Im besten Schwabenalter
Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner feiert heute seinen 40. Geburtstag. Schon fast 13 Jahre lenkt er die Geschicke der Walterichstadt. Im Gespräch skizziert er, was wichtige Wegmarken waren und was ihn geprägt hat.
Von Christine Schick
Murrhardt. „Geburtstage kommen und gehen. Das ist für mich ein Tag wie jeder andere“, stellt Armin Mößner mit Blick auf seinen Vierzigsten fest. Stimmt, nur dass nun keine Drei mehr, sondern eine Vier am Anfang steht. „Aber das stürzt mich jetzt nicht in eine Krise. Mit 40 Jahren ist man noch nicht sonderlich alt, steht in der Blüte seines Lebens“, sagt er und grinst. Armin Mößner kommt ins Schwabenalter, wie es so schön heißt, oder besser gesagt ins beste Schwabenalter. Aufgewachsen ist er in Urbach, wo er seine ersten 27 Jahre verbracht hat. Dort lebten seine Mutter, die als Kauffrau bei einer Textilfirma arbeitete, und sein Vater, gelernter Zahntechniker, der später aber als Immobilienmakler sein Geld verdiente, im Haus der Großeltern mütterlicherseits in einer Siedlung, die im Nachkriegsdeutschland entstanden war.
Das Leben spielte sich für ihn vor allem draußen in der direkten Umgebung ab. Auf der Straße hat er mit den Nachbarskindern gekickt und Federball gespielt und Fahrradfahren gelernt. Nach der Schule ging es so gut wie täglich zum Fußballspielen auf den Sportplatz. „Der war vom Bad aus zu sehen, das heißt, ich konnte schauen, ob schon jemand dort rumspringt“, erinnert er sich. Als Knirps ging er in den evangelischen Kindergarten. „Der war relativ pietistisch“, erzählt er. Eine Faschingsfeier, die Eltern für die Kinder anregten, ließ sich nicht durchsetzen, als Kompromiss wurde die in eine „Schneeflöckchenfeier“ umgewandelt.
Großmutter riet zum Abitur
Nach der Grundschule ging es zunächst auf die Realschule in Plüderhausen. Zum einen „war ich da noch nicht so der Lerner“, zum anderen spielte der Wunsch seines Vaters eine Rolle, dem es wichtig war, dass sein Sohn später finanziell auf eigenen Beinen stehen sollte. Wirklich wohlhabend war die Familie nicht und mit Blick auf Abitur und ein Studium schwang die Frage mit, wie sich die Berufsausbildung finanziell schultern lässt, erzählt Mößner. Doch nach einem sehr guten Realschulabschluss schloss er dann doch das Wirtschaftsgymnasium in Schorndorf an, nicht zuletzt durch die Fürsprache seiner Großmutter väterlicherseits.
Mit dem Abitur in der Tasche stellte sich erneut die Frage nach der beruflichen Zukunft. Drei Optionen kamen für ihn in die engere Wahl: ein Theologiestudium, die Verpflichtung bei der Bundeswehr kombiniert mit einem Studium oder ein verwaltungswirtschaftliches Studium. „Theologie und Glaubensfragen fand ich während der Konfirmationszeit spannend. Ich war auch lange in der Jungschar.“ Doch sei klar gewesen, dass er ein Studium aus eigener finanzieller Kraft hätte stemmen müssen. „Und meine Mutter hat gesagt: ,Zur Bundeswehr gehst du nicht.‘“ Mößner konnte dies verstehen, war es doch die Zeit des Irakkriegs, bei dem er als Bundeswehrangehöriger zu Auslandseinsätzen hätte eingezogen werden können. Was ein Krieg bedeuten kann, war in der Familie durch die Großväter durchaus noch präsent, wenn auch vor einem historisch ganz anderen Hintergrund.
So schlug der junge Mann also den Weg eines dualen Studiums (Diplom-Verwaltungswirt) mit entsprechender Ausbildungsvergütung ein, bei dem sich Praxisphasen mit der theoretischen Ausbildung an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg abwechselten. Im Rathaus seiner Heimatstadt durchlief er die Abteilungen. Ebenso sammelte er bei den Städten Schorndorf und Waiblingen sowie beim Landratsamt des Ostalbkreises erste Erfahrungen. „Im Sozialamt in Schwäbisch Gmünd habe ich, man könnte sagen als Außendienstler auch die Begleitung von Hilfeempfängern erlebt“, sagt er. Die Lage in manchen Familien beispielsweise mit behinderten Kindern sei für die Betroffenen nicht einfach gewesen. „Ich habe dann schon verstanden, warum es Sozialhilfe gibt.“ In Waiblingen trat er „in die Welt der Zahlen ein“, die im Kern seine berufliche Heimat blieb.
