Abitur 2025
Hätten Sie’s gewusst? – Das sind die Aufgaben im Deutsch-Abi
Mit dem Fach Deutsch haben am Dienstag die Abiturprüfungen in Baden-Württemberg begonnen. Die Schülerinnen und Schüler konnten zwischen verschiedenen Aufgaben wählen. Wie hätten Sie sich entschieden?

© dpa/Robert Michael
Die Zeit läuft: die meisten Schülerinnen und Schüler hatten 315 Minuten, also von 9 bis 14.15 Uhr Zeit, um ihren Aufsatz zu verfassen.
Von Alexandra Kratz
Die Abiturprüfungen sind „die letzte große Herausforderung der Schulzeit“. So wird Theresa Schopper (Grüne) in einer Pressemitteilung zitiert. Die Kultusministerin riet den Schülerinnen und Schülern, diese „mit Ruhe und Zuversicht“ anzugehen. An den allgemeinbildenden Gymnasien und den Gemeinschaftsschulen mit gymnasialer Oberstufe fiel der Startschuss am Dienstagmorgen mit der schriftlichen Prüfung im Fach Deutsch. Auch die Schülerinnen und Schüler an den beruflichen Gymnasien absolvierten ihr Deutsch-Abi. Für sie hatte der Prüfungsreigen aber bereits am 1. April begonnen.
Beim schriftlichen Deutsch-Abitur können die Prüflinge zwischen verschiedenen Themen wählen. Erörterung oder Interpretation, Gedicht oder Prosa oder doch lieber was ganz anderes? An den allgemeinbildenden Gymnasien standen vier Aufgaben zur Auswahl:
Erstens – Erörterung eines literarischen Textes
Die erste Aufgabe basierte auf Juli Zehs (* 1974) im Jahr 2009 erschienenen Roman „Corpus Delicti. Ein Prozess“. Die Schülerinnen und Schüler sollten anhand eines Textes des Germanisten und Rechtswissenschaftlers Jan Wittmann („Recht sprechen. Richterfiguren bei Kleist, Kafka und Zeh“, Stuttgart: J. B. Metzler Verlag, 2018, S. 230-233) erörtern, ob beziehungsweise inwiefern Wittmanns Aussagen über den Justizapparat im Roman auf dessen Vertreter Sophie Stock und Lutz Rosentreter zutreffen.
Zweitens – Interpretation eines Gedichts
Grundlage für die Interpretation war das Gedicht „Die Nacht verrinnt, der Morgen dämmert“ von Arno Holz (1863–1929); erschienen in: Arno Holz: „Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen“, Zürich: Verlags-Magazin, 1886, S. 398 f. Die Aufgabe war es, das Gedicht aus dem Zyklus „Phantasus“ zu interpretieren und dabei Kenntnisse zur Literatur um 1900 einzubringen.
Drittens – Analyse eines Zeitungsartikels
Bei dieser Aufgabe ging es um den Text „Die neue Macht der Stimme“ von Alexander Cammann; erschienen in: Die Zeit, https://www.zeit.de/2021/06/muendlichkeit-podcast-clubhouse-whatsapp-literatur-medien-kommunikation/komplettansicht, Zugriff am 7. November 2024. Die Schülerinnen und Schülern mussten den Text analysieren. Dabei sollten die Argumentation, die sprachlich-stilistische Gestaltung sowie die Intention des Textes berücksichtigt werden. Im Anschluss sollten sich die Schülerinnen und Schüler mit Cammanns Einschätzung der „neue[n] Mündlichkeit“ auseinandersetzen und dabei auch ihre Kenntnisse zum Themenfeld „Sprache in politisch-gesellschaftlichen Verwendungszusammenhängen“ einbeziehen.
Viertens – Schreiben eines Kommentars
Bei der vierten Aufgabe stand die Rolle der sozialen Medien im politischen Diskurs im Mittelpunkt. Dafür wurden den Schülerinnen und Schülern folgende Materialien als Textgrundlage zur Verfügung gestellt:
- Jan-Hinrik Schmidt: „Zwischen Partizipationsversprechen und Algorithmenmacht. Wie soziale Medien politisches Handeln prägen“, herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt, 2022, S. 49 f.
