Kommentar: Mehr als eine Familiensache
Kommentar: Mehr als eine Familiensache
Von Rüdiger Bäßler
Der Drogerieunternehmer Erwin Müller muss seinen drei erwachsenen Adoptivkindern kein Pflichterbe auszahlen. Mit dem Richterspruch endet ein Verfahren, das nicht um des Klatsches innerhalb einer Reichenfamilie willen interessant war. Vielmehr ging es um die Ermittlung der Frage, die Müllers Ehefrau Anita medienwirksam aufgebracht hatte: Wäre die Ulmer Drogeriekette wirklich „platt“, würde diese Zivilklage gegen das Unternehmerehepaar Erfolg haben?
Erwin Müller fungiert innerhalb seiner verzweigten operativen Unternehmen praktisch ausnahmslos als persönlich haftender Gesellschafter. Das ist in dieser wirtschaftlichen Größenordnung selten und grundsätzlich begrüßenswert. Ein Eigentümer und Geschäftsführer, der für alle Schäden und Verluste mit seinem persönlichen Vermögen haftet, agiert verantwortungsvoller. Das zumindest ist die Annahme. In einem wichtigen Punkt aber hat Müller diese Verantwortung bis heute vermissen lassen. Der 91-Jährige hat keinen Nachfolger aufbauen können oder wollen. Auch seinen leiblichen Sohn hielt er nicht zur Leitung des Unternehmens befähigt.
Dass Erwin Müller auf die Nachfolger-Frage keine Antwort gefunden hat und vermutlich auch nicht mehr finden wird, dürfte unter den rund 35 000 Beschäftigten des Unternehmens, die sich um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze sorgen, weiter beunruhigend wirken.