„Intervallfasten ist eine Lebensform“

Der Vortrag von Heilpraktikerin Elke Dederichs über zeitweisen Nahrungsverzicht als „Schlankmacher und Jungbrunnen“ an der Murrhardter Volkshochschule findet großes Interesse, deshalb ist ein zweiter Termin fürs Frühjahr geplant.

Elke Dederichs ist von den positiven Effekten des Intervallfastens überzeugt. Als ein Beispiel führt sie die Autophagie an, ein Prozess der Zellreinigung und -regeneration. Foto: E. Klaper

Elke Dederichs ist von den positiven Effekten des Intervallfastens überzeugt. Als ein Beispiel führt sie die Autophagie an, ein Prozess der Zellreinigung und -regeneration. Foto: E. Klaper

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. „Intervallfasten ist kein neuer Trend, sondern ein uraltes Prinzip aus der Natur“, weiß Heilpraktikerin Elke Dederichs aus Spiegelberg. „In der Evolution war es nicht vorgesehen, jederzeit so viel Nahrung zur Verfügung zu haben wie wir heute. In früheren Epochen der Menschheitsgeschichte musste sie erst gejagt, gesammelt oder geerntet werden.“ Und: „Fasten heißt nicht hungern!“, betont sie in ihrem Volkshochschulvortrag vor etlichen Frauen und einigen Männern im Saal des Grabenschulhauses, die teils bereits Erfahrungen mit Diäten und Fasten haben.

„Tiere essen instinktiv nichts, wenn sie krank sind“, da der Körper sehr viel Energie zur Verdauung benötige, aber auch um die Krankheit effektiv zu bekämpfen, und Erholungspausen. „Jede Art des Fastens stärkt die Abwehrkräfte, hilft bei Allergien, Autoimmunerkrankungen und Entzündungen verschiedenster Art.“ Fasten werde in allen Religionen praktiziert als zeitweiser, freiwilliger Verzicht auf feste Nahrung oder bestimmte Lebensmittel, Getränke oder anderes. Renommierte Wissenschaftler, wie Christian Drosten, erforschten seit über 20 Jahren in Tierstudien die Einflüsse und Auswirkungen des Nahrungsverzichts auf Stoffwechsel, Gesundheit und Lebenserwartung.

„Es braucht ein bisschen Mut, sich zu überwinden“, aber es lohne sich: Intervallfasten „ist eine ideale Methode, um abzunehmen, und viel besser als die meisten Diäten“. Dabei dürfe man „ganz normal essen“, habe genügend Energie und brauche sich nicht einzuschränken bei Arbeit, Haushalt, Sport und anderen Aktivitäten. „Intervallfasten ist keine Diät, sondern eine dauerhafte Ernährungs- und Lebensform“, die einem bei vielen Zivilisationskrankheiten guttue: „Wir zählen keine Kalorien, sondern Stunden“, so die Heilpraktikerin.

Die Zuhörer wollen wissen, wie es geht, ihre Leistungsfähigkeit zu steigern, den Stoffwechsel zu verbessern, bewusster zu genießen und die Anti-Aging-Effekte zu nutzen. Es gibt verschiedene Formen des Intervallfastens, aus denen jeder die am besten zur individuellen Lebenssituation passende wählen kann. Form eins ist am geläufigsten: pro Tag 16 Stunden fasten und innerhalb der verbleibenden acht Stunden essen, also eine Mahlzeit auszulassen, möglich ist auch nur eine Mahlzeit am Tag.

Bei Form zwei isst man pro Woche an fünf Tagen und fastet an zwei Tagen, entweder direkt nacheinander oder zwischen den Esstagen. Beide Formen sind auch kombinierbar. Bei Form drei isst man an einem Tag und fastet am anderen Tag, wobei man am Fastentag maximal 500 Kalorien zu sich nehmen sollte, in welcher Form kann jeder individuell wählen. „Es muss zu Ihnen und zu Ihrem Rhythmus passen.“ Elke Dederichs empfiehlt grundsätzlich mediterrane Kost und mehr Gemüse als Obst, verdeutlicht aber: „Nahrungspausen sind absolut wichtig, denn der Körper sollte wieder lernen, Hunger zu haben.“

Die Form des Fastens sollte zum individuellen Rhythmus passen.

