Flammendes Inferno

Immer mehr Tote, immer mehr Zerstörungen in Los Angeles

Experten vergleichen die Zerstörung durch die Waldbrände rund um Los Angeles mit einer Atombombe. Es gibt mehr Tote und die Schätzungen zu den Schäden sind astronomisch hoch.

Ein verbranntes Fahrzeug in Pacific Palisades, Kalifornien, nachdem ein Waldbrand die Region verwüstet hat.

© kyodo/dpa

Ein verbranntes Fahrzeug in Pacific Palisades, Kalifornien, nachdem ein Waldbrand die Region verwüstet hat.

Von Markus Brauer/dpa

Mindestens 10 Tote, rund 10.000 zerstörte oder beschädigte Gebäude und milliardenschwere Sachschäden: Die Brände in und um die US-Westküsten-Metropole Los Angeles sind laut Präsident Joe Biden die verheerendsten in der Geschichte Kaliforniens.

Ein Ende der Brände ist nicht abzusehen, denn drei der Feuer konnten laut der Brandschutzbehörde Cal Fire bislang nur minimal oder gar nicht eingedämmt werden. Zudem gibt es Warnungen vor neuen heftigen Winden, die die Flammen anfachen könnten. Örtliche Medien sprechen von einem „apokalyptischen“ Szenario. Ein Überblick:

LOS ANGELES IS BURNING VIDEO: WEST LA NEIGHBORHOOD RIGHT NOW This is shocking. Our hearts ache for everyone in Pacific Palisades and Los Angeles as these insane devastating fires rage on. ⛔️ PLEASE, stay safe—nothing is more important than your life and the lives of… pic.twitter.com/dXSllWZZf9 — Shirion Collective (@ShirionOrg) January 8, 2025

Opfer

Mindestens zehn Menschen seien bisher im Zuge der Brände ums Leben gekommen, teilte die gerichtsmedizinische Behörde des Bezirks Los Angeles mit. Die Zahl der Toten könnte aber weiter steigen.

Sheriff Robert Luna sagte bei einer Pressekonferenz, angesichts der Verwüstung erwarte er keine guten Nachrichten bezüglich der Opferzahlen. Es sehe in den betroffenen Gegenden nämlich so aus, als ob dort „eine Atombombe abgeworfen wurde“.

Spezialisten mit Leichenspürhunden seien in den Gebieten unterwegs. Laut Bezirks-Feuerwehrchef Anthony Marrone gibt es auch mehrere Verletzte, eine genaue Zahl nannte er aber nicht.

Evakuierungen

Zehntausende Einwohner mussten wegen der Brände ihr Zuhause verlassen. Für 180.000 galten zwingende Evakuierungsanordnungen, für 200.000 weitere gab es entsprechende Warnhinweise.

Brände

Drei der größten fünf Brände im Großraum Los Angeles sind laut Cal Fire weiter außer Kontrolle oder nur minimal eingegrenzt worden:

  • „Palisades Fire“: etwa 80 Quadratkilometer betroffen, zu sechs Prozent eingedämmt
  • „Eaton Fire“: etwa 55 Quadratkilometer betroffen, null Prozent eingedämmt
  • „Kenneth Fire“: Dieses Feuer brach erst am Donnerstag (9. Januar) im Gebiet der West Hills und Hidden Hills zwischen Los Angeles und Ventura aus. Betroffen sind etwa 3,9 Quadratkilometer, bislang ist es zu null Prozent eingedämmt.

Fortschritte gab es dagegen beim:

  • „Hurst Fire“: 3,1 Quadratkilometer betroffen, rund 37 Prozent eingedämmt
  • „Lidia Fire“: 1,6 Quadratkilometer betroffen, etwa 75 Prozent eingedämmt
  • Nach Angaben der Feuerwehr-Chefin von Los Angeles, Kristin Crowley, verbrannten allein im Viertel Pacific Palisades seit Dienstag (7. Januar) mehr als 5300 Häuser.
  • Beim „Eaton Fire“ nahe Pasadena wurden bis zu 5000 Gebäude zerstört oder beschädigt, darunter Ein- und Mehrfamilienhäuser und Gewerbeobjekte. In ganz Kalifornien sind laut Cal Fire derzeit 92 Waldbrände aktiv. Die Ursache der Feuer steht noch nicht fest. Es werde aber auch in Richtung Brandstiftung ermittelt, hieß es in Medienberichten.

Feuereinsätze

Nach Angaben der Behörden wurden bislang mehr als 7500 Feuerwehrleute und Helfer zum Kampf gegen die Flammen mobilisiert, unterstützt von Löschflugzeugen und -Hubschraubern. Sie riskieren oftmals ihr Leben.