- Deutschlandfunk Kultur (6. Juni 2020): „Facebook, Twitter und Co. Social Media – Fluch und Segen zugleich“, https://www.deutschlandfunkkultur.de/facebook-twitter-und-co-social-media-fluch-und-segen-100.html, Zugriff am 21. Dezember 2023
- Jürgen Habermas: „Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit und die deliberative Politik“, Berlin: Suhrkamp Verlag, 2022, S. 44–46
- Bernhard Pörksen: „Die große Gereiztheit“, München: Hanser Verlag, 2018, S. 76–78
- Grafik zu den Umfrageergebnissen aus der JIM15-Studie 2023, die den Medienumgang 12- bis 19-Jähriger untersucht (2023); erschienen in: Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs): „JIM-Studie 2023 – Jugend, Information, Medien“, S. 52, https://www.mpfs.de/fileadmin/files/ Studien/JIM/2022/JIM_2023_Charts_final_PDF.pdf, Zugriff am 26. Dezember 2023
- „Dialog ist die Mutter der Demokratie“, Interview mit Roland Roth; erschienen in: mitarbeiten. Informationen der Stiftung Mitarbeit 3, 2019, S. 2-3, https://www.mitarbeit.de/wirueberuns/newsletter_jahrbuch/newsletter/mitarbeiten_2019/mitarbeiten_3_19_1/mitarbeiten_3_19_2/, Zugriff am 26. Juli 2023
Die Abiturientinnen und Abiturienten sollten anhand des vorgegebenen Dossiers von Texten für den Schreibwettbewerb einer überregionalen Tageszeitung einen Kommentar verfassen zu der Frage, ob beziehungsweise inwiefern durch soziale Medien eine demokratische Verständigung über gemeinsame gesellschaftliche Themen, Probleme und Ziele ermöglicht werden kann.
Deutschprüfung an den beruflichen Gymnasien
Auch an den beruflichen Gymnasien stand am Dienstagvormittag die schriftliche Prüfung im Fach Deutsch an. An den den beruflichen Gymnasien müssen die Schülerinnen und Schüler neben dem jeweiligen sechsstündigen berufsbezogenen Profilfach als fünfstündiges Fach entweder Deutsch oder Mathematik wählen. Die schriftliche Prüfung ist dann im Profilfach sowie im gewählten fünfstündigen Fach verpflichtend.
Wählen die Schülerinnen und Schüler Deutsch nicht als fünfstündiges Fach (erhöhtes Anforderungsniveau), müssen sie es vierstündig (grundlegendes Anforderungsniveau) belegen und können sich auch hier schriftlich prüfen lassen. Aus jeweils vier Aufgaben konnten sie eine auswählen. Das waren die Aufgaben im Fach Deutsch an den beruflichen Gymnasien:
Aufgabe 1 erhöhtes Niveau – Textinterpretation im Kontext
Die erste Aufgabe basierte auf dem Roman „Die Habenichtse“ von Katharina Hacker (*1967); erschienen in: Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuchverlag, 2017, S. 124–127 (entspricht: Stuttgart: Reclam Verlag, 2022, S. 145–148). Gefordert war die Interpretation der vorgelegten Textstelle sowie eine Erörterung in vergleichender Betrachtung mit entweder Wolfgang Koeppens Roman „Tauben im Gras“ oder Anna Seghers’ Roman „Transit“. Bei dieser Vergleichsaufgabe ging es – ausgehend von einem Zitat von Melanie Wolfers – darum, inwiefern die jeweiligen Protagonisten der Romane Ohnmacht erleben.
Aufgabe 2 erhöhtes Niveau – Interpretation eines Gedichts
Auch bei den Schülerinnen und Schülern an den beruflichen Gymnasien ging es bei der Gedichtinterpretation um Arno Holz’ lyrisches Stück „Die Nacht verrinnt, der Morgen dämmert“; erschienen in: Das Buch der Zeit, Berlin: J. H. W. Dietz Verlag, 1924, Band 1, S. 77 f. Die Schülerinnen und Schüler waren aufgefordert, das Gedicht aus dem Zyklus „Phantasus“ zu interpretieren und dabei ihre Kenntnisse zur Literatur um 1900 einzubringen.