Im Esszeitfenster könne man normal essen, doch „wer sein Gewicht reduzieren will, muss 7000 Kalorien einsparen, um ein Kilogramm abzunehmen“. Auf Nachfragen warnte sie, dass Süßstoff den Appetit anregt, und wer in der Nahrungspause Kaffee trinken will, sollte auf tierische Milch oder Sahne verzichten. Das Problem sei heute, dass viele Menschen zu viel und zu oft zwischen den Hauptmahlzeiten essen, sodass der Körper praktisch ständig Verdauungsschwerstarbeit leisten müsse. Darum wirke sich Intervallfasten positiv auf den gesamten Organismus aus: „Innerhalb von wenigen Wochen verbessern sich die Blut-Laborwerte deutlich. Cholesterin-, Blutzucker- und Entzündungswerte sinken, man verliert Gewicht, hat mehr Energie und ist leistungsfähiger. Nahrungspausen tragen entscheidend zu einer gesünderen Lebensweise und höherer Lebenserwartung bei. Allerdings sollte man Körper und Geist nicht überfordern, weder zu viel noch zu wenig essen. Auch Bewegung ist wichtig, und je leichter der Körper ist, desto leichter fällt sie“, bekräftigt die Referentin. Intervallfasten eigne sich für alle, die schon viele Diäten vergeblich ausprobiert haben, nicht frühstücken, zu wenig Zeit zum Kochen und Essen haben.

Nicht geeignet ist es für Patienten mit Krebs, Dialyse, Diabetes Typ 1, Mangel- oder Unterernährung, Essstörungen, Depressionen, Kinder, schwangere und stillende Frauen. Während der Nahrungspausen sollte man viel trinken, aber möglichst nur Wasser oder Tee, keine Säfte oder Softdrinks. Die Heilpraktikerin empfiehlt, mittags kohlenhydratreich und abends eiweißreich zu essen. Außerdem rät sie, abends nicht zu spät Nahrung zu sich zu nehmen: Zwischen Abendessen und Schlafengehen sollten mindestens drei Stunden liegen. Denn „das Schlafhormon Melatonin wird nur gebildet, wenn man nichts mehr isst“. Und gut ein- und durchschlafen ist sehr wichtig: „Zu wenig Schlaf macht dick, dumm und krank“, formuliert sie drastisch. Überdies widerspricht sie der Legende, fünf oder sechs kleine Mahlzeiten wären gesünder als drei größere: „Der Körper braucht Pausen dazwischen“, da Experimente zeigten, dass Zwischenmahlzeiten sich ungünstig auf den Körper auswirkten.

Intervallfasten fördere die Autophagie, wörtlich „Selbstfressen“, sprich Erneuerung und Verjüngung der Zellen, was auch dazu beitrage, die Lebensdauer zu verlängern. Dabei werde in jeder Zelle der Abfall wie Stoffwechselprodukte eingesammelt, ebenso eingedrungene Bakterien und Viren, energetisch verarbeitet und wiederverwertet. Abschließend beantwortet Elke Dederichs Zuhörerfragen und verdeutlicht: „Sich entspannen und Stress reduzieren sind wichtige Voraussetzungen, um abzunehmen.“

Zum Artikel

Erstellt:
12. November 2020, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt und Umgebung

Bananen im Schwäbischen Wald

Aki Chamoulias hat in seinem Garten zwei Stauden gepflanzt, die sich erstaunlich gut entwickeln. Im fünften Jahr tragen sie nun – wenn auch noch nicht voll ausgebildete – Früchte. Der griechische Schwabe aus Murrhardt setzt auch in seinem Restaurant auf das Flair südlicher Pflanzen.

Murrhardt und Umgebung

Murrhardter Marktgeschehen einst und jetzt

Die Walterichstadt blickt auf eine rege Geschichte rund um den Handel im Herzen der Stadt zurück. Seit etwa 1100 gibt es diverse Märkte, die neben der Versorgung mit Waren auch einen Austausch von Neuigkeiten ermöglichten. Heute ist der Naturparkmarkt ein beliebter Anlaufpunkt.

Murrhardt und Umgebung

Bilder im Kopf, Bilder im Herzen

Jürgen Illing hat dem Kunst- und Maltreff der Volkshochschule Murrhardt zehn Jahre lang vorgestanden, nun übernimmt Sonja Fischer. Die Gruppe bleibt weiterhin ein Angebot, auf Augenhöhe miteinander kreativ zu sein, und die nächste Schau steht schon vor der Tür.