Donald Trumps Abschluss-Rally
Ivanka fehlt in Grand Rapids
Donald Trump bleibt sich bei seiner letzten „Rally“ treu – und greift Kamala Harris an. Flankiert von seinen Kindern. Allen Kindern? Nein. Zwei fehlten.
Von Theresa Schäfer/dpa
Versöhnliche Botschaften gab es von Donald Trump auch ganz zum Schluss nicht mehr. Seinen letzten Wahlkampfauftritt in Grand Rapids im „Swing State“ Michigan spickte der republikanische Kandidat und Ex-Präsident einmal mehr mit persönlichen Angriffen auf seine Kontrahentin Kamala Harris: „Sie hat einen sehr niedrigen IQ, und wir brauchen keine Person mit niedrigem IQ. Das haben wir seit vier Jahren. Und unser Land geht den Bach runter.“ Die demokratische Vizepräsidentin sei „eine linksradikale Verrückte“.
Drei seiner fünf Kinder standen am Montagabend mit Trump in Grand Rapids auf der Bühne: Don jr., Eric und Tiffany. Dabei waren auch Trumps Schwiegertochter Lara, die Vorsitzende der republikanischen Partei, und sein Schwiegersohn Michael Boulos. „Ich kann Ihnen sagen, dass wir als Sohn, als Familie, noch nie in unserem Leben so stolz auf einen Menschen gewesen sind“, rief Eric ins Mikrofon.
„Ivanka sitzt zu Hause und schaut sich jede Sekunde hiervon an“
Zwei Trump-Kinder fehlten aber: Ivanka und Barron. Barron studiert in New York, war vielleicht unabkömmlich an der Uni. Aber Ivanka? „Ivanka sitzt zu Hause und schaut sich jede Sekunde hiervon an“, beteuerte ihr Vater in Grand Rapids. Was für ein Unterschied zum Wahlkampf vor vier oder acht Jahren.
Die 42-jährige Ivanka galt lange als politische Erbin ihres Vaters. Kaum saß Donald Trump 2017 im Weißen Haus, ernannte er seine älteste Tochter und deren Mann Jared Kushner zu Beratern – ungerührt davon, dass Kritiker ihm Nepotismus vorwarfen. Kushner sollte sogar Mammutprobleme wie den Konflikt im Nahen Osten lösen.
Doch dann kam Trumps Wahlniederlage von 2020, die der 78-Jährige bis heute nicht anerkennt. Und der Sturm aufs Kapitol vom 6. Januar 2021. Ivanka entschloss sich dazu, mit dem Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zu kooperieren, der den Kapitolsturm aufarbeiten sollte – als eine von ganz wenigen Topmitarbeitern im Weißen Haus. Die „First Daughter“ gestand bei ihrer Befragung ein, dass das Team um ihren Vater keine Beweise für Wahlbetrug finden konnte. Beim „Make America Great Again“-Lager war sie damit unten durch.
Ivanka ist das „golden child“
Für Donald Trump, der von seinem Umfeld blinde Loyalität einfordert, muss es besonders bitter gewesen sein, dass ausgerechnet sein „golden child“ gegen ihn aussagte. Ivanka war immer der unangefochtene Star der Familie.
Für einen dritten Wahlkampf war Ivanka nicht mehr zu haben. Schon vor zwei Jahren, als ihr Vater erneut seinen Hut in den Ring warf, kündigte Ivanka an, sie werde sich diesmal nicht für die Kampagne engagieren: „Ich liebe meinen Vater sehr. Dieses Mal entscheide ich mich dafür, meinen kleinen Kindern und unserem Familienleben Priorität einzuräumen“, schrieb Ivanka damals auf Instagram. „Obwohl ich meinen Vater immer lieben und unterstützen werde, werde ich dies in Zukunft außerhalb der politischen Arena tun.“ Bei den MAGA-Hardcorefans hätte sie vielleicht nicht viel reißen können, aber bei der weiblichen Wählerschaft hätte Ivanka womöglich für ihren Vater punkten können.
Warum sich Ivanka Trump dafür entschieden hat, beim Wahlkampf ihres Vaters abseits zu stehen? Vielleicht liegt es daran, dass sie ihr altes Leben in New Yorks liberaler High Society vermisst – und noch immer hofft, es irgendwann wiederzubekommen.