Juze sucht Ersatz für Nicole Martin
Hauptamtliche Sozialarbeiterin geht in Mutterschutz und Elternzeit – Vereinsvorstand hat Stelle ausgeschrieben
Seit über 45 Jahren ist das selbst verwaltete Jugendzentrum (Juze) eine wichtige Institution in der Walterichstadt. Das Team aus einer hauptamtlichen sozialpädagogischen Fachkraft und etlichen engagierten Ehrenamtlichen, das ein Bundesfreiwilliger (Bufdi) unterstützt, bietet Kindern und Jugendlichen ein breites Spektrum an Aktivitäten und Veranstaltungen verschiedenster Art.
Von Elisabeth Klaper
MURRHARDT. Sozialarbeiterin Nicole Martin sowie Nico Noller und Luisa Kollak vom Vorstand des Juzevereins informierten in der jüngsten Gemeinderatssitzung über die „sehr erfolgreichen Jahre“ 2017 und 2018. „Die Besucherzahl ist gestiegen, es kommen rund 50 Jugendliche pro Tag, das ist für eine Fachkraft allein fast nicht mehr zu bewältigen“, resümierte Nicole Martin. Die Mehrzahl der Gäste sei zwischen 8 und 18 Jahren alt, es schauten aber auch noch jüngere Kinder und ältere junge Erwachsene rein.
Folge des großen Besucherzuspruchs seien „ein paar Problemchen, mehr Verantwortung und mehr Ausgaben“ gewesen. Schade fand die Sozialarbeiterin, dass im Bereich Projekte und Kooperationen einiges wegfiel, weil das Projekt Brückenschlag seit August 2018 nicht mehr besetzt ist. Auch beim Jugendzentrum steht eine Veränderung ins Haus: Nicole Martin geht in zwei Wochen in Mutterschutz, anschließend in Elternzeit. Wie geht’s nun weiter? „Wir sind auf der Suche nach einer Nachfolge, haben aber noch keine passende Bewerbung bekommen“, bedauerte Nico Noller.
Er gab einen kurzen Rückblick auf die wichtigsten Veranstaltungen, die der Juzevorstand organisierte. Unter anderem gab’s ein Jugendforum zum Thema „Abenteuer Inklusion“, Partys und einen Quizabend, Livemusik diverser Bands und Bewirtung am Stadtfest, den Rems-Murr-Bandcontest, die Geburtstagsfeier zu „45 Jahre Juze“ sowie Konzerte mit teils bekannten Musikern, die viele Gäste auch aus der Region anlockten. Zurzeit in Planung sei eine sogenannte Road-Show mit Geschichten von Flüchtlingen, die diese selbst darstellen, kündigte Noller an. Luisa Kollak informierte über Verwendung des jährlichen städtischen Zuschusses von 5500 Euro und die finanzielle Entwicklung: 2017 gab’s unterm Strich ein Minus, 2018 ein Plus. Neben Fixkosten fielen Instandhaltungs- und Reparaturkosten an. So habe man das Café renoviert, hinzu kamen Ausgaben für Brandschutz und erforderliche Neuanschaffungen für die Musikanlage. Relativ hoch seien die Ausgaben für Getränke, die aber auch wieder die meisten Einnahmen bringen.
Der Juzevorstand habe Unterstützung durch Gelder des Fördertopfs „Jugend Demokratie Leben“ erhalten, umgekehrt habe man Eintrittsgelder bei einem Konzert gegen rechts spenden können. Im laufenden Jahr seien weitere Renovierungen von Teilen des Juzegebäudes geplant, blickte Kollak voraus.
Voller Dank und Anerkennung nahm das Stadtparlament den Jahresbericht zur Kenntnis: Unisono lobten Bürgermeister Armin Mößner und die Fraktionssprecher Nicole Martin und den Juzevorstand für ihre „stolze Leistung“ der haupt- und ehrenamtlichen Arbeit im Bereich Jugendhilfe. Auch hoffe man, dass Nicole Martin nach der Elternzeit wieder einsteige.
„Das Juze ist eine lebendige Institution, Hand in Hand wird von Haupt- und Ehrenamtlichen viel geleistet“, hob Georg Devrikis hervor. Ein Drittel der Gäste seien Mädchen und junge Frauen, freute sich der CDU-FWV-Stadtrat, auch lobte er die detaillierte, transparente Information über die Verwendung des städtischen Zuschusses. Weiter regte Devrikis an, auch die Stadtverwaltung sollte tätig werden, um möglichst rasch eine Nachfolge für Nicole Martin zu finden.
„Die Stelle ist durch den Juzevorstand ausgeschrieben und der Zeitraum auf vier Jahre verlängert worden, um Bewerbern eine Perspektive zu bieten“, stellte Mößner klar. Zur Überbrückung der einjährigen Mutterschutz- und Elternzeit „machen wir ehrenamtlich so viel wie möglich: Wir tun unser Bestes, dass wir das Juze so oft wie möglich öffnen“, sagte Nico Noller zu, doch sollte der Bufdi dabei mithelfen. Das Juze sei „Opfer des eigenen Erfolges“, fand Hartmann Widmaier und räumte ein, er würde dieser wichtigen Institution gerne mehr Zuschuss und Personal zukommen lassen, wenn es der städtische Haushalt ermöglichte. Auf Nachfrage des MD/AL-Stadtrats, ob das Juze auch eine Aktion zur Kommunalwahl plane, sagte Nico Noller zu: „Wir wollen auf jeden Fall eine Veranstaltung organisieren“, und Luisa Kollak wies darauf hin, dass zwei Vorstandsmitglieder für den Gemeinderat kandidieren.
„Der städtische Zuschuss ist sehr gut angelegt“, fand Stefan Tensing. Der UL-Stadtrat lobte den fachkundigen Kassenbericht und das breite Veranstaltungsspektrum, das alles abgedeckt habe. Viele Vereine hätten Probleme mit Generationswechseln, „umso besser, dass ihr das hinkriegt“, freute sich Jonas Oppenländer. Im Juze habe die ältere die jüngere Generation aufgebaut, betonte der SPD-Stadtrat und würdigte das große ehrenamtliche Engagement der Vorstandsmitglieder, was für Berufstätige und Studierende nicht selbstverständlich sei.