Aufgabe 3 erhöhtes Niveau – Analyse eines Zeitungsartikels
Die Textgrundlage für diese Aufgabe war der Artikel „Heute schon ‚gepitcht‘?“ von Hendrik Munsberg (*1961); erschienen in: Süddeutsche Zeitung, 30. Januar 2021. Die Schülerinnen und Schüler sollten diesen analysierten und dabei auf den Gedankengang, die sprachlich-stilistische Gestaltung und die Intention des Artikels eingehen. Im Weiteren waren sie aufgefordert, zur Position des Autors Stellung zu nehmen und dabei ihre Kenntnisse über Sprache in politisch-gesellschaftlichen Verwendungszusammenhängen einzubringen.
Aufgabe 4 erhöhtes Niveau – Verfassen eines Essay
Für das Verfassen eines Essays waren den Schülerinnen und Schülern verschiedene Materialien wie ein Interview, eine Statistik und Texte zur Rolle der sozialen Medien im politischen Diskurs als Grundlage vorgegeben:
- Jan-Hinrik Schmidt: „Zwischen Partizipationsversprechen und Algorithmenmacht. Wie soziale Medien politisches Handeln prägen“, herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt, 2022, S. 49 f.
- Grafik „Mir sind im letzten Monat im Internet begegnet“ zu Umfrageergebnissen aus der JIM15-Studie 2023, die den Medienumgang 12- bis 19-Jähriger untersucht (2023); erschienen in: Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs): „JIM-Studie 2023 – Jugend, Information, Medien“, S. 52
- Jürgen Habermas: „Überlegungen und Hypothesen zu einem neuen Strukturwandel der politischen Öffentlichkeit“; erschienen in: Leviathan, 49. Jg., Sonderband 37, 2021, S. 487-489
- Bernhard Pörksen: „Die große Gereiztheit“, München: Hanser Verlag, 2018, S. 76-78
- „Dialog ist die Mutter der Demokratie“, Interview mit Roland Roth; erschienen in: „mitarbeiten. Informationen der Stiftung Mitarbeit 3“, 2019, S. 2-3
Die Aufgabenstellung erforderte zunächst das Schreiben von Abstracts zu den ersten drei der genannten Materialien. Im Anschluss war ein eigener essayistischer Text zum Thema „Kommunikation und Demokratie“ zu verfassen.
Aufgabe 1 grundlegendes Niveau – Literarische Interpretation
Textgrundlage für die erste Aufgabe auf dem grundlegenden Niveau für die Schülerinnen und Schüler an den beruflichen Gymnasien waren zwei Textausschnitte aus Georg Büchners Stück „Woyzeck“; erschienen in Stuttgart: Reclam Verlag, 2022, S. 33-35. Die Aufgabenstellung verlangte die Einordnung und Interpretation der Szenen 20 und 22 und darüber hinaus die Untersuchung der auf die Beziehungen einwirkenden Faktoren.
Aufgabe 2 grundlegendes Niveau – Interpretation eines Kurzprosatextes
Bei der zweiten Aufgabe ging es um Marie Holzers (1874-1924) im Jahr 2014 veröffentlichten Text „Die rote Perücke“; erschienen in: Hartmut Vollmer (Hrsg.), Prosa expressionistischer Dichterinnen, Hamburg: Verlag Literatur und Wissenschaft, 2010, S. 22-24. Der Kurzprosatext war von den Schülerinnen und Schülern zu interpretieren. Dabei sollten sie ihre Kenntnisse zu Umbrüchen in der Literatur in der Zeit um 1900 einbeziehen.
Aufgabe 3 grundlegendes Niveau – Erörterung eines Zeitungsartikels
Basis für die dritte Aufgabe war der Artikel „Wie du wieder aussiehst“ von Kerstin Bund; erschienen in: Süddeutsche Zeitung, 1. Oktober 2023. Die Aufgabenstellung forderte zunächst eine Untersuchung des Textes im Hinblick auf Argumentationsgang und Intention und im Weiteren eine argumentative Auseinandersetzung mit der Frage der Bekleidung in der Arbeitswelt.
Aufgabe 4 grundlegendes Niveau – Analyse eines Zeitungsartikels
Die vierte Aufgabe bestand in der Analyse des Artikels „Emojis. Kein Problem ;-)“ von David Hugendick; erschienen in: Die Zeit, 27. April 2022. Dabei sollten die Schülerinnen und Schüler den Gedankengang, die sprachlich-stilistische Gestaltung sowie die Intention des Textes berücksichtigen und sich im Anschluss mit der Position des Autors auseinandersetzen.