Marius Kunde kehrt mit der SG Sonnenhof Großaspach zu seinem Ex-Verein zurück
Der Mittelfeldroutinier gastiert mit dem Oberliga-Tabellenführer beim FSV 08 Bissingen. Am Bruchwald war der 28-jährige Fußballer sieben Jahre lang eine wichtige Stütze. Nun will er dem Klub, bei dem er fünf Jahre als Kapitän voranging, beweisen, dass der Wechsel in den Fautenhau die richtige Entscheidung war.
Von Uwe Flegel
Der FSV 08 Bissingen kämpft darum, den Abstand auf die Abstiegsplätze zu vergrößern. Die SG Sonnenhof Großaspach versucht, die Tabellenführung zu verteidigen. Wenn sich die Oberliga-Fußballer beider Vereine am Freitag ab 19 Uhr zum Flutlichtduell auf dem Kunstrasenplatz am Bruchwald treffen, dann dreht sich auf beiden Seiten allerdings auch sehr viel um die vielen Akteure, die beim Gegner schon Spuren hinter lassen haben. Bei der Elf aus der 44.000 Einwohner großen Stadt aus dem Enztal sind das zum Beispiel Trainer Markus Lang, Angreifer Valentin Podolskyi, Verteidiger Tim Häußermann und Torwart Sven Burckhardt. Beim Team aus dem rund 25 Kilometer entfernten Dorf mit 8.300 Menschen sind es Leute wie Außenbahnspieler Benjamin Landwehr und Stürmer Nico Engel. Vor allem aber ist es Mittelfeldroutinier Marius Kunde, der sagt: „Für mich wird es sicher etwas ungewohnt sein, als Gast dorthin zurückzukehren, wo ich sieben Jahre lang als Fußballer daheim war.“
Eigentlich stand ein achtes Jahr beim FSV 08 ebenfalls bereits fest. Doch der 28-Jährige entschied sich um: „Wenn sich ein Verein wie Großaspach meldet, dann beschäftigt man sich damit. “ Hinzu kam, dass dem 1,70 Meter großen Akteur bei seinem Ex-Verein zusehends die große sportliche Perspektive fehlte. Hatte Bissingen im Mai 2017 erst in der Relegation zur Regionalliga den Aufstieg verpasst, wurde anschließend die Lücke nach ganz vorne nach und nach größer. Zuletzt reichte es dem einstigen Spitzenklub nur noch fürs Mittelfeld.
Auch nach dem Abschied gibt es noch enge Verbindungen nach Bissingen
Zu wenig für Kunde, der über sich sagt: „Ich bin jemand, der versucht, ans Maximum ranzukommen.“ Deshalb verabschiedete er sich im Sommer von dem Klub, bei dem er fünf Jahre lang als Kapitän vorangegangen war. Die Entscheidung, dem Lockruf aus dem Fautenhau zu folgen, sei ihm nicht leichtgefallen, gesteht Kunde. Auch weil er immer noch „sehr gute Kontakte“ in die alte Heimat hat. Vor allem mit FSV-Betreuer Lothar Wilske bestehe reger Austausch: Und: „Ich war diese Saison schon mehrmals als Zuschauer bei Bissinger Spielen.“
Morgen kommt er nun als Gegner und will auf dem Platz beweisen, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat: „Nach dem Wechsel war es mein größtes Ziel, mit Großaspach als Spitzenreiter nach Bissingen zurückzukehren.“ Was der Offensivmann nicht sagt, das ist, dass er daran einigen Anteil hat. Von Anfang an zeigte Marius Kunde, weshalb ihn die SG Sonnenhof unbedingt wollte – und das nicht erst zu dieser Runde: „Ich hatte schon zu Regionalliga-Zeiten Kontakt zu Aspach, aber damals lief mein Vertrag beim FSV noch länger.“ Hinzu kam seine berufliche Situation. „Ich bin in einem Alter, da muss man sich gut überlegen, ob man seinen Arbeitsplatz aufgibt, um Profifußballer zu sein“, sagt der in Ludwigsburg wohnende Versicherungskaufmann. Aus diesem Grund hatte er bereits in den Jahren zuvor andere Angebote höherklassigerer Klubs ausgeschlagen. Diesen Sommer passte es nun für ihn. Sein Arbeitgeber akzeptierte, dass er beruflich etwas kürzertritt und Aspachs Trainingszeiten lassen sich mit einem Halbtagsjob problemlos verbinden. Kundes Urteil nach dreieinhalb Monaten im Fautenhau: „Alles top.“