Allein rund 2300 Einsatzkräfte seien mit dem „Palisades Fire“ beschäftigt, berichtet Feuerwehrsprecher Adam Van Gerpen dem Sender CNN. Viele der Frauen und Männer seien in 24- und sogar 48-Stunden-Schichten im Einsatz, teilt die zuständige Gewerkschaft mit. Einige der Einsatzkräfte hätten selbst ihre Häuser bei den Bränden verloren, heißt es von der Leitung der Berufsfeuerwehr. „Wir sind unterbesetzt, wir haben zu wenig Ressourcen“, beklagt Feuerwehrchefin Crowley.

Präsident Biden kündigte nun die Entsendung von weiteren 400 Feuerwehrleuten, 30 Löschhubschraubern und 8 Militärmaschinen vom Typ C-130 an. Auch das benachbarte Kanada will Feuerwehrleute und Löschflugzeuge schicken.

Schäden

Nach einer vorläufigen Schätzung des privaten US-Wetterdienstes AccuWeather, das auch die Auswirkungen von Unwettern bemisst, könnten der Gesamtschaden und die wirtschaftlichen Verluste bei 135 bis 150 Milliarden Dollar (131 bis 146 Milliarden Euro) liegen.

Es handele sich um eine der kostspieligsten Waldbrandkatastrophen in der modernen Geschichte der USA, betont Chefmeteorologe Jonathan Porter. „Orkanartige Winde ließen Flammen durch Viertel mit Häusern im Wert von mehreren Millionen Euro wüten. Die hinterlassenen Verwüstungen sind herzzerreißend, und der wirtschaftliche Schaden ist enorm.“

Die Schätzung beinhalte unter anderem die Beschädigung und Zerstörung Tausender Häuser sowie anderer Gebäude, die Schäden an Infrastruktur und die langfristigen Kosten für den Wiederaufbau, wie es weiter heißt. Da die Feuer noch nicht unter Kontrolle seien, könne die Höhe der Schäden noch steigen.

Medienberichten zufolge spielt bei den Schäden auch eine Rolle, dass Häuser oftmals sehr dicht aneinander oder teilweise aus Holz gebaut seien. Auf Bildern der Ruinenfelder ist zu sehen, dass von den abgebrannten Gebäuden zuweilen nur der steinerne Kamin noch steht.

Alltag im Feuergebiet

Nach Angaben der Seite Poweroutage.us sind weiterhin rund 300.000 Kunden in den betroffenen Gebieten ohne Strom. Auch sonst steht das Leben vielerorts still. Schulen bleiben auch heute geschlossen, den Behörden zufolge vor allem wegen der schlechten Luftqualität.

Dichter Rauch liegt über Los Angeles, viele Menschen tragen Masken, um sich vor den schädlichen Partikeln zu schützen.

Plünderungen

Die Feuerkatastrophe rief den Behörden zufolge auch Kriminelle auf den Plan. Mindestens 20 Verdächtige seien bisher im Zusammenhang mit Plünderungen festgenommen worden, teilt Kathryn Barger vom Verwaltungsbezirk Los Angeles mit. Gouverneur Gavin Newsom hat angekündigt, die Nationalgarde einzusetzen, um die Polizei zu unterstützen.

Prominente

Auch viele Hollywood-Promis leiden unter den Großbränden. Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz (35) zeigt in einer Instagram-Story, wie er wegen der Brände sein Haus verlassen musste. In dem Post sind seine gepackten Luxuskoffer zu sehen, darunter ein Notfallset des Roten Kreuzes und zwei Walkie-Talkies.

I’m standing here in what used to be our home, and the heartbreak is truly indescribable. When I first saw the news, I was in complete shock—I couldn’t process it. But now, standing here and seeing it with my own eyes, it feels like my heart has shattered into a million… pic.twitter.com/mJcFjQVVX7 — Paris Hilton (@ParisHilton) January 10, 2025

Realitystar Paris Hilton musste eigenen Angaben zufolge im Fernsehen mit ansehen, wie ihr Haus den verheerenden Großbränden bei Los Angeles zum Opfer fiel. „Ich bin untröstlich, habe keine Worte“, schreibt die 43-Jährige auf der Plattform X. „Ich sitze mit meiner Familie, schaue die Nachrichten und sehe, wie unser Haus in Malibu live im Fernsehen bis auf die Grundmauern abbrennt.“ Dazu teilte sie ein per Hand aufgenommenes Video von einem Nachrichtenbeitrag, der eine niedergebrannte Gegend zeigt.

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Erstellt:
10. Januar 2025, 12:48 Uhr
Aktualisiert:
10. Januar 2025, 13:02 Uhr

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