgerbus montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr. Organisiert werden die Fahrten mithilfe eines speziellen EDV-Programms und einem ehemaligen Kunden als Disponenten: „Er lebt die Bürgerbusidee.“ Bei ihm kann man montags bis freitags zwischen 9 und 12 Uhr am Vortag der Fahrt anrufen und diese bestellen, er legt dann Fahrtrouten und Ziele verschiedener Kunden zusammen. Die meisten der aktuell 31 Fahrer verfügten über Internet und erhielten nachmittags eine E-Mail mit dem Fahrtenplan für den nächsten Tag, erläuterte Hinderer.

Auf Anfrage aus Kaisersbach sei der Bürgerbus 2018 auf diese Gemeinde ausgeweitet worden, dafür stellte sie einen Kleinbus zur Verfügung, den sie vorher für die Flüchtlingsarbeit nutzte, sodass die AG Bürgerbus nun zwei Fahrzeuge hat. Das Angebot funktioniere, da Fahrer und Nutzer flexibel seien und eine verlässliche Planung ermöglichten. Die Fahrer treffen sie vierteljährlich und regeln ihre Termine selbst untereinander. „Jeder fährt einen ganzen Tag, und meist kommt einer zweimal pro Monat dran“, erläuterte der Verantwortliche.

Die Kosten für Sprit, Reparaturen, Tüv und Versicherung übernehme der DRK-Kreisverband, der am Jahresende eine Kostenaufstellung erarbeitet. „Finanziert wird der Bürgerbus durch Spenden ans DRK, die beteiligten Kommunen tragen die relativ geringe Differenz“, berichtete Klaus Hinderer.

Anschließend beantwortete er Fragen der Zuhörer. „Die Abholung sprechen die Nutzer mit den Fahrern ab, wofür sie deren Handynummer erhalten und anrufen, wenn sie abgeholt werden wollen. Der Fahrer informiert die Nutzer, wann er kommt, dabei sind Wartezeiten kein Problem. Bei besonders gebrechlichen Senioren hilft der Fahrer auch mit, wie beim Einkaufen.“

Abendveranstaltungen am Wochenende „können wir nicht machen“, doch einige Fahrer beförderten auch samstags und sonntags Personen tagsüber. Kurz erläuterte Hinderer, welche Qualifikationen die Fahrer benötigen: „Der normale Autoführerschein reicht für einen kostenlosen Bürgerbus, damit darf man bis zu acht Fahrgäste befördern. Wird eine Gebühr erhoben, muss ein Fahrer die Erlaubnis zur Fahrgastbeförderung haben, und die Altersgrenze liegt bei 80 Jahren.“

„Das Bürgerbusangebot soll langsam anlaufen, die Nachfrage wird schon kommen“, zeigte sich Bürgermeister Mößner optimistisch. Er ist zugleich Vorsitzender des DRK-Ortsvereins und hat vor, sich beim DRK-Kreisverband zu erkundigen, ob dieser einen Kleinbus zur Verfügung stellen könnte. Unter den Interessierten war auch der ehemalige Bürgermeister Ulrich Burr. Er schlug vor, mit kleinen Schritten zu starten und das Angebot bei verändertem Bedarf zu erweitern.

Abschließend trugen sich sieben Besucher in eine Liste ein und signalisierten so ihre Bereitschaft, sich fürs Projekt Bürgerbus zu engagieren, entweder als Fahrer oder bei der Organisation.

Bürger fahren für Bürger – ist die Idee des Projekts. Foto: Adobe Stock/Gerhard Egger
Erste Ehrenamtliche bekunden Interesse

© Gerhard Egger - stock.adobe.com

Zum Artikel

Erstellt:
27. März 2019, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt und Umgebung

Amüsante Showdarbietungen und Tänze

Bei der Weihnachtsfeier der Sportvereinigung Kirchenkirnberg zeigen jugendliche und erwachsene Aktive ihre kreativen Talente und ihr sportliches Können. Das Vorstandsteam ehrt langjährige Mitglieder und verleiht das Deutsche Sportabzeichen.

Murrhardt und Umgebung

Bestattungsgebühren steigen

Der Murrhardter Gemeinderat hat sich dazu durchgerungen, die Sätze anzuheben. Hauptargument für die Verwaltung ist, dass sie so die Kosten mit einem Anteil von 90 Prozent decken. Das ist für Förderungen wichtig, da das Land im Blick hat, ob die Stadt Gebühren berücksichtigt.

Murrhardt und Umgebung

Perspektivwechsel in Krabblerwelten

Die in Berlin lebende Künstlerin Petra Lottje ist im Heinrich-von-Zügel-Atelier in Murrhardt zu Gast. Unter dem Arbeitstitel „Du bist nicht allein“ nähert sie sich der Tierwelt an, knüpft über ihre Bilder und Collagen ein Netz an Beziehungen und öffnet spannende Assoziationsräume.