Finanzvorstand der TSG Backnang 1846: Stabübergabe in herausfordernden Zeiten

Manfred Nagel ist der neue Finanzvorstand der TSG Backnang 1846. Sein Vorgänger Rolf Bäuerle hinterlässt ihm eine Kasse, die den nötigen Gestaltungsspielraum für die Weiterentwicklung des Sportgeländes auf dem Hagenbach bietet. Das Problem: Bauen ist sehr teuer geworden.

Zwei, die sich gut verstehen: Manfred Nagel (links), neuer Finanzvorstand der TSG 1846, und sein Vorgänger Rolf Bäuerle. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Zwei, die sich gut verstehen: Manfred Nagel (links), neuer Finanzvorstand der TSG 1846, und sein Vorgänger Rolf Bäuerle. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Das ehrgeizige Vorhaben steht seit acht Jahren im Raum: Backnangs größter Verein will seine Heimat auf dem Hagenbach um einen Sportgarten erweitern, zu dessen Bestandteilen eine Außensportanlage, Gymnastikräume und ein inklusiver Kinderspielplatz zählen sollen. „Wir waren auf einem guten Weg“, erinnert sich Rolf Bäuerle, „aber dann hat die Pandemie dazwischengegrätscht.“ Einerseits ist der bisherige Finanzvorstand froh drüber, dass nicht vor Corona und dem langen sportlichen Stillstand gebaut wurde. Andererseits „haben wir den richtigen Zeitpunkt ein Stück weit verpasst“, denn durch die hohe Inflation und die stark gestiegenen Zinsen „ist Bauen extrem teuer geworden“.

Dafür kann Rolf Bäuerle genauso wenig wie sein Nachfolger. Der will das bislang auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag bezifferte Projekt mit seinen Vorstandskollegen weiter vorantreiben, obwohl es „eine Herausforderung“ sei und „wir es nochmals neu kalkulieren müssen“. Das raube ihm keineswegs den Schlaf, betont Manfred Nagel, mit Blick aufs neue Amt denke er sich aber schon manchmal: „Auf was habe ich mich da eingelassen?“ Er sagt es schmunzelnd, aber sein Vorgänger geht lieber auf Nummer sicher und spricht ihm Mut zu. „Es macht Spaß, Manfred“, hakt Rolf Bäuerle ein und verweist auf die Kameradschaft und den Zusammenhalt im Verein. Und auf den familiären Charakter, der sich beispielsweise darin zeigt, dass seine drei Kinder alle in TSG-Abteilungen aktiv waren oder sind.

Der 57-Jährige hat es also nie bereut, bereits als Endzwanziger den Job übernommen zu haben, der damals noch Hauptkassenwart hieß. 1995 war Rolf Bäuerle nach dem plötzlichen Tod des Vorgängers vom jahrzehntelangen TSG-Funktionär Horst Adam angesprochen worden, der sein Kollege bei der Kreissparkasse Waiblingen war und ihn zudem aus der Tischtennisabteilung kannte. Dessen Überredungskünsten und der Gabe des damaligen Vorsitzenden Manfred Strohhäcker, „Menschen zu gewinnen“, konnte er sich nicht entziehen, zumal auch sein Arbeitgeber das Ehrenamt unterstützt. „Es waren schon damals sympathische Leute bei der TSG“, erinnert sich Rolf Bäuerle und denkt unter anderem auch an Geschäftsstellenleiterin Waltraud Seeger.

Der Neubau der Hagenbachhalle ist das prägende Projekt in Rolf Bäuerles Ära

Er machte sich an die Arbeit, die „für mich mit meinem beruflichen Hintergrund keine allzu große Herausforderung war“, so der Bankbetriebswirt. Damals wohlgemerkt, die gesetzlichen Vorgaben sind längst weitaus komplexer geworden. Zudem baute die TSG den Gesundheits- und Rehasport aus und gründete eine Kindersportschule, was für einen wachsenden Bedarf an bezahlten Kräften sorgte. Nicht zuletzt spielte das Gebäudemanagement eine immer größere Rolle, was mit den Baumaßnahmen zu tun hatte, die nach Bäuerles Einstieg dank der gut bestellten Kasse realisiert werden konnten.

Los ging es mit der neuen Geschäftsstelle, „die wir mit gutem städtischen Zuschuss ohne Schuldenaufnahme bauen konnten“. Das prägende Projekt seiner Funktionärsära war aber der Neubau der Hagenbachhalle. Als der 2002 mitsamt der zur Verpachtung vorgesehenen Gaststätte beschlossen wurde, stand Rolf Bäuerle bereits seit zwölf Monaten als Nachfolger Manfred Strohhäckers an der Vereinsspitze: „Man hat mich angesprochen und ich habe gesagt, ich mache es.“ Dass ihm seine Frau stets den Rücken freigehalten habe, hat es erlaubt. Der 2004 vollendete Bau sei herausfordernd gewesen, trotz starker finanzieller Unterstützung der Stadt und des WLSB. Bei Gesamtkosten von 2,2 Millionen Euro musste ein Kredit von etwa 700000 Euro aufgenommen werden. „Alles war gut durchdacht und berechnet“, sagt der damalige Vorsitzende und sieht sich durch den Status quo bestätigt: „Wir müssen noch etwa 200000 Euro abzahlen. Damit müsste die Finanzierung wie geplant nach 30 Jahren abgeschlossen sein.“ Es wäre sicherlich auch schneller gegangen, doch der nur mit der Halle denkbare Ausbau der Angebote im Gesundheits- und Rehasport sowie die Kindersportschule haben stattdessen eine Anschubfinanzierung gebraucht.

„Das Kalkül ist aufgegangen“, findet Rolf Bäuerle und bescheinigt in diesem Kontext der damaligen Geschäftsstellenleiterin Monika Naseband „große Verdienste, denn ohne funktionierende Geschäftsstelle läuft nichts“. Ohnehin betont der Mann, der das Amt des Vorsitzenden 2010 an den vier Jahre später verstorbenen Horst Adam abgab und selbst danach bis Ende Juni dieses Jahres wieder als Finanzchef fungierte, immer wieder die Bedeutung der Teamarbeit. Das gilt auch insofern, dass er seinem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite steht, wann immer es sich Manfred Nagel wünscht.

Als ihn der Vorsitzende Rainer Mögle darauf angesprochen habe, ob er kandidiere, „habe ich nur einen Abend überlegt und mit Rolf Bäuerle gesprochen“, erinnert sich der 65-Jährige und fügt augenzwinkernd hinzu: „Er hat es mir in den tollsten Farben ausgemalt.“ Manfred Nagel sagte Ja. Auch weil der in der Hauptverwaltung der Bundesbank in Stuttgart tätige Finanzexperte im April 2024 in den Ruhestand geht und ihn seine Tochter gefragt habe, was er dann mache: „Tanzkurs oder Spanischkurs? Da habe ich mir gesagt: Dann lieber Finanzvorstand.“ Es ist ihm wichtig zu betonen, das nicht ganz ernst gemeint zu haben, denn „ich war und bin mir der Aufgabe und der damit verbundenen Verantwortung bei der TSG bewusst“.

Dem Verein, dem er nach seinem Umzug nach Backnang als Mitglied der Behindertensportabteilung vor 21 Jahren beigetreten ist. Später wurde er stellvertretender Abteilungsleiter und Kassier, fortan ist er für die Finanzen des Hauptvereins zuständig. „Das Bauprojekt ist das eine große Thema“, weiß Nagel, aber es gibt noch mehr zu tun. „Wir haben ein Konzept entwickelt, um die Kassen der Abteilungen und des Hauptvereins zusammenzuführen.“ Das hätte früher wohl mehr Debatten ausgelöst, als es inzwischen der Fall ist, denn die Coronakrise habe gezeigt, „dass man es nur gemeinsam schafft“. Ohnehin, so versichert der neue Mann, behalten die Abteilungen ihre finanzielle Autonomie für den laufenden Sportbetrieb. Manfred Nagel hat schon so manches angepackt und sein Vorgänger hofft, dass er zusammen mit Rainer Mögle und den anderen Verantwortlichen auch das Sportgartenprojekt mit Leben erfüllt. Das sei die Basis, um bei der Mitgliederbindung und der Mitgliedergewinnung erfolgreich zu sein. Das nötige Eigenkapital für das ehrgeizige Vorhaben sei vorhanden, betont Rolf Bäuerle und zitiert schmunzelnd seinen Nachfolger: „Manfred Nagel hat gesagt, wir haben keine Millionen. Das stimmt. Es ist keine Mehrzahl.“

Die TSG-Verantwortlichen

Vorstand Zum Führungsgremium der TSG Backnang 1846 zählen neben Finanzchef Manfred Nagel fünf weitere Personen. Dies sind der Vorsitzende Rainer Mögle, dessen Stellvertreterduo Claudia Krimmer (Sport und Projektleitung) und Wolfgang Richter (Öffentlichkeitsarbeit) sowie Werner Hamann (Vereinsrecht) und Michael Abele (IT).

Abteilungsleiter Die TSG besteht derzeit aus 15 Sparten. An deren Spitzen stehen: Michael Schäfer (Badminton), Jörg Blaetter (Basketball), Volker Groschwitz (Behindertensport), Michael Krimmer (Boule), Gunter Piesch (Fechten), Gerold Hug (Handball), Alfred Wurst (Herzsport), Heidelore Ambratis (Leichtathletik), Mark Daynes (Schwimmen), Tobias Trunzer (Skisport), Gisela Kehrer (Sportkegeln), Fee Kaiser (Tanzen), Ulrich Föll (Tischtennis), Rainer Böhle (Turnen) und Hans-Peter Richter (Volleyball).

Zum Artikel

Erstellt:
19. Oktober 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt Sport

Aspacher Volkslauf: Die Lust am Laufen kennt wenig Grenzen

Philipp Hoffmann und Andrea Bulling sowie Thimo Härter und Vivian Muth gewinnen über 10 sowie 5 Kilometer. Die Veranstaltung in Großaspach prägen aber auch Starter, die schon 81 Jahre alt sind oder über die gesamte Strecke einen Kinderwagen schieben.

Murrhardt Sport

Fußball-Kreisliga A2: Neuling Fornsbach überrascht gegen Althütte

Nach dem Patzer des bisherigen Tabellenzweiten baut der SV Unterweissach mit einem 2:1 in Weiler zum Stein seine Führung aus. Mit Oberbrüden, Urbach II und Sechselberg sind gleich drei Teams noch ohne Sieg.

Murrhardt Sport

Fußball-Kreisliga B2: Das Spitzentrio gibt sich keine Blöße

Nach den Siegen von Leutenbach, Kirchberg und Erbstetten bleibt an der Tabellenspitze alles beim alten. Der FC Viktoria Backnang verliert in Schmiden 1:2 und kassiert seine ersten Saisonniederlage.