In der Bewerbungsphase war für ihn klar: „Ich wollte nicht in eine größere Stadt wie Stuttgart und dort die Hundesteuer A bis K bearbeiten, sondern in eine Gemeinde mit einem klassischen Rathaus.“ Als Kämmerer fing er 2007 in Vöhringen (Kreis Rottweil) an, aufgrund seines ehrenamtlichen Engagements im Sport und Musikverein zog es ihn aber zwei Jahre später wieder in den Rems-Murr-Kreis und er übernahm 2009 die Leitung der Kämmerei in Oppenweiler. Sein damaliger Chef war noch Bürgermeister Bernd Brischke, der von Steffen Jäger abgelöst wurde. Letzterer musste sich allerdings vergleichsweise schnell eine Nachfolge organisieren – 2011 wurde Armin Mößner Murrhardts neuer und mit 27 Jahren damals jüngster Bürgermeister im Kreis. Die Bewerbung erfolgte auch vor dem Hintergrund der familiären Bezüge – die Eltern seines Vaters stammten aus Murrhardt.
Große Projekte und Einschnitte
Wichtige Wegmarken mit Blick auf seine bisherige Amtszeit sind für Mößner die Umsetzung des Projekts um die Alte Post als Areal für betreutes Wohnen, was zur Zeit des Bürgerentscheids gegen den Abriss noch ganz anders aussah, sowie der Bau des Activcenters und der neuen Sporthalle.
Was war das bisher einschneidendste persönliche und berufliche Ereignis? „Privat der Tod meines Vaters vor sechs Jahren. Er ist 70 Jahre alt geworden“, sagt er. Neben dem Abschied werde einem da auch die eigene Endlichkeit bewusst. Ebenso hat Armin Mößner die Pandemie als einschneidend in Erinnerung. Nur kurze Zeit nach dem Landesnarrentreffen und vollen Straßen in Murrhardt erfolgte ein völliger Abbruch des sozialen Lebens mit einem Alltag, den er oft allein im Büro mit dem Durchackern von Coronaverordnungen verbrachte. Mittlerweile ist wieder ein Stück weit Alltag eingekehrt und mit ihm ein voller Terminkalender. „Für Privatleben ist wenig Zeit“, stellt Mößner fest. Bürgermeister einer Kleinstadt zu sein, bedeute keinen 40-Wochenstunden-Job, vielmehr kommen 60 Stunden plus zusammen, im Juli und Dezember sind es eher 75 Stunden. Klar – neben den regulären Aufgaben engagiert sich Mößner in Vereinen wie dem DRK Murrhardt, dem Förderverein Schulsozialarbeit, Naturpark oder der Bürgerstiftung sowie in der CDU-Kreistagsfraktion und ist Kreisrat.
Wenn dann doch etwas Luft ist, setzt er sich gerne auf sein E-Bike und erkundet die Gegend, macht eine Wanderung oder beackert seine Stückle in Murrhardt und Urbach. „Gartenarbeit macht mir Spaß.“ Während Corona war er im Gemüseanbau mit Tomaten, Zucchini, Brokkoli, Lauch und Salat durchaus erfolgreich. Seinen Geburtstag feiert er im engsten Kreis mit Familie und Freunden. „Das Wichtigste ist eine stabile Gesundheit“, sagt er. Eine Feststellung, die er angesichts einer vor längerer Zeit überstandenen Krebserkrankung immer wieder einmal fallen lässt. Weniger zu arbeiten, das ist deshalb aber keine Option. Vielmehr will er möglichst intensiv leben, viel in seine Zeit hineinlegen und zitiert Churchill, der dies ähnlich gehalten habe. „Aber er ist dann doch 91 Jahre alt geworden.“
Jubilar Armin Mößner ist am 20. April 1984 in Mutlangen zur Welt gekommen. Seit 2011 ist er Bürgermeister von Murrhardt, seit 2014 Mitglied im Kreistag für die CDU-Fraktion, die er seit 2020 als Vorsitzender vertritt. „Kompetent, besonnen, geradlinig und präsent – so kenne und schätze ich Sie. Mit dem Erreichen des Schwabenalters wird Ihre Autorität als erfahrender Kommunalpolitiker geadelt“, so Landrat Richard Sigel über den Jubilar. „Ich freue mich auf eine weiterhin gute und zukunftsorientierte Zusammenarbeit mit Ihnen!“