Kommentar: Merz reist hinterher
Kommentar: Merz reist hinterher
Von Wolfgang Molitor
Außenpolitik ist Kanzler-Terrain. Selbst in regierungspolitischer Restlaufzeit. Oder sollte man zutreffender sagen: gerade dann? Schließlich bleibt das Kanzleramt bis zur Wahl der vorrangige Ansprechpartner für Regierungschefs. Mag die Bedeutung der grünen Außenministerin im Wahlkampfmodus auch schrumpfen – der Bundeskanzler bleibt für das Ausland so lange die allererste Adresse, bis das Wahlvolk endgültig den Daumen gesenkt hat. Selbst für einen aussichtsreichen Herausforderer bleibt auf internationalem Parkett da wenig Platz. Olaf Scholz telefoniert mit Donald Trump und Wladimir Putin. Und er besucht Ukraines Präsidenten Wolodymyr Selenskyi. Friedrich Merz reist hinterher. Pünktlich mit der Bahn.
Das ist die diplomatisch geübte Reihenfolge. Denn die Union bestimmt nicht den außenpolitischen Kurs Deutschlands. Solange sich Scholz weigert, der Ukraine womöglich den Kriegsverlauf bestimmende Taurus-Raketen zu liefern, muss sich Merz mit wenig belastbaren Zusagen zurückhalten. An der unabsehbar viele Milliarden Euro schweren Solidarität für Kiew besteht übereinstimmend immerhin kein Zweifel.
Und so wird Merz aus Kiew vor allem Bilder entschlossener Unterstützung nach Hause schicken, die zuallererst seine Eignung zur internationalen Mitgestaltung unterstreichen sollen. Als Regierungschef auf dem Sprung sozusagen. Bis es soweit ist, kommt es auf den Kanzler an.