Baden-Württemberg
KI am Beckenrand kann schnell Problem für Datenschutz werden
In neuen Schwimmbädern sorgt oft Künstliche Intelligenz für mehr Sicherheit im Becken. Verwaltungen dürfen dabei aber den Datenschutz nicht missachten, mahnt dessen landeshöchster Vertreter.

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KI-gestützte Überwachung wird in mehreren Bäderbetrieben in Baden-Württemberg angewendet. (Symbolbild)
Von red/dpa/lsw
Mit Mit Künstlicher Intelligenz überwachen Bademeister zunehmend vom Beckenrand aus die Schwimmbäder, um im Notfall wertvolle Sekunden zu gewinnen. Weil die Kameras die Anzahl der Menschen in den Becken und Bewegungsabläufe registrieren, müssen aber aus Sicht des Datenschutzbeauftragten Interessen abgewogen und Gesetze beachtet werden.
„Die Bäder und Verwaltungen unterschätzen das, weil sie sich oft auf Software von der Stange verlassen. Sie müssen aber das Angebot hinterfragen und ihre Hausaufgaben machen“, sagte der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Tobias Keber, in Stuttgart bei der Vorlage seines Jahresberichts. Hier berate seine Behörde grundsätzlich die Verantwortlichen.
Gefragt sei auch der Gesetzgeber. Denn eine moderne Rechtsgrundlage für die Verarbeitung von personenbezogenen Bilddaten durch eine KI gibt es noch nicht. Die derzeit noch geltenden Vorschriften aus dem Landesdatenschutzgesetz seien bei diesem Thema vergleichsweise starr.
Künstliche Intelligenz wird in Schwimmbädern bereits genutzt
KI-basierte Überwachung in den Schwimmbecken ist nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft öffentliche Bäder Baden-Württemberg in mehreren Bäderbetrieben im Einsatz - Tendenz steigend, wie auch Keber sagt. Als Vorreiter gilt das Freudenstädter Panorama-Bad, das seit Sommer 2023 mit Kameras das Geschehen an den Becken im Blick hat und unter anderem die Anzahl der Menschen registriert. So werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Überfüllungen oder einen reglosen Menschen im Wasser hingewiesen.
Auch in Karlsruhe wird es genutzt, Pforzheim bereitet den Einsatz vor, wie Necdet Mantar von der Arbeitsgemeinschaft sagt.
Wie funktioniert das?
Schon seit Jahren gibt es sogenannte Ertrinkenden-Erkennungssysteme. Neu an der KI-gestützten Technik ist die Möglichkeit, bestimmte Bewegungsabläufe vor dem eigentlichen Notfall als Gefahr zu identifizieren. Dazu werden Aufnahmen an einen Server übermittelt, die KI wertet die Bilder dann in Echtzeit aus. Sie kann Bewegungsmuster und damit auch ungewöhnliche Bewegungsmuster erkennen und Signale auf eine Smartwatch spielen - eine intelligente Armbanduhr.
Damit die KI diese Möglichkeit habe, dürften Bewegungsmuster aber nicht zu unscharf sein. „Es ist daher grundsätzlich davon auszugehen, dass es sich bei den Bildaufnahmen um personenbezogene Daten handelt“, sagte Keber. Zudem müssten sich Besuchende im Schwimmbecken bewegen können, ohne von Kameras aufgezeichnet zu werden. Deshalb sei bei öffentlichen Bädern eine Rechtsgrundlage wie im Landesdatenschutzgesetz notwendig.