Schweinehalter

Immer weniger haben Schwein mit Schwein

Die Zahl der Höfe, auf denen Schweine gehalten werden, hat sich in den vergangenen zehn Jahren halbiert. Ein Hort der Stabilität ist derweil die Nische mit Bio-Schweinefleisch.

Immer weniger Bauern züchten Schweine.

© imago//Rupert Oberhäuser

Immer weniger Bauern züchten Schweine.

Von Ulrich Schreyer

Die Zahl der Schweinehalter in Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren halbiert. Dies erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. Nach Angaben des Verbandes werden aktuell auf 16 500 Höfen Schweine gehalten. Die Schweinehaltung wandere aus Deutschland ab, etwa in Länder wie Spanien.

Dieser „Export“ der Schweinezucht müsse gestoppt werden, sagte Rukwied, der auch Präsident des Bauernverbandes in Baden-Württemberg ist. Im Südwesten werden Schweine noch auf 1490 Höfen gehalten, vor zehn Jahren wurden noch 2600 derartige Betriebe gezählt. Eine zuletzt erkennbare Stabilisierung sei wahrscheinlich nur eine kurze Verschnaufpause, meinte Andrea Bauer, Referentin für Tierhaltung beim Bauernverband in Stuttgart.

Auch bundesweit befürchtet der Deutsche Bauernverband einen weiteren Rückgang der Zahl der Betriebe. Neben dem seit Jahren anhaltenden Rückgang des Fleischkonsums werden die immer stärker gewordene Bürokratie und die in vielen Jahren schlechte Einkommenslage für das Aufgeben von Höfen verantwortlich gemacht. Lebensmittel müssten teurer werden, meinte Rukwied.

Kritik an Tierschutznovelle

„Es wird im Augenblick kaum noch in neue Ställe investiert“, sagte Rukwied. Den Bauern fehle dafür auch die Planungssicherheit, sagte der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Hubertus Beringmeier. Beringmeier, der auch Vorsitzender des Fachausschusses Schweinefleisch im Deutschen Bauernverband ist, kritisierte, dass mit der Novellierung des Tierschutzgesetzes neue bürokratische Hürden auf die Bauern zukämen.

Zudem solle eine zu frühe oder eine zu späte Tötung eines kranken Tieres von einer Ordnungswidrigkeit zu einer Straftat hochgestuft werden. Da 2025 ohnehin neue EU-Verordnungen kämen, solle die Ampel ihre Novelle stoppen, forderte Beringmeier.

Bei Biobauern kein Rückgang der Höfe

Anders als bei konventionellen Landwirten geht die Zahl der Schweinehalter bei Biobauern nicht zurück. „Bio bedient eine Nische, wir wollen alle bedienen“, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Nach Angaben von Bioland, dem größten Ökoverband in der Landwirtschaft, liegt der Bioanteil beim Schweinefleisch bei gut einem Prozent. Unter den 8900 Erzeugerbetrieben des Verbands gibt es 500 Betriebe, die Schweine halten. „Die Zahl der Bioland-Schweinehalter bewegt sich in den letzten Jahren auf einem etwa gleich bleibenden Niveau“, sagte Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik und Kommunikation bei Bioland.

Höhere Baukosten und Zinsen sorgten allerdings „für Zurückhaltung bei der Umstellung auf Bio wegen der hohen Kosten“. Durch das neue Förderprogramm des Bundes rechne er aber wieder mit einer steigenden Zahl von Umstellungen. Wehde begrüßte den Rückgang des Fleischkonsums in den vergangenen Jahren mit Blick auf Klima und Umwelt. Bei Biobetrieben gebe es in den meisten Fällen zwischen Erzeugern und Abnehmern langfristige Verträge mit Planungssicherheit.

Hohenloher Erzeuger haben eigenen Schlachthof

Ebenso wie bei Bioland ist auch bei der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) die Zahl der Höfe mit Schweinen in den vergangenen Jahren konstant geblieben. Von den 1496 Bauernhöfen sind nach den Worten von Rudolf Bühler, dem Gründer und Vorsitzenden der Gemeinschaft, 280 Höfe Biobetriebe, „die meisten davon Schweinehalter“. Die Mitglieder der Erzeugergemeinschaft „haben eine garantierte Abnahme ihrer Erzeugnisse zum höchsten Erzeugerpreis in ganz Deutschland“, sagt Bühler. Die Gemeinschaft sei der größte Erzeuger und Vermarkter von Biofleisch in Süddeutschland. Ihr gehört auch der Schlachthof in Schwäbisch Hall. Anders als anderswo werde dort auch beim Schlachten großer Wert auf den Umgang mit den Tieren gelegt.

Tönnies will Schlachthof Crailsheim kaufen

Einen Eigentümerwechsel soll es beim Schlachthof im 30 Kilometer entfernten Crailsheim mit seinen 600 Beschäftigten geben. Der niederländische Fleischkonzern Vion will diesen an den Fleischkonzern Tönnies aus Rheda-Wiederbrück verkaufen und sich mehr auf die Beneluxregion konzentrieren. Tönnies (15 000 Beschäftigte, 7,3 Milliarden Euro Umsatz) macht nach Unternehmensangaben etwa die Hälfte des Umsatzes mit Schlachten und Zerlegen von Tieren, produziert aber etwa auch Suppen und Fertiggerichte, hat zudem vegane und vegetarische Produkte im Angebot und betrachtet sich als Marktführer bei Bio-Schweinefleisch in Deutschland. „Die Handelsketten bauen ihre Sortimente mit Bio-Schweinefleisch weiter aus“, meint Wehde, „für die Betriebe gibt es eine gute Perspektive“.

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Erstellt:
25. September 2024, 16:35 Uhr

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