Interessenvertretung für ältere Mitbürger
Gemeinderat votiert für die Einrichtung eines Seniorenrats. Das Quartiersprojekt „Gemeinsam Lust auf Leben“ soll unterstützen.

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Foto: J. Fiedler
Von Elisabeth Klaper
MURRHARDT. Schon seit Langem besteht der Wunsch und Bedarf, in der Walterichstadt einen Seniorenrat einzurichten. Dies kam bei der Auftaktveranstaltung zum Pilotquartiersprojekt 2020 „Gemeinsam Lust auf Leben“ unter dem Dach der Koordinationsstelle bürgerschaftliches Engagement konkret zum Ausdruck. „Auch die Stadtverwaltung hält die Einrichtung eines Seniorenrats für notwendig“, um die Interessen der älteren Generationen über die Vertreter zu bündeln, betonte Bürgermeister Armin Mößner in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Er informierte das Gremium darüber, dass er dazu am 31. Juli eine Gruppe Interessierter einberufen hatte, um über die weiteren Schritte hin zur Bildung eines Seniorenrats zu beraten. Dabei berichtete Waltraud Bühl, Vorsitzende des Kreisseniorenrats, über ihre Erfahrungen mit der Arbeit von Seniorenräten. Inzwischen habe man einige Eckpunkte zum Vorhaben erarbeitet. Ziele und Aufgaben des Seniorenrats sind die Unterstützung bei der Teilhabe älterer Menschen am gesellschaftlichen Leben, die Gestaltung eines generationsübergreifenden Miteinanders und das Vertreten der Interessen von Senioren in der Walterichstadt.
„Der Seniorenrat soll ein beratendes Organ zur Meinungsbildung und zum Erfahrungsaustausch auf allen Gebieten sein, die das Leben älterer Menschen in der Stadt betreffen“, sagte Mößner. Er macht die Öffentlichkeit, die Stadt, Kirchen, Verbände der freien Wohlfahrtspflege und andere Institutionen und Organisationen auf die Probleme von Senioren aufmerksam und trägt zu deren Lösung bei. Zu Planungen, bei denen Belange älterer Menschen berührt werden, soll der Seniorenrat gegenüber den beteiligten Gremien Stellung beziehen und Empfehlungen aussprechen.
Er trägt zur Meinungsbildung und zum Erfahrungsaustausch zwischen älteren Bürgern, Gemeinderat und Stadtverwaltung bei, arbeitet an Lösungen mit und kann Informationsveranstaltungen organisieren. Der Seniorenrat soll aus etwa zehn Mitgliedern und Bürgern der Walterichstadt im Alter ab 60 Jahren bestehen, die auf zwei Jahre gewählt werden und keine gewählten Mandatsträger sind. Bei der Zusammensetzung des Gremiums soll das Verhältnis von Kernstadt zu Stadtbezirken und Teilorten abgebildet werden. Nach der Wahl bestätigt und bestellt der Gemeinderat die Seniorenratsmitglieder, anschließend kann sich das Gremium in einer konstituierenden Sitzung formieren. Der Seniorenrat wählt einen Sprecher und gibt sich eine mit der Stadtverwaltung abgestimmte Geschäftsordnung (Organisationsstatut), die der Gemeinderat bestätigt.
Der Seniorenrat hat ein Rederecht im Gemeinderat, gibt diesem einen jährlichen Bericht über seine Arbeit, unterstützt die Stadtverwaltung und kann Empfehlungen zu relevanten Themen einbringen. Er erhält ein Jahresbudget von 2000 Euro, für dessen Verwendung entsprechende Nachweise vorzulegen sind. In der Verwaltung soll dem Seniorenrat ein zentraler Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Er soll dessen Anliegen koordinieren, wie Anfragen an zuständige Ämter und Bereiche der Verwaltung weitergeben, und diesen über die Ergebnisse informieren. Ein Vertreter der Verwaltung soll regelmäßig an den Sitzungen des Seniorenrats teilnehmen. Dessen Aufbau begleiten in der Anfangsphase Christian Müller, Leiter des Pilotprojekts Quartiersentwicklung 2020 „Gemeinsam Lust auf Leben“, und Bürgermeister Armin Mößner, der auch erster Ansprechpartner für den Seniorenrat ist. Zudem sind Altstadträte eingeladen, ihre Erfahrungen und Kompetenzen einzubringen.
Um den Seniorenrat zu bilden, soll baldmöglichst eine Seniorenversammlung einberufen werden, zu der Vertreter aller Institutionen und Organisationen mit Seniorenarbeit sowie Einwohner ab 60 Jahren eingeladen werden. Sie wählt die Vertreter des Seniorenrats, der sich ein Organisationsstatut gibt und seine Arbeit aufnimmt. Danach soll die Wahl des Seniorenrats alle zwei Jahre durch die Seniorenversammlung erfolgen. Die Arbeit des Seniorenrats, wozu auch die Gestaltung eines Seniorenprogramms mit Veranstaltungen und Angeboten gehört, soll koordiniert und unterstützt werden durch eine 450-Euro-Stelle bei der Koordinationsstelle bürgerschaftliches Engagement. Der Seniorenrat kann für seine Sitzungen städtische Räume nutzen wie den Bofingersaal in der Alten Post oder den Vereinsraum in der Festhalle.
Einhellig begrüßten die Fraktionssprecher die Bildung eines Seniorenrats als Pendant zum Jugendforum. Die Seniorenversammlung soll entweder noch in diesem Jahr oder Anfang 2021 stattfinden, erklärte Mößner auf Nachfrage von Klaus-Peter Dörrscheidt (UL). Martin Stierand (MDAL/Die Grünen) forderte, der Seniorenrat müsse nachhaltig und direkt an die Stadtverwaltung angebunden sein. Er sollte sich mit anderen Seniorenräten in Nachbarorten vernetzen und mit allen wichtigen Einrichtungen kooperieren. Weiter gelte es, baldmöglichst die Stelle eines Koordinators zu schaffen, der Aufgaben und Programm managt, fand Stierand.
Wichtig sei, auch die Seniorenheime und Heimbeiräte miteinzubeziehen, forderte Georg Devrikis (CDU/FWV). „Alle sind aufgerufen, sich einzubringen, und wir hoffen, dass es ausreichend Kandidaten für den Seniorenrat gibt“, verdeutlichte der Rathauschef. So votierte das Stadtparlament geschlossen für die Einrichtung des Seniorenrats und beauftragte die Stadtverwaltung, die dafür erforderlichen Voraussetzungen in die Wege zu leiten.