Von der A-Jugend-Bezirksstaffel mit 18 Jahren direkt hoch in die Oberliga
Die Einschätzung kommt von einem Menschen, der sich nicht scheut, einen Schlussstrich zu ziehen, falls ihm etwas nicht behagt. So wie einst als 17-Jähriger, als er von der B-Jugend-Bundesliga beim SGV Freiberg in die A-Jugend-Bezirksstaffel bei seinem Heimatverein TSV Heimerdingen wechselte. Wobei er dort schon als Jugendlicher im Landesliga-Team randurfte. „Dieser Schritt zurück war genau das Richtige“, sagt er heute dazu. Mit den Kumpels daheim kam der Spaß am Fußball zurück und als ihn Ramon Gehrmann ein Jahr später zu Freibergs Oberliga-Mannschaft zurückholte, eroberte er sich als 18-Jähriger einen Stammplatz bei den Aktiven. Gehrmann hatte gewusst, was der Jungspund kann, waren sich Coach und Spieler doch schon in der gemeinsamen Zeit in der Jugend des VfB Stuttgart über den Weg gelaufen. Von der E- bis zur C-Jugend war Marius Kunde am Cannstatter Wasen daheim und spielt dort mit Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Timo Werner zusammen. Die sind heute allesamt Nationalspieler. Kunde bringt es auf 269 Partien in der Oberliga, das ist vier Klassen tiefer. Offensichtlich ist das mit ein Grund, warum er mit 28 Jahren noch einmal vom Mittelfeldklub Bissingen zum Aufstiegsaspiranten Großaspach wechselte, denn: „Elf Jahre Oberliga reichen mir.“ Morgen will er das erneut beweisen, auch wenns gegen die alten Kumpels geht.
Trainer Pascal Reinhardt „Wir haben gegen Denzlingen eine sehr disziplinierte und seriöse Vorstellung abgeliefert. Am Ende haben wir uns für den Aufwand mit den drei Toren im zweiten Durchgang auch belohnt. Wir waren griffig in den Zweikämpfen, sehr aktiv und dominant. Genau das muss nun auch die Grundlage für Bissingen sein. Es wird ein hartes Stück Arbeit und es kommen andere Gegebenheiten als zuletzt auf uns zu, da wir auf Kunstrasen spielen. Aber daran werden wir uns anpassen, den Kampf annehmen und bestmöglich vorbereitet an die Sache rangehen, um dann auch diese Partie am Ende wieder maximal erfolgreich zu gestalten.“
Das Personal Fehlen werden der SG weiterhin Luca Wöhrle (OP am Sprunggelenk), Benedict Dos Santos (Muskelfaserriss) und Lukas Britzelmeir (Schulterverletzung). Fraglich sind Kapitän Volkan Celiktas (Schulterverletzung) und Torjäger Dominik Salz (Prellung).
Der Gegner Mit 14 Punkten aus den bisherigen zwölf Saisonspielen belegt der FSV 08 Bissingen den elften Tabellenplatz. Dabei sammelte das Team von Ex-SG-Trainer Markus Lang sieben Punkte aus den vergangenen fünf Partien. Vergangene Saison gewann Aspach das Hinspiel vor heimischer Kulisse nach einem 0:1-Rückstand zur Pause noch eindrucksvoll mit 4:1. Im Rückspiel musste sich die SG trotz zwischenzeitlicher 2:0-Führung am Ende doch noch 2:4 geschlagen